Andaman Coast Day 1: bis Kapoe

Zum heutigen Tag können wir sagen: drei Moscheen und viele Kopftücher. Nach einem ersten Wat (buddhistischer Tempel) kamen drei Moscheen. Plötzlich trugen viele Frauen Kopftücher. Wie gestern auch riefen uns viele Kinder vom Strassenrand oder aus Gärten heraus „Hello“ zu. Der Verkehr auf der Strasse 4 war mässig, für einen Sonntag gab es aber aus unserer Sicht dennoch etwas viele Lastwagen. Sie transportierten Holz oder Durian-Früchte.
Die Strassenmarkierung wird neu gemacht. Dafür wird abschnittweise die eine Spur gesperrt, darauf steht ein Lastwagen mit Farbe und Werkzeugen. Mehrere Arbeiter sind mit den Schablonen, mit Farbe und einer Art Bohrer (für die Reflektorköpfe zwischen den Mittelstrichen) beschäftigt.

Die muslimische Bevölkerung nimmt gegen den Süden des schmalen Landstreifens zu. Ganz im Süden Thailands ist auch das Konfliktgebiet mit der bewaffneten Auseinandersetzung zwischen Muslimen und Buddhisten. Dort gibt es täglich Tote und immer wieder mal Bombenanschläge. Dieses Gebiet befindet sich jedoch weit südlicher als Phuket, der Endstation unserer Reise. Wir haben gewusst, dass der muslimische Anteil der Bevölkerung sukzessive zunimmt und waren doch überrascht über gleich drei Moscheen auf nur rund 15 Kilometern. Zusammen mit einer heute etwas mühseligen Grundstimmung (Stefanie müde und leichte Magen-Darm-Geschichte, wir fuhren erst um 11 Uhr los, also war es schon heiss, teilweise Verkehr) hatten wir plötzlich Gedanken, die nicht unbedingt motivierten: Wenn hier die Frauen mehrheitlich Kopftuch und lange Kleidung tragen, fallen wir mit unseren T-Shirts und recht kurzen Velohosen unangenehm auf? Dazu kam, dass uns heute die Bevölkerung weniger freundlich als auch schon schien, unser Grüssen wurde weniger beantwortet, es wurde weniger gelächelt. Plötzlich überholte mich aber eine Einheimische in T-Shirt und ebenfalls ziemlich kurzer Hose auf dem Scooter und mir fiel ein, dass Stefanie im Führer gelesen hatte, dass der Anteil muslimischer Bevölkerung die 30% Marke in keiner Gegend Thailands überschreitet. 

Die Stimmung besserte sich, als wir nach 17 Kilometern bereits auf die Unterkunft stiessen, die wir herausgesucht hatten. Das erstaunte uns, auf den Karten war sie nämlich weiter südlich eingetragen. Was unsere Stimmung aber effektiv verbesserte war, dass wir weiterfuhren. In Kapoe (jetzt fällt mir ein, dass dieses Dorf tatsächlich als solches erkennbar ist und einen Namen trägt) finden wir eine Unterkunft. Ein paar Bungalows und ein Restaurant. 

Der Nachmittag: lesen, ein Spaziergang ins Dorf zum Wasser kaufen und Kaffee trinken und Eis essen, später sitze ich auf der kleinen Terrasse und schaue dem Regen zu. Er dauert nicht lange, aber es fällt viel Wasser. Die Abkühlung ist zuerst kaum merklich, ich sitze in kurzen Hosen und T-Shirt auf dem Liegestuhl und die Temperatur ist perfekt. Manchmal driften feine Tropfen in meine Richtung ab. Von der Dachrinne tropft es neben unsere Velos herab. In der bekiesten Auffahrt bilden sich Seen. Die breiten Blätter eines Bananenbaumes schwanken unter dem Gewicht der Wassertropfen und glänzen.

Abends gehen wir ins Restaurant. Ein Mann weist uns einen Tisch zu, dann warten wir, während er jemanden organisiert, der etwas Englisch kann. Die Frau warnt uns vor: thai food, wir nicken, das sei perfekt. Sie holt eine Karte, zögert aber dann, only thai, sagt sie. Wir lächeln und sagen, das sei okay. Nudeln, fragt sie und wir nicken, mit Poulet? Wir nicken nochmals und verhandeln dann noch über die Getränke. Der Mann hat sich hinter uns an einen Tisch gesetzt und trinkt weiter sein Bier. Das muss man sich so vorstellen: Ein Glas voller Eiswürfel, dann das Bier darüber gekippt.  

Bier wird in Thailand oft auf Eis getrunken.

Ducttape ist sowas praktisches…


Katharina

(Bangkok) – Lang Suan – Andaman Coast

Wir sind wieder unterwegs, und wie! 75 km und 989 Höhenmeter quer über den schmalen Landstreifen von Lang Suan zu der Mündung der Strasse 4006 in die 4.
Der Zug heute morgen hatte nur 20 Minuten Verspätung, rund Viertel vor sechs treffen wir in Lang Suan ein. Wir haben den Zug als blauen Punkt auf Googlemaps verfolgt – der Kondukteur schnarchte nämlich im Bett hinter mir und aus dem Funkgerät plärrte eine Stimme. Wir waren auf uns gestellt. Als der Zug bereits verlangsamte, tauchte ein Kollege des Schnarchers auf und wies uns freundlich darauf hin, dass wir demnächst in Lang Suan ankommen würden. Und dann hielt der Zug, öffnete seine Türen und spuckte uns aus dem klimatisierten Innern in die warme Nacht. 

Dem Perron entlang hielten wir auf das erleuchtete Bahnhöfchen zu, an dem für die frühe Stunde erstaunlich viel Betrieb war. 

Die paar älteren Herren, die uns mit zahnlosen Grinsen beim Beladen der Velos zuschauten, waren aber wohl eher Dauer- denn Fahrgäste. Die Velos und unsere Tasche hatte ich schnell entdeckt, allerdings wurden wir noch um 60 Baht erleichtert, bevor wir sie holen durften. Vielleicht beweisen wir manchmal moralisch zu wenig Rückgrat, wenn wir bei undurchsichtigen Kleinbeträgen nur die Augenbrauen heben, aber widerstandslos zahlen. Wir sind ehrlich nur erleichtert, dass alles unbeschädigt und angekommen ist.

Kaffee hat so früh noch keines auf – die Thai trinken keinen Kaffee zum Frühstück. Auf dem Weg in Richtung Strasse 4006 finden wir jedoch Frühstück: Reisgriesbrei, auf einer Art Waffeleisen mit halbkugelförmigen Einbuchtungen gebraten. Es wird in Zucker getunkt. Rohn, sagt der Mann zu uns, als er uns zwei Portionen in Schächtelchen aus Bananenblättern – ein hier oft verwendeter Rohstoff – auf den Tisch stellt. Wir verstehen: heiss. 

Frühstück: Reisgriessbrei gebraten, mit Zucker.


Ein paar hundert Meter weiter kommen wir doch noch zu einem Kaffee, oder eher einem süssen Heissgetränk mit Geschmack nach gerösteten Haselnüssen. Ich fands sehr fein. Dazu gab es eine Tasse Tee. Das hatten wir früher schon mal, irgendwie scheint das manchmal dazu zu gehören.

Lang Suan befindet sich an der Ostküste des schmalen Landstreifens (Siam Golf), der zu Thailand gehört und in Richtung Süden verläuft. Nicht die ganze Landzunge gehört zu Thailand, weiter unten kommt Malaysia, bis schliesslich die Zunge in Singapur endet. Mehr oder weniger horizontal fuhren wir in Richtung der Westküste (Andaman Sea) quer durch den Gebirgszug, der entlang der Landzunge in Nord-Süd-Ausrichtung verläuft. 

Der Verkehr auf der 4006 ist okay, teilweise fahren sie aber sehr schnell. Eine doppelte ausgezogene Linie bedeutet hier: mach was du willst. Und das tun sie. Wir haben mehrere halsbrecherische Überholmanöver gesehen, zum Beispiel ein Pickup, der vor einer Kuppe einen Lastwagen mit Anhänger überholt. Einmal kam mir plötzlich ein Lastwagen auf meiner Strassenseite entgegen, der einen anderen Lastwagen überholte. Ich bin erschrocken, richtig brenzlig war die Situation nicht. Wir haben aber danach gewusst: Velos gelten nicht als Gegenverkehr. 

Die Landschaft ist herrlich! Wir fuhren die ganzen 75 Kilometer in einer Waldschneise, um uns herum Bananen-, Papaya- und Durianbäume, verschiedene Palmen. Die ganze Strecke ist mehr oder weniger bewohnt, Dörfer wechseln sich mit Einzelhäusern, Garagen und Neubauten ab. Oft bauen sie hier etwas wie Garagen, mit grossen Rolltoren. Aber das kann nachher auch ein Wohnhaus werden, beim Vorbeifahren sieht man direkt ins Familienleben hinein, eine Grossmutter liegt auf einem Ruhebett und passt auf ein Kind auf, ein paar Hühner streiten sich im Staub vor dem Haus, ein Mann hängt Wäsche auf Kleiderbügel zum Trocknen auf. Die Strasse geht auf und ab, wir kommen gut voran. Die Anstiege sind kurz, leicht bis mittel steil. Das Wetter ist heute gnädig, bedeckt und nicht sehr heiss. Allerdings wird hier gerne gezündelt. Am Strassenrand brennt häufiger eine Ansammlung nicht immer identifizierbarer (und auch nicht immer brennbarer) Sachen mit organischem Material gemischt. Auch in der Ferne steigt hie und da eine Rauchsäule auf. Die Luft ist gräulich durchzogen und mit jedem Atemzug riechen wir das mottende Feuer.


Bei 30 Kilometern halten wir an einer Tankstelle, die sich noch im Bau befindet. In einem kleinen Shop daneben kaufen wir uns einen kalten süssen Kaffee. Danach gehe ich auf die Toilette: Die ist nigelnagelneu, bereits fertig, aber leider fehlen noch die Türen… 


Um halb zwölf sind wir in Phato und haben bereits 50 Kilometer in den Beinen. Ich muss ab und zu stehen bleiben, mich umsehen und ein Foto oder zwei machen. Nach den Anstiegen bietet sich oft ein weiter Blick über das bewaldete Tal, teilweise mit plantagenartigen Anlagen, aber doch recht biodiversitätsfreundlich. Lastwagen und Pickups mit Früchten überholen uns, oft mit Durian. Die Käsefrucht stinkt so fürchterlich, dass sie teilweise in Hotels nicht mitgebracht werden darf. Sie soll eine Konsistenz wie Camembert haben und sehr fein sein. Bis jetzt konnten wir uns noch nicht zum Probieren durchringen, weil man immer gleich eine ganze Frucht kaufen musste. Gut – ich habe schon mal ein Eis mit Duriangeschmack gehabt. Das muss nicht wiederholt werden.


Phato ist ein grösseres Dorf links und rechts der hier sehr breiten Strasse. Tankstelle, Cafés, Garagen, Läden, Suppenküchen. Wir verständigen uns mit einer Frau auf eine Suppe mit Nudeln und Fleischbällchen und sitzen bald gemütlich beim Essen. Draussen regnet es ungefähr eine Viertelstunde lang. Danach gönnen wir uns im Café Amazon noch einen Eiskaffee. Auf jeder Velotour braucht es einen special treat, eine spezielle Belohnung. Für Thailand ist es definitiv der Eiskaffee: Kaffee mit gesüsster Kondensmilch über Eiswürfel gekippt mit Schaum. Sowas feines, aber leider immer so schnell vorbei. 


Zwischendurch gibt es wieder eine Polizeikontrolle. Wir hatten schon eine Handvoll davon. Damit man verlangsamt, sind entweder Wulste im Boden angebracht oder Bauelemente, dass man Slalomfahren muss. Vor einem Checkpoint stehen ein paar bewaffnete Uniformierte. Bis jetzt war es immer so, dass die Polizisten oder Soldaten uns schon von weitem kommen sahen, sich anstiessen, grinsten, die Daumen in die Höhe hielten und uns durchwinkten. Auch diesmal bremste ich ab, setzte ein freundliches Lächeln auf, rollte im Schritttempo auf den Officer zu, grüsste auf Thai, der Typ – sieht aus wie 15-jährig – verzieht keine Miene. Ich frage mich noch, ob ich den Spot hätte einpacken sollen. Als ich schon fast auf seiner Höhe bin und mir überlege, ob ich anhalten soll, kommt die erlösende Geste und er winkt mich durch. 

Anfahrt auf die Polizeikontrolle. Ich traute mich nur, aus weiter Entfernung ein Bild zu machen.


Mir läuft es weiterhin gut, ich kann gar nicht erklären, warum. Stefanie hat einen komischen Bauch und tut sich etwas schwerer. Die Strasse hat in den letzten 25 Kilometern weniger Steigungen und vor allem nur noch leichte. Dazwischen kommen wir gut voran. Die Abfahrten können wir geniessen, da sie relativ lang sind und kein starkes Gefälle haben. Es macht nämlich keinen Spass, sich hochzukämpfen und dann beim Runterbremsen zu bibbern. Fürs Hochkämpfen möchte man mit einer netten Abfahrt, Wind im Helm und etwas Abkühlung belohnt werden.
Insofern also ein gelungener Tag: eine anständige Kilometerzahl, eine schöne Landschaft mit genügend Essensmöglichkeiten, gute Anstiege mit tollen Abfahrten und am Ende eine Unterkunft direkt am Weg. Endlich duschen! Wir sind nämlich vom roten Staub ganz braun geworden und wenn man Schweiss am T-Shirt abwischt, hinterlässt man braune Spuren…
Abends essen wir im Restaurant, das die Mutter von der Frau führt, die die Zimmer hier vermietet. Essen bestellen geht hier oft so (wenn sich die Leute nicht hinter einer englischsprachigen Menukarte verstecken):

Sie: Was wollt ihr essen, Reis, Nudeln?

Wir: Reis

Sie: Mit etwas Huhn oder Schwein?

Wir: Huhn klingt gut. Vielleicht mit einem Ei?

Sie: Ei passt, Gemüse auch?

Wir: Gemüse ist super.

Dann setzen wir uns.

Wir schätzen die Küche hier enorm und auch die kleinen Restaurants. Obwohl es eine Karte gibt, die oft an der Wand hängt und nur auf Thai ist, bestellen viele Leute so wie wir oben. Natürlich verstehen wir es nicht, aber wir haben die Gespräche oft verfolgt. Und das erklärt mir auch, warum die Menukarten von chinesischen oder thailändischen Restaurants in der Schweiz immer an die hundert Positionen aufweisen. Weil sie mangels „Bestellkultur“ (siehe oben) alle Möglichkeiten abbilden müssen. Aber im Prinzip ist es einfach, soweit wir hier beobachtet haben, gibt es folgende Möglichkeiten:

Reis oder Nudeln sowie Suppe

Reis und Suppe ist ein Frühstück

Reis oder Nudeln gebraten, wahlweise mit Schwein, Rind, Geflügel, Shrimps oder gemischt, ein Ei untergeschlagen oder ein Spiegelei dazu, mit oder ohne Gemüse

das Fleisch kann auch unter den Reis/die Nudeln gerührt sein; Reis kann auch nicht gebraten, sondern nur gekocht kommen, dazu die Sauce obenauf (mit Nudeln haben wir das noch nicht beobachtet)

Nudeln in Suppe geht mit den gleichen Fleischsorten/Gemüse/Ei

Wir sassen da und nach zehn Minuten kam das Essen, das kalte Chang-Bier liess die Gläser anlaufen, die Eiswürfel haben wir weggelassen, das Essen duftete super und mit der ersten Gabel schauen wir uns an und sind so unglaublich zufrieden. 

Katharina

Ayutthaya – Bangkok

Der nächste Zug, fragt mich die Frau am Bahnschalter in Ayutthaya, als ich für zwei Personen und zwei Velos Tickets nach Bangkok kaufen will. 1027, schiebt sie noch hinterher und ich werfe einen schnellen Blick auf die Bahnhofsuhr: 10 nach. Ich nicke und zahle 15 Baht pro Person für gut anderthalb Stunden bis Bangkok (ca. 40 Rappen). Die Velos kosten rund viermal soviel. 

Auf dem Perron in Ayutthaya.


Das Verladen muss schnell gehen, der Zug hält nur für eine Minute. Ein Bahnmitarbeiter zeigt uns, wo auf dem Perron wir warten sollen. Er selbst bringt mit einem Sackkarren einen grossen Sack, der ebenfalls verladen wird. Dann lehnen die Velos im Transportwagen und wir werden in den Wagen mit den Sitzabteilen geschickt. Dort ist leider alles besetzt, nur neben einem kahlrasierten Herrn ist noch frei, aber leider keine Option: Er ist ein Mönch. Ich setze mich kurzerhand auf unsere grosse schwarze Tasche mit vier Saccochen drin, was die Frau neben mir auf dem Sitz zum Lachen bringt. Dann winkt mir jedoch Stefanie. Ihr gegenüber ist eine Frau aufgestanden, die nun mit einem Korb voller Esswaren durch den Gang geht und Sachen verkauft. Ich schiebe die Tasche etwas aus dem Gang, aber der Raum zwischen zwei Waschbecken ist ausgefüllt mit einem Sack voller Fische und etwas, das wie Güetzi aussieht sowie anderen Sachen.

Wir fahren 3. Klasse, der Wagen ist nicht klimatisiert, an der Decke drehen Ventilatoren. Durch die geöffneten Fenster kommt ein warmer Luftzug herein, aber Hauptsache Luftzug. Draussen zieht die thailändische Landschaft vorbei. Flaches Land. Der Bummler hält an jedem Bahnhof, lange fährt der Zug an einer Baustelle vorbei. Vermutlich wird eine Autobahn gebaut, der Zuglinie entlang. Vermummte Arbeiter und Arbeiterinnen, Schüler auf Scootern, im Zug werden wieder Esswaren und Getränke verkauft.

So vermummt arbeiten viele Leute draussen.

Hinter mir sind vier Abteile für Mönche reserviert.


Je näher wir Bangkok kommen, desto mehr Einheimische steigen aus. Am Ende sind es noch hauptsächlich Touris, die bis ins Zentrum fahren. Wir haben rund zehn Minuten Verspätung, weil der Zug an einer Verkehrskreuzung halten muss. Autos, Lastwagen und Scooter fahren vor dem Zug vorbei, unsere Stimmung schwankt zwischen genervt (heiss) und belustigt, weil bei uns die Autos warten müssen und nicht der Zug. Häuser und Hütten sind eng an die Geleise gebaut und man sieht in HInterhöfe, schmale Gassen, teilweise in Wohnzimmer hinein. Manche der Touris scheinen etwas erschüttert, wir sind es mittlerweile gewohnt. Beim Velofahren haben wir in so manchen Haushalt hinein gesehen. Obwohl ich sagen muss, dass diese Haushalte auf dem Land weniger ärmlich wirken, rein weil sie nicht so zusammengedrängt sind.

In Bangkok wartet Stefanie mit den Velos, ich suche das DOB-Gebäude, um unsere Tickets für den Nachtzug abzuholen. Nach etwas Suchen finde ich es, das heisst, ich sehe es: Auf der anderen Seite einer wirklich schlimmen Kreuzung, bei der die Autos aus mehr als vier Richtungen kommen. Ich setze ein paar Mal mein Leben aufs Spiel, indem ich beherzt in den Verkehr reinlaufe, aber es klappt. 

Bei der Gepäckstation ist viel los. Eine junge Frau kommt auf uns zu und fragt, ob sie uns helfen kann. Und dann geht es wieder los mit Zetteln ausfüllen und Pass hervorkramen und Doppel erhalten und zahlen. Wieder können wir das Velo nicht mit unserem Zug mitnehmen, es wird rund zweieinhalb Stunden vor uns abfahren. Mit einer alten Zahnbürste streicht die Frau eine weisse Masse auf einen Stück Karton mit Loch, klebt einen Zettel darauf und hängt je einen davon an die Velos und an die Tasche. Als ich mich interessiert über den Becher beuge, sagt sie, it’s made from flour, aus Mehl. 

Da stehen unsere Velos mit ihren Etiketten und warten auf das Verladen.


Rund fünf Stunden bleiben uns noch bis zur Abfahrt unseres Zuges. Wir machen einen kurzen Spaziergang etwas weg vom Bahnhof, landen aber zwischen Chinatown und Speditionsviertel, alles ist voller Verkehr, Lastwagen, Stau, Menschen, Kartonschachteln und wir haben schnell genug. In einer Zwischengasse finden wir einen Suppenstand und ziehen uns auf das vertraute Terrain zurück. Danach gönnen wir uns am Bahnhof eine stündige Fussmassage, danach einen Kaffee mit Waffel/Banane/Honig und Schokoladensauce, ach ja, und Glace, und irgendwann ist es dann auch halb sieben und wir schauen nach dem Zug.

Gedenkstätte für den König in der Bahnhofshalle in Bangkok. Kondolenzbücher. Im Unterschied zu Buddha darf man dem König offenbar die Füsse entgegen strecken – beim Fotografieren.


Der steht schon am Geleise, leider hat bei der Buchung unsere erste Priorität, eine eigene Kabine, nicht geklappt und wir finden uns im Grossraumwagen mit einer deutschen Reisegruppe wieder. Der Zug ist deutlich älter als derjenige, den wir bei der letzten Nacht hatten. Keine Steckdosen am Bett und keine Lampe, dafür die Vorhänge schön hellblau mit eingestickter Bett-Nummer. Ein asiatischer Mann lädt eben vier Sacchochen und sein Velo in den Zug. Seine Frau sieht unsere Helme und fragt, ob wir auch mit dem Velo unterwegs wären.  Ich. nicke und sage, uns hätte man aber erzählt, wir könnten das Velo nicht in den Zug mitnehmen…  Sie kann nicht verstehen, warum uns das gesagt worden ist.


Bei der ersten Station nach Bangkok steigt eine Frau ein und setzt sich auf den Platz gegenüber. Sie hat kurzgeschorene Haare wie eine Nonne, aber die Kleidung ist nicht eindeutig. Jedenfalls fragt sie interessiert, wohin wir fahren würden und wir kommen ins Gespräch. Ihr Englisch ist ziemlich gut, auf meine diesbezügliche Frage erklärt sie, sie habe vor zwanzig Jahren in Amerika ihren Master in Business etwas gemacht. Zusammengefasst ein paar interessante Dinge, die sie erzählt hat.

Das thailändische Volk komme auch gut einige Zeit ohne König aus, obwohl er das Volk in seiner Regierungszeit stark zusammen gehalten habe und wirklich ein grosses Vorbild sei, auch nach seinem Tod. Er habe aber mit der Regierung usw. nichts zu tun gehabt. Er schaue mehr so, wo bräuchte es Unterstützung, auch finanzielle, und greife dort ein. Diese königlichen Projekte laufen neben den Regierungsgeschäften her und bestehen über den Tod des Königs hinaus.

Über meine Frage nach den kopflosen Buddha-Figuren in Ayutthaya, die sie nicht beantworten kann, erzählt sie mir aber, dass viele Buddha-Figuren ein Loch im Kopf hätten, mit einem Deckel. Dort hätten die Menschen früher ihre Wertsachen versteckt. Ausserdem erklärt sie, dass bei alten Buddha-Figuren der Wert danach bemessen werde, wie lang die Distanz von einem Knie zum anderen (er ist ja meist in der Meditationshaltung) sei, bei wertvollen Figuren könne das um 10’000 Dollar pro Inch betragen.

Ich frage, warum es in Bangkok viel mehr schwarz angezogene Menschen habe als auf dem Land oder in Städten wie Chiang Mai und Chiang Rai. Die Frau erklärt, in Bangkok habe es viele offizielle Ämter und Staatsangestellte, für die gelte eine jährige Trauerzeit inkl. schwarzer/weisser Kleidung. Daher seien die Menschen in Bangkok viel stärker sensibilisiert als anderswo. Dort hätten die Menschen bestimmt auch anfangs schwarz getragen, aber seien mit der Zeit wieder zur üblichen Kleidung übergegangen, weil man halt einfach nicht so viele verschiedene schwarze Kleider habe. Sie sieht das offenbar sehr pragmatisch.

Als wir unsere leeren Teller zurückbringen, wir haben wiederum am Platz gegessen, aber der Steward war ein bisschen überfordert mit der Menge an Bestellungen, quatschen mich zwei junge Männer an, die aus der Slowakei kommen. Sie waren drei Tage in Bangkok und buchten die anschliessende Reise mit dem Zug und der Fähre auf eine Insel und dann noch auf eine weitere und zurück zum Flughafen über die Touristinformation. Dafür hätten sie 290 Euro pro Person bezahlt und fühlten sich verarscht. Ich überschlage im Kopf, was wir so an Übernachtungen hatte und finde eigentlich, das könnte hinkommen. Sie haben aber bereits für den Zug über 2000 Baht bezahlt, wir knapp 800. Ich erkläre, ich verstünde hier längst auch nicht immer alle Berechnungen. Wir plaudern ein bisschen über Thailand. Sie waren vorher noch nie aus Europa raus und dann sei Thailand schon sehr anders. Ich denke, also ich fands es in der Ukraine und in der Republik Moldau manchmal sehr ähnlich wie hier… Und dort konnte ich mich über Russisch und sieben Worte Rumänisch besser verständigen als hier…

Katharina

Ayutthaya

Dank vierzig Minuten Verspätung kommen wir in der blauen Stunde an. Die Dämmerung ist zwar eher leicht rosa, grau-rosa. Unsere Velos stehen mit der Tasche bei einem Stapel Kisten und Pakete, obwohl wir fest daran geglaubt haben, dass es klappt, sind wir erleichtert. Wir beladen und fahren durch das morgendliche Ayutthaya zur Unterkunft.Ein Mönch am Strassenrand, unter einem bereits wieder angefressenen Mond. Über eine grosse Brücke fahren wir auf die Insel, die Innenstadt. Die breiten, dunklen Strassen sind noch recht leer. Drei Hunde kratzen sich auf einer Verkehrsinsel, hie und da hört man jemanden wischen. Im Gebüsch links bewegt sich ein Mann, spuckt? pinkelt? Die Luft ist um die 25 Grad warm, es ist knapp vor sechs Uhr morgens. Es wird so schnell Tag, wie es abends Nacht wird. Eine grössere Gruppe von Hunden, sieben, acht, unter einem überlebensgrossen Bildnis des Königs, Tuktuks schon ohne Licht, hinter uns zartrosa Streifen am Horizont. Wir fahren durch die noch geschlossenen Ruinen, deretwegen wir hier sind. Ayutthaya, während 35 Königen die königliche Stadt, der Ort, wo das thailändische Königreich geboren wurde. Bis 1767 die Burmesen alles verwüsteten. 

Am Strassenrand tischen Leute Frühstück auf, die Thai essen ja auch die erste Mahlzeit oft auswärts. Wir erreichen das Hotel und das Wunder geschieht: Knapp nach sieben Uhr morgens dürfen wir einchecken, duschen, danach sogar frühstücken.

Kurz vor sechs Uhr morgens in Ayutthaya.

Juhu, unsere Velos sind da!


Um acht sind wir bei den Ruinen, schauen uns aus Ziegelsteinen gemauerte Überreste stolzer Chedis und Wats an, die Sonne brennt schon wieder herab. Der Eintritt ist bis Ende Januar frei – der Grund ist der Tod des thailändischen Königs vor einem guten Monat. Nach dem dritten Tempel realisieren wir, dass es oft etwas ähnlich aussieht: die Mauerreste in weitläufigen Grünflächen mit Bäumen. Viele Buddhastatuen sind ohne Kopf und oft sind es ganze Arsenale an Beinen und Oberkörpern, die nebeneinander liegen. Eindrücklich ist der wohl schon Millionenfach fotografierte Buddhakopf, der in den Wurzeln eines Bodhi-Baums eingewachsen ist. Unter dem Bodhi-Baum hat Buddha der Legende nach seine Eingebung gehabt.

Touristen reiten auf Elefanten an uns vorbei. Auf den ersten Blick sieht es imposant aus, das orane-gelbe Tuch, der Kopfschmuck, der breite Sitz für zwei Personen mit dem Schirm. Auf den zweiten Blick ist es erbärmlich. Der Elefant schleifte den Rüssel dem Boden entlang und machte ständig Bewegungen mit dem Mund. Beim Elefantencamp hatten sie uns erzählt, dass europäische Menschen in der Regel zu schwer sind für Elefanten, geschweige denn zwei europäische Menschen. Ich mochte nicht lange hinschauen, es machte mich traurig.


Eindrücklich ist der über vierzig Meter lange liegende Buddha. Wir trinken Kaffee und flüchten danach vor der Hitze und der Müdigkeit für einen Moment ins Zimmer. Wir müssen etwas Schlaf nachholen – im Zug hatte die ganze Nacht das Licht gebrannt. Trotz zugezogenen Vorhängen war es deshalb eher eine unruhige Nacht gewesen. 


Zum Abendessen streunen wir auf der Strasse umher in Richtung Ruinen und stellen fest, dass die Essstände alle schon zuammengepackt haben – wie die Touristen. Ich entdecke aber etwas viel besseres: Über einem schmalen Haus aus Beton mit einer grossen Glasfront ist eine Dachterrasse zu erkennen. Einfache Holzstühle und -tische, eine Sicht auf die umliegenden Dächer und den Kabelsalat zwischen zwei Masten, breite Blätter von Bananenstauden und unbekannten Bäumen, am Horizont geht die Sonne unter. Das Licht ist ganz weich, lässt die goldenen Giebel eines Wats weiter hinten noch einmal leuchten, drei Mönche in orangen Kutten sind zu sehen. Obwohl das Restaurant (und Cafe Hunsa) direkt an der Strasse liegt, ist vom Verkehrslärm nicht mehr viel zu hören.

Und dann sitzen wir da und essen unseren Thaifood, schnell wird es um uns herum Nacht. Erste Geckos wagen sich ins Freie, schiessen auf Hauswänden herum, Vögel geben Laute von sich und fliegen auf, erste Fledermäuse. Die Musik ist wie oft hier etwas zu laut, ein anderes Pärchen kommt noch, ansonsten kommen keine weiteren Gäste. Die Einheimischen sitzen im unteren Stock unter der Klimaanlage. 



Ich weiss noch nicht genau, was es ist, was mich an diesen tropischen Nächten anzieht. Es wird früh dunkel, das heisst, ein normaler Teil des Lebens findet statt, während es schon dunkel ist und nicht erst das Nachtleben. Da sind die breiten Blätter des Bananenbaumes, die sich gegen den rot und gelb verfärbten Himmel abzeichnen, die Tiere, die Hunde, die sich am Strassenrand bewegen, die Geckos, die Geräusche, die man tagsüber nicht hört. Es ist die Luft, die noch immer warm ist, aber sehr angenehm, nicht mehr so brennend wie tagsüber. Es scheint hier etwas in der Luft zu liegen, ein Potenzial. Träume und schweifende Gedanken scheinen hier mehr Raum zu haben, vielleicht weil so viel vom Leben draussen stattfindet?

Katharina

Chiang Mai – Ayutthaya

An diesem letzten Tag in Chiang Mai schlafen wir länger als sonst – bis acht Uhr. Auschecken muss man erst um zwölf Uhr und wir gönnen uns einen relaxten Morgen. Nach dem Frühstück packen wir und merken erst jetzt, wie sandig der Boden unter den Saccochen geworden ist… Wir lassen dem Zimmerpersonal ein Trinkgeld da und die Hälfte der Tasche mit Nahrungsmitteln, die wir am ersten Abend bekommen haben. Nicht alles eignet sich, um in Saccochen transportiert zu werden…
Mit einem Tuktuk fahren wir zum Bahnhof, um unser Ticket abzuholen. Wir haben über eine Agentur gebucht, direkt buchen kann man nicht. Die Agentur hat unsere Tickets gekauft und in einem Hotel gegenüber vom Bahnhof hinterlegt. Der Bahnhof hat eine Handvoll Geleise, einen Warteraum nur für Mönche, ein paar Läden mit Nahrungsmitteln und Getränke, kioskartig, Gepäckaufbewahrung, zwei Schalter für Information und Tickets sowie ein paar Tuktuk-Fahrer vor dem Haupteingang, die einen unbedingt fahren wollen. 

Warteraum nur für Mönche.


Wir finden das Hotel schnell und obwohl die Frau an der Reception irritierend lange in ihren Unterlagen blättert, als ich ihr den Voucher hinstrecke, findet sie schliesslich unsere Tickets. Am Bahnhof fragen wir, wie es mit den Velos geht. Für sie kann man weder reservieren noch Tickets kaufen, soweit wir vorgängig herausfinden konnten, muss man am Gepäckschalter zahlen und hoffen, dass sie das Velo mitnehmen. Die Frau am Informationsschalter sagt sofort, unser Zug habe kein Gepäckabteil (cargo coach). Die Velos müssten mit dem Zug um 17 Uhr fahren, wir sollen uns beim Gepäckschalter melden. Dort heisst es, die Velos müssten auf den 15.30 Zug, wir müssten um 14.30 Uhr da sein. Also mit dem Tuktuk zurück zum Hotel, Velos aus der Garage holen, Gepäck montieren und endlich endlich wieder Velofahren. Mit dem Velo dauert der Weg fast weniger lang als mit dem Tuktuk. Und es stinkt bedeutend weniger.

Der Gestank ist für mich das Hauptproblem beim Tuktuk. Der Sitz ist leicht nach hinten gekippt, dass man nicht aufrecht sitzt, so liegt man halb mit angewinkelten Beinen, denn für die ist ja zu wenig Platz, damit hat man aber den Kopf ziemlich gerade über dem Auspuff – und der stinkt. Was sie genau verbrennen, weiss ich nicht, aber ich tippe auf einen Zweitaktmotor, und nicht auf die neueste Generation (falls es davon neue Generationen gibt). Ich habe versucht, eine Beschreibung für den Geruch zu finden, es hat etwas säuerliches, weiter bin ich nicht gekommen. Ich möchte dann durch die Nase einatmen, damit das Gewebe dort möglichst den Feinstaub herausfiltert, aber da es so stinkt, öffne ich den Mund, wodurch ich wiederum den ganzen Feinstaub abkriege… Ein Dilemma. Schlimm ist es jedoch hauptsächlich deshalb, weil der Verkehr so dicht ist. Wenn das Tuktuk richtig fahren kann, stinkt es nicht halb so schlimm. Aber das ständige Stop-and-go führt dazu, dass man richtig in den Abgasen sitzt. Der zweite negative Punkt über das Tuktuk-Fahren ist, dass man wenig von der Umgebung sieht. Das Dach kommt so weit herunter, dass man eigentlich nur die Strasse zu beiden Seiten sieht und kaum die Häuser am Strassenrand. Item.

Am Bahnhof verpacken wir die Saccochen in die grosse Tasche und zahlen 480 Baht für die beiden Velos und die Tasche. Es ist alles etwas unklar, plötzlich kostet es mehr als sie uns zwei Stunden vorher gesagt hat. Ich zahle aber einfach, es gibt keine Alternative. Und 480 Baht sind irgendwo im Bereich von 13 Franken. Zwei Männer beladen den Seitenwagen eines Rollers mit zusammengefalteten Kartonkisten, zwei andere, offensichtlich Mitarbeiter der Gepäckabteilung, essen etwas aus Styroporschachteln, verschiedene Leute bringen Pakete oder holen welche ab. Wir stehen etwas komisch am Rand des Treibens und wissen nicht so recht, was wir tun sollen. Ich habe zwei Abrisse von Formularen zum Abholen der Velos und der Tasche bekommen, aber die drei Objekte haben keine Zettel dran. Wird es klappen? Werden unsere Sachen in Ayutthaya auf uns warten, wenn wir morgen früh um fünf dort ankommen? Es ist wieder einmal diese Situation, die man unterwegs immer wieder hat. Wir sind gezwungen, Vertrauen zu haben in diese Menschen und in die hiesigen Strukturen, dass alles klappt, dass die Velos nicht beschädigt werden und das Gepäck alles da ist, dass sie es auf den richtigen Zug bringen und am richtigen Ort ausladen. Wir können nicht alles kontrollieren. Wir können nur Vertrauen haben und ein bisschen hoffen, dass es gerechtfertigt ist. Im Grunde genommen sieht ja alles auch recht solide aus, es gibt Formulare und Abrisszettel und schliesslich wurden ja auch noch die Velos und die Tasche mit Zetteln versehen. Wobei wir nicht verstehen, was draufsteht. Worte in Thai und ein paar Zahlen. Wir stehen noch eine Weile herum, dann raffe ich mich auf und sage zu Stefanie, komm, wir gehen Kaffee trinken. Es wird schon gut gehen.

Da stehen unsere Velos und warten.


Dreieinhalb Stunden bleiben uns noch, wir trinken Kaffee und essen ein scharfes Essen, schlendern dann auf der Suche nach einem Massagesalon in Richtung Innenstadt, aber wenn man mal einen bräuchte, ist gerade keiner da, also wieder zurück und nochmal Kaffee, diesmal mit Kuchen. Später kaufen wir uns noch Wasser für in den Zug und nutzen die Gelegenheit, im 7-11 Supermarkt Geld zu wechseln. Wir haben nämlich herausgefunden, dass die lauter Hunderternoten zurückgeben, wenn man Kleinigkeiten mit einer 1000-Note zahlt. Die sind hier ziemlich unpraktisch, wenn man nicht gerade ein Abendessen oder eine Massage zahlen will. 
Und dann steht da unser Zug, Abfahrt um 18 Uhr in Richtung Bangkok. Mehrere uniformierte Leute stehen in einer Reihe, die Hände auf dem Rücken und hören zwei ebenfalls Uniformierten zu. Wir grinsen, das muss das Zugpersonal sein. Die Ansprache dauert eine Weile und wir fragen uns, ob sie wirklich was vom Speech mitbekommen. Sie sehen mässig motiviert aus und hinter ihnen dröhnt eine Lokomotive. 


Unser Wagen ist fast zuhinterst und wir müssen fast dem ganzen Zug entlang gehen. Wir haben „Klasse II, Ladies only“ gebucht und finden schnell unsere bordaux-roten Sitze. Die Betten sind noch nicht gemacht, die breiten Sitze sehr praktisch. Der Wagen füllt sich nach und nach mit vorwiegend ausländischen Frauen, einige junge Mädels aus Frankreich, eine Gruppe älterer französischsprechender Frauen, ein paar Asiatinnen. Punkt 18 Uhr rollt der Zug aus dem Bahnhof, durch die Scheibe sehen wir, wie die Sonne untergeht. Zehn Minuten später ist es dunkel. Der Mond hängt wie eine Orange niedrig über dem Horizont.


Wir bestellen Essen und Trinken bei einem Kellner, der vorbeikommt, schreiben dann Blog, lesen. Ich denke an die Velos und die Tasche und wie sie hoffentlich in einem Zug rund zwei Stunden vor uns unterwegs sind. Sie werden in Ayutthaya auf uns warten.  

Katharina

Chiang Mai day 4

Wir sind heute früh auf den Beinen, um 8:30 Uhr verlassen wir das Hotel mit einem Sack Wäsche unter dem Arm. Das Hotel wäscht ja auch, aber pro Stück und in der Stadt wird pro Kilo gewaschen, und somit haben wir uns für die Stadt entschieden, da wir 1. schon mal das Hotel waschen liessen und wir 2. weniger dreckige Sachen jetzt hatten.Gleich um die Ecke, ca. 200m entfernt gibt es einen Waschservice. Heute Abend wird es fertig sein und 80 Baht kosten, also ca. 2 CHF.

Im Anschluss nehmen wir ein TukTuk und lassen uns zum Busbahnhof bringen, also zumindest denken wir das. Als dann der Fahrer in eine andere Richtung fährt, sagen wir nochmals, wo wir hin wollen. Ach so dort hin, okay also wieder zurück und raus aus der Stadt. Als wir dann mal selbst auf GoogleMaps schauen, sind wir ein Stück entfernt vom Busbahnhof. Da wir sagten, wir wollen auf den Doi Suthep (den Hausberg von Chiang Mai), hat er die weiter entfernter Busstation angefahren, was natürlich mehr kostete. Gut also wir zahlen. Wir haben zwei totale Anfängerfehler gemacht: 1. muss man genau wissen wo man hinwill, 2. muss vorher der Preis dorthin verhandelt werden (beides wissen wir eigentlich, aber waren zu faul…). Nun dafür kostet die anschliessende Fahrt mit dem Songthaew nur 40 Baht, um auf den Berg zu kommen. Die Fahrt ist kurvenreich, dazu kommt, dass wir mal wieder längs der Fahrtrichtung sitzen und somit wird uns schlecht. Oben angekommen, stürzten wir uns wie alle anderen auch ins Getümmel und schauen uns den Tempel (welcher für die Thais eine grosse Bedeutung hat) an und staunen über die Art und Weise, wie die Thais dem Buddha ihre Ehre und Anbetung erweisen. Es ist so still wie im Kölner Dom (also nicht) und dementsprechend finde ich es gar nicht heilig. Dazu kommen die weniger oder mehr rücksichtnehmenden Touristen. Der Tempel selbst ist schön, alles sehr filigran gearbeitet, mit Gold überzogen und eine grosse Anzahl verschiedener Buddhas.


Das Dunkelgrüne sind gerollte Bananenblätter.

Schuhe aus vor dem Tempel.


Als wir wieder aus der Tempelanlage kommen, schauen wir uns Chiang Mai noch von oben an, die Aussicht auf die Stadt ist gut, die Berge sind nicht zu sehen, da es in der Ferne dunstig ist.

Die Menschen strömen immer in grösseren Gruppen die lange Treppe hinauf, welche zum Tempel führt, da entscheiden wir, dass wir wieder runter gehen. Wir suchen ein Songthaew und finden eines, welches uns Downtown bringt. Als ich zahle, sagt er 180, ich gebe ihm 200 und er bedankt sich und weg ist er. Ich sehe Verlust da und denke, so bekommt man sein Trinkgeld auch zusammen. Wir sind froh, das wir bald wieder auf unseren Velos sitzen und auf den schwierigen ÖV in der Stadt nicht mehr angewiesen sind.

Nach einem heissen, ca. 1,5 km langen Fussmarsch sind wir dann wieder im Hotel. Wir duschen, relaxen kurz, denn um 14 Uhr werden wir von Vannee abgeholt, bei der wir einen Kochkurs gebucht haben.

Wir werden also von einer älteren, kleinen Frau in der Lobby des Hotels abgeholt und nach draussen zu einem Auto begleitet. Im Auto sitzt schon eine Frau ähnlichen Alters am Steuer und begrüsst uns mit Sawadee kah. Vannee sagt uns, dass wir jetzt zu einem lokalen Markt fahren, einer der ältesten in Chiang Mai, geöffnet von 3 Uhr bis 20 Uhr. Wie üblich wird das Auto auf Minusgrade heruntergekühlt, wenn man schon eine Klimaanlage hat, muss die ja auch genutzt werden. Die Frau fährt gemächlich los und Vannee gibt auf Thai Anweisungen, bzw. wir vermuten es, wo und wie die Frau fahren müsste. Sie reden wild durcheinander und wir lachen immer wieder, auch wenn wir nichts verstehen, die Sprache ist so lustig, wenn sie so schnell wie bei diesen beiden gesprochen wird. 

Auf dem Markt kaufen wir ein paar Dinge ein und Vannee erklärt uns dies und das. Zum Beispiel lassen wir frische Kokosnuss raspeln und dann mit Wasser zusammen pressen. Daraus entsteht Kokosmilch und Kokossahne.

Geraspeltes Kokosfleisch wird mit Wasser übergossen und gepresst. Dadurch entsteht Kokosmilch und -Sahne.

Das ausgepresste Kokosfleisch wird den Hühnern gefüttert.

Verschiedene Currypasten, maschinell gemörsert.


Der Markt bietet frische Zutaten, von Gemüse über Fleisch (inkl. Fisch, kleine Aale und Frösche) und die nötigen Gewürze.

Auf der Fahrt zur Küche, entbrennt wieder eine wilde Diskussion, wo durchgefahren werden soll. Irgendwann nach 25 Minuten Fahrt stehen wir vor dem Haus von Vannee und dort ist eine grosse Openair-Küche.


Wir bekommen Kochschürzen und dann geht es auch schon los, wir werden grüne Currypaste machen. Vannee erklärt uns, dass es bei den Chili nicht auf die Farbe ankommt, sondern auf die Grösse. Je kleiner desto schärfer. Wir entscheiden uns für je eine mittelgrosse Chili. Als wir dann alles möglichst klein geschnitten und in den Mörser geschmissen haben, gehts an die Arbeit. Wir setzen uns auf den Boden und müssen nun alles zermahlen im Mörser. Nach ca. 10 Minuten ist es geschafft und wir beginnen mit dem eigentlichen Kochen, also am Gasherd. Vannee befiehlt uns, wann wir rühren sollen, wann nicht, ob viel Hitze oder wenig. Wir machen alles so, wie sie sagt und am Ende essen wir ein herrliches grünes Curry und freuen uns daran, dass wir die Paste selbst gemacht haben! (Katharina: Es ist interessant, die Zutaten für ein Curry kennenzulernen – bislang war das Gericht mehr oder weniger eine Blackbox. Von der Fischsauce braucht es nur sehr wenig, very smelly, aber wenn mit Gewürzen gemischt, nicht mehr smelly, sagt Vannee und ich denke daran, dass Hans mal Fischsauce statt Sojasauce gekauft hat, oder?)

Mit Vannee, unserer Kochlehrerin von „Classic home cooking“.

Pad Thai, die Tamarindsauce macht es leicht säuerlich.

Grünes Curry mit Auberginen, Basilikum und Poulet.


So geht das nun noch dreimal und wir können jeweils nach jedem Gang unsere selbst gemachten Speisen essen und herausschmecken, was jeweils der Unterschied ist, denn es kamen immer andere Gewürzsossen rein. Zum Schluss machen wir noch mein Lieblingsdessert, sticky rice mit Mango und Cocosnussmilch.

Wir geniessen den Kochkurs und freuen uns, dass wir alleine sind und Vannee uns alle Fragen beantworten kann. Am Ende bekommen wir ein Kochbuch geschenkt, mit vielen vielen Gerichten darin unter anderem die vier, welche wir gekocht haben. Zusätzlich gibt es noch ein Zertifikat, dass wir einen Thaikochkurs besucht haben. Katharina meint dann: „Zum Thairestaurant reicht es wohl noch nicht “ 🙂 Ich bin so begeistert, dass ich finde, dass die Freunde und die Familie aber daran glauben müssen und zum Thaiessen eingeladen werden.

Wir werden vom Schwiegersohn von Vannee zurück ins Hotel gebracht, wo wir nur kurz die gewaschene Wäsche vom Waschsalon deponieren und uns mit Antimückenspray einsprühen. Wir wollen noch zum Lichterfest, welches gestern und heute stattfindet. Wir laufen in Richtung Nachtbazar und Fluss, wo wir dem Umzug begegnen. Grosse Wagen mit glitzernden weissen Gebilden (typisch Thai, sehr filigran ausgeschnitten) und grossen Bildern vom König ziehen mit Musik an uns vorbei. Wir kämpfen uns durch die Mengen, denn wir wollen unsere soeben erstandene Papierlaterne in den Himmel schicken und das Krathong in den Fluss setzen. Die Papierlaterne ist ein grosser weisser Papiersack, an dessen Öffnung ein rundes brennbares Fasermaterial ist, welches angezündet wird und dann durch das Aufheizen der Luft in der Papierlaterne dieselbe gen Himmel steigt. Wunderschön anzusehen, da dies viele Menschen zusammen machen und so viele Laternen in Richtung Himmel schweben. Das Krathong ist ein kleines Floss, welches aus einer Scheibe eines Bananenbaumes besteht, mit Bananenblättern verkleidet und mit Räucherstäbchen, Kerze und Blumen geschmückt ist. Wir suchen eine geeignete Stelle am Fluss und lassen es schwimmen und sehen zu wie es flussabwärts schwimmt. Beide Aktionen werden bei Vollmond im 12. Monat des Thailändischen Kalenders gemacht. Ihre Bedeutung ist, dass man sowohl mit dem Krathong wie auch mit der Papierlaterne die Ängste in den Himmel bzw. im Wasser davonschwimmen lässt und sich somit davon befreit. Wir sind glücklich, dass es geklappt hat, denn wir wussten lange nicht wie und wo das Fest stattfindet, da es sehr widersprüchliche Aussagen gab. Wir haben dann entschieden, einfach mal hinzugehen und zu schauen was man sehen kann. Es hat sich gelohnt. Auf dem Rückweg zum Hotel schauen wir uns noch einen Teil des Umzuges, welcher vor allem dem verstorbenem König gewidmet ist. 

Schulklassen tragen solche Lichter, aus Petflaschen gebastelt, im Umzug mit.


Ein ereignisreicher Tag geht zu Ende und ein schöner Abschluss in Chiang Mai ist uns gelungen. 

Stefanie
  

Chiang Mai Day 3

Elefanten. Klein, kleiner, gross, grösser, Wasser, Schlamm, Maisstängel, Zuckerrohrstücke: Darum ging es heute. Elefanten sind ein wichtiger Teil der Geschichte Thailands. Daher war es uns wichtig, sie zu besuchen. Allerdings ist es nicht ganz leicht, eine passende Tour zu finden. Es gibt viele schlechte Touren mit Shows und Reiten, das wollten wir nicht.  Elefanten haben offenbar recht heikle Wirbelsäulen und oft vom Reiten einen kaputten Rücken. Bei den Shows ist es zweischneidig, weil manche Elefanten eine Showvergangenheit haben und dann nur tun, was sie gelernt haben. Ebenso gibt es die Argumente, dass man die intelligenten Tiere beschäftigen müsse. Daraus ergeben sich Malen und andere Beschäftigungen (s-Therapien), wonach man dann ein T-Shirt kaufen kann, das ein Elefant bemalt hat. Wir konnten uns das nicht vorstellen. Also fuhren wir dann mit ein paar anderen zum Elefanten füttern, anfassen, anschauen, fotografieren, mit Schlamm beschmieren und waschen. 

Die Tiere so nah zu sehen und sie zu berühren war eindrücklich. Gelassen haben sie das Treiben um sie herum zur Kenntnis genommen, mit den Rüsseln nach Zuckerrohrstücken geforscht und sich danach im Schlamm gewälzt. Die ungefähr sieben Tiere waren von ziemlich klein bis älter, zwei Kühe mit Kälbern. Die Kleinen waren noch ziemlich unbeholfen. Eine Mitarbeiterin erzählte, noch vor wenigen Tagen sei der Kleinste ständig mti dem Fuss auf den Rüssel gestanden und war danach ziemlich verdutzt, dass er nicht vorwärts kam. 

Als die Mehrheit der Leute mit ein paar Elefanten zum Schlammbad und Waschen ging, sassen wir Verbliebenen im Schatten der Bambushütte und sahen den übrigen Elefanten beim Fressen zu und wie sie interagierten. Obwohl erst ein paar Monate alt und noch mit Koordinationsschwierigkeiten,  hatte der Kleine bereits beträchtliche Kräfte. Wir sahen ihm auch beim Trinken zu. Habt ihr gewusst, dass bei der Elefantenkuh das Euter hinter den Vorderbeinen ist und nicht wie bei Kühen, Schafen, Ziegen oder Pferden zwischen den Hinterbeinen?

Der Kleine bedient sich gleich selber an den Zuckerrohrstücken.



Katharina

Chiang Mai Day 2

Als erstes gab es heute eine Fahrt mit dem Tuktuk…


…zum Tempel mit dem grössten Teakholz-Buddha der Welt.

Der Tempel war im ersten Stock, im Parterre ein kleines Museum. Die Wände waren alle bemalt, mit Dorfsituationen, wie z. B. hier mit Säen und einer Vogelscheuche.


Als zweites gab es ein sehr tolles Kaffee in einem Terrakotta-Garten. In einem schattigen Grün unter Bäumen stehen Tische und Stühle, darum herum gruppieren sich Terrakotta-Gestalten, teilweise gestapelt, halb überwuchert.


Als drittes gab es eine ziemlich schmerzhafte Thai-Massage und für mich steht seither fest: nie wieder. 
Als viertes gab es einen Blick auf die Eröffnungsfeier des Loy-Krathong-Festivals, eine grosse Menschenmenge, ein Gedrücke und eine Flucht durch eine dunkle Seitengasse auf der Suche nach einem Restaurant. Es gab jedoch plötzlich nur noch Massage- und Tattoo-Studios sowie Eingangsbereiche von Hostels, in denen Leute – den Blick auf die Smartphone-Screens gerichtet – herumhingen. Wir waren schon bereit, notfalls in ein Burgerrestaurant („Thai and western food“) zu gehen, da erblickten wir an einer Ecke ein vertrautes Bild: ein grosser Raum, gegen die Strasse hin offen, einfache Tische, bis auf einen alle leer, Ventilatoren drehen träge an der Decke. Wir rein, in 3 Min. gebratenen Reis und Glasnudeln mit Gemüse sowie frische Kokosnüsse bestellt, die Neonröhren über uns vertreiben alle Touris, die mässig interessiert in der am Eingang ausgelegten Menukarte blätterten. Wir sind sehr dankbar für die Erfahrung, die wir in den letzten zwei Wochen im Norden gemacht haben.


Als fünftes überdenken wir unsere Pläne bezüglich Loy Krathong. Es hat einfach viel zu viele Menschen hier.

Ach, und irgendwann zwischendurch warfen wir einen Blick in einen tollen Buchladen und sahen ein paar schöne Seifen.


Katharina

Chiang Mai Day 1

Die paar Wörtchen Thai, die wir gelernt haben und die uns auf dem Weg von Chiang Rai nach Chiang Mai Tür und Tor geöffnet haben, das heisst, Zugang zu Essen und Schlafgelegenheiten verschafften, wirken hier in der Fast-Metropole Chiang Mai lächerlich. Das Personal im Hotel spricht gut und selbtverständlich Englisch. Wir sind von Reisenden zu Touristinnen geworden, versinken in einer Masse aus anderen europäischen oder zumindest so aussehenden TouristInnen. Wir haben unseren Sonderstatus verloren, das kratzt ein bisschen am Selbstbewusstsein.

Gestern Abend sind wir noch kurz aus dem Hotel, ein Stück die Strasse hinunter und in ein Strassenrestaurant. Auch hier, die Frau spricht Englisch, streckt uns die Karte hin, die Thai-Englisch beschriftet ist. Wir kommen ob der vielen Möglichkeiten ins Schleudern. Wir teilen uns eine Lemongrass-Limonade, die wir mit Wasser verdünnen,weil sie so süss ist. Hinter uns sprechen ein paar TouristInnen Englisch. Aber das Essen und das Interieur sind, wie wir es uns hier schon gewohnt sind. Das Essen gut und würzig, einfach und schnell, das Interieur etwas heruntergekommen mit abgeschabten Plastiktischdecken, einem Plastikkrug mit Trinkwasser, in den Blechtassen schwimmen Industrieeiswürfel. Gabel und Löffel sind aus Aluminium und wiegen praktisch nichts. Zumindest etwas ist, wie wir es uns gewohnt sind.

Heute Morgen geht es ans Sightseeing-Programm. Der Tempel Wat Chedi Luang ist in der Altstadt von Chiang Mai und ist laut Führer „sagenumwoben und aufwendig restauriert“. Er beherbergte während rund 60 Jahren den Jade-Buddha, der auch im Tempel in Chiang Rai gestanden hat und der nun in Bangkok steht. Wir spazieren durch grössere und kleinere Strassen, in denen sich Bars an Coffee Shops an Massagesalons an Touranbieter reihen, westliche TouristInnen in Shorts und Flipflops überwiegen. 


Wir besuchen auf dem Weg einen anderen Tempel, der uns mit seinem dunklen Holz anzieht. Wat Phan Tao, heisst der Tempel. 

Wat Phan Tao

Wat Phra Tao


Für den Wat Chedi Luang muss man Eintritt zahlen. Danach werden wir gemustert, ob wir genügend lange Kleidung anhaben – wir passen. Lak Muang ist der Schrein, der dem Schutzgeist Chiang Mais gewidmet ist, die Figur aus grünem Stein bleckt die Zähne. In einen kleineren Tempel dürfen wir nicht rein – men only steht auf dem Schild über „bitte ziehen Sie Ihre Schuhe aus“ und ein paar Frauen stehen etwas irritiert oder auch verloren herum. Drinnen sieht man einen Europäer beten. 

Der Schutzgeist von Chiang Mai.

Im Haupttempel steht ein grosser Buddha mit zwei Jüngern an der Seite. Einige Menschen haben sich auf den Boden gesetzt, man darf dem Buddha nicht die Füsse entgegen strecken, daher kniet man eigentlich. Aber offenbar geht auch Schneidersitz, zumindest machen es ein paar asiatische TouristInnen so. Andere Touris wandern herum, die Kameras im Anschlag. Der Buddha hat die Lider – wie immer – gesenkt und schaut vor sich auf die Hände. Mir scheint, er schaue nachsichtig auf die Menschen herunter, wie sie im ihm gewidmeten Tempel alles anschauen und überall herumgehen.

Die stehende Buddha-Figur mit zwei Jüngern im Wat Chedi Luang.


Hinter dem Tempel steht die – laut Führer 60 m hohe, ich kann es nicht ganz glauben – Ruine eines Chedis. Auf allen vier Seiten sind Schreine mit Buddhas angebracht, teilweise tragen Elefanten aus Beton das Gebilde.

Die Ruine des Chedi am Wat Chedi Luang wird teilweise von Elefanten aus Beton getragen.


In einem Seitentempel ist eine 9m lange liegende Buddha-Figur. Buddha-Statuen werden nur in bestimmten Körperhaltungen gezeigt. In den meisten Fällen sitzt er in der Meditationshaltung und hat die Hände entweder übereinander gelegt vor dem Körper oder eine Hand vor sich und die andere locker auf dem Bein. Es gibt auch die Haltung, die wir als „Einhalt“ wahrnehmen. Der liegende Figur symbolisiert den Eingang Buddhas ins Nirwana, also den „Abschluss, ein Wechsel des Zustandes, nachdem alle Vorstellungen und Wunschgebilde gleichsam überwunden und gestillt sind“, soviel erzählt meine Internet-Quelle. 


In zwei kleineren Tempeln hat es statt einer Buddhafigur Wachsfiguren von Mönchen, wahrscheinlich besonders einflussreichen Mönchen. Drei junge Frauen, die spanisch sprechen und graue Wickelröcke tragen, die zeigen, dass ihre Shorts oder Röcke zu kurz waren, um in den Tempel zu gehen, machen ein Selfie mit der Wachsfigur hinter Glas. Ich finde das nicht angemessen. Bei der zweiten Wachsfigur steht ein Tourist mit seiner Kamera zwei Zentimeter vor der Wachsfigur und studiert sie minutenlang. Nicht nur geht er viel zu nahe heran, er hindert auch alle anderen daran, wirklich etwas zu sehen. 

Zu kurze Kleidung ist offenbar nur für Frauen ein Problem, denke ich, als ein asiatischer Radler in kurzer Hose aus dem Tempel kommt. 

Wir haben Hunger und suchen eine Suppenküche, in der nicht nur Touris sitzen. Wir werden auch bald fündig und essen eine Suppe mit Nudeln, Rindfleisch und Fleischbällchen. Sie ist okay und der Preis ist normal, aber wir hatten schon bessere.


Bald scheint uns die Zeit für einen Kaffee gekommen. Nach ein oder zwei etwas wenig anmächeligen Coffee shops finden wir eine Bar, die uns zusagt. Es wirkt wie ein Startup von ein paar Studierenden aussieht: Ponganges Coffee Roasters. Stefanie trinkt einen super Iced Coffee Thai Style und ich einen Iced Thai Tea. Das Zeug schlürfen wir dann, während wir gemütlich im Vorhof sitzen und auf die Strasse schauen.

Ponganes Coffee Roasters


Auf dem Heimweg wollen wir uns eine Fussmassage gönnen, da stolpern wir fast über ein paar Sitzbänke neben Aquarien – Fish Spa. Stefanie kann ich nicht überreden – und hinterher kann ich jetzt sagen, sie hätte nur noch gelacht. Ich also die Füsse rein in die Fischsuppe, Stefanie setzt sich in den Massagestuhl und lässt sich die Füsse massieren. Was soll ich sagen, die Fische sind ganz nett. Zuerst wollte keiner kommen und ich befürchtete schon, die Füsse stinken trotz zweimal duschen immer noch nach schlecht gelüftetem Treibhaus, aber offenbar brauchen die Fische einfach eine Weile. Durchs Buschtelefon kommen immer mehr Fische und schliesslich sind alle bei mir. Hat ja im Dreiplätzer auch nur zwei Füsse. Da es so viele Fische sind, fühlt es sich fast ein bisschen wie Vibrieren an. Ich lese Nachrichten aus der Schweiz und der Welt und versuche, nicht daran zu denken, was die Fische da unten machen.



Zurück im Hotel, wartet unsere Wäsche frischgewaschen auf uns. In Plastikbeuteln verpackt. 


Abends gehen wir zu einem Nachtmarkt in der Nähe vom Hotel. Es gibt sehr viele Souvenirs, Kaschmir- und Seidenschals,  Laternen, usw. Bei den Essständen werden wir nonstop angeredet, überall versucht man, uns als Gäste zu gewinnen. Mir vergeht die Lust auf den Markt, aber leider bleibt der Hunger. Also essen wir. Fazit: wir haben lange gewartet und hatten schon besseres Essen. 

Auch auf dem Heimweg müssen wir uns ständig der Tuktuk-Fahrer erwehren. Aber Stefanie hat einen Trick:  Sie lächelt und sagt freundlich „Sawadee ka“ (Grüessech), darüber verstummen die Fahrer und lassen uns in Ruhe. Warum das so ist, darüber haben wir viele Theorien.

Katharina

Mae Ho Pra – Chiang Mai

Wir lassen die Berge hinter uns und rollen eine ca. 3km lange Abfahrt hinunter. Vor uns wird das Tal weiter und weiter und die Berge entfernen sich immer mehr. Es ist bewölkt und es regnet. Das erste Mal, dass wir wirklich im Regen fahren, sonst hatte es ja immer nur genieselt oder gerade aufgehört, als wir gefahren sind.
Heute Morgen nach einer durchzogenen Nacht, es hat bis 7 Uhr auf das Dach des Reishauses geregnet, fahren wir bei trockenem Wetter ab. Wir haben zum Frühstück Reissuppe bekommen und Toast. Wieder müssen wir mit den noch nassen Velohosen fahren, da sie seit Tagen nicht mehr trocknen, wegen der hohen Luftfeuchtigkeit. Vor uns liegen ein paar kleinere Erhebungen, bis wir dann draussen sind aus den Bergen und der Blick sich wieder weitet. 


Als wir also so dahinrollen, merke ich wie müde doch die Beine sind und ich froh bin, dass wir heute Chiang Mai erreichen und dort 5 Nächte bleiben werden. Wir fahren auf der Strasse Nr.1001, die uns in Richtung Chiang Mai bringt. Der Verkehr ist enorm, vor allem fahren sie sehr schnell und überholen halsbrecherisch. Wir müssen uns sehr konzentrieren, was einen enorm ermüdet. Nach 15 km haben wir schon die Nase voll und suchen uns ein Cafe, in dem wir Iced Cappuchino trinken und uns überlegen, wie wir von dieser Strasse wegkommen, denn bis Chiang Mai sind es immer noch 33 km. Katharina entdeckt ein kleines Strässchen, und dank Google Maps finden wir es auch. Generell muss man sagen, wären wir ohne Google maps ziemlich aufgeschmissen, wir navigieren nur mit diesem netten Tool, denn meistens sind die Strassen nicht angeschrieben (in der Stadt) und auf dem Land können wir es nicht lesen, da es Thai geschrieben steht. Die Ausnahmen bilden die grösseren Strassen und die Touristenziele, welche in lateinischer Schrift beschildert sind. Bis jetzt hatten wir immer super Strassen, heute treffen wir allerdings ab und an auf nicht so tolle Strassen, aber dank Velo kann man ja um die Schlaglöcher drum rum fahren. 


Die Gegend hier ist flach und voller Reis- und Gemüsefelder. Ab und zu Bananen- und Papayabäumen dazwischen. Wir fahren durch kleine Dörfer, bzw. manchmal auch nur ein paar Hütten, die nebeneinander stehen. Je näher wir der Stadt kommen, desto imposanter werden die Häuser auf der einen Seite und desto primitiver die Hütten auf der anderen Seite.

Auf kleinen Strassen nach Chiang Mai.


15 km vor der Stadt essen wir noch an einer Strassenküche gebratenen Reis mit Spiegelei und Suppe. Sehr lecker! Gestärkt machen wir uns an die Einfahrt in die grosse Stadt. Der Verkehr wird zunehmend mehr, bei immer enger werdenden Strassen. Katharina schlängelt sich durch und ich habe Mühe, ihr zu folgen. Zweimal muss ich ihr hinterher rufen, da ich Angst habe, sie in dem Getümmel zu verlieren. Sie fährt nun langsamer und ich kann ihr folgen. Nach mehreren halsbrecherischen Manövern, sonst kommt man hier nicht voran, stehen wir endlich vor unserem gebuchten Hotel. Dem Emperess (Empfehlung von einer Arbeitskollegin, danke Elsbeth). 

Dem Fluss Ping entlang können wir nach Chiang Mai rein fahren.

Hier sind die Hühner ziemlich mager. Kein Wunder, war an dem gebratenen Hühnerbein neulich fast nix dran.


Kurz vor dem Hoteleingang waschen wir uns noch die dreckigen Beine und Arme, damit wir nicht ganz so schlimm aussehen, wenn wir in die Hotellobby kommen. Nachdem wir unsere Velos neben dem Haupteingang platziert haben und bereits Aufsehen und Bewunderung erfahren haben, werden wir drinnen von vier sehr schick gekleideten Damen empfangen. Das Check-in läuft schnell und problemlos ab. Da wir eine Nacht vorher da sind und ich gestern erst die heutige Nacht gebucht habe, es aber nur noch die nächst höhere Zimmerkategorie gab, fragen wir ob wir morgen umziehen müssen. Zu unsere Freude dürfen wir im teueren Zimmer bleiben und bezahlen aber den günstigeren Tarif. Wir holen also die Velotaschen vom Velo (die sind dreckig und sandig) und laufen wieder ins Hotel, da hilft uns ein Page beim Tragen der Taschen und fährt mit uns hoch ins Zimmer. Dabei wollten wir das vermeiden, denn langsam aber sicher müffeln unsere Veloklamotten doch, da es ja auch nicht mehr richtig trocken wurde die letzten paar Tage. Nun ja so ist das Leben, wir haben es alle überlebt und geben dem Herrn ein Trinkgeld.


Jetzt gibt es nur noch eins, raus aus den Klamotten und ab unter die Dusche!

Neu geboren breiten wir uns im Zimmer aus und geniessen den Fruchtteller, der für uns bereitsteht.

Die Velos stellen wir sicher in dem bewachten Parkhaus ab und werden sie die nächsten Tage täglich besuchen.

Stefanie
Kommentar von Katharina: Der heutige Tag war ein würdiger Abschluss unserer Nord-Thailand-Rundfahrt. Die letzten 20 Kilometer vor Chiang Mai durch diese ruhigen Strassen zwischen Reis- und Gemüsefeldern und Häusern durchzukurven, war einfach herrlich. Die Leute freuen sich, wenn wir grüssen und die wenigen Autos fahren vorsichtig an uns vorbei. Zum Mittagessen fanden wir noch einmal ein kleines Restaurant und essen inmitten von Einheimischen gebratenen Reis. Nur für wenige Kilometer schlängen wir uns schliesslich noch durch den Verkehr, aber auch den geniesse ich irgendwie. Es fehlen offensichtliche Regeln, aber mit viel Blickkontakt und etwas Nachdruck kommen wir gut zurecht, finden Leerräume, wechseln die Spur mit Songthaews, Rollern und grossen Offroadern. Nach den vielen ruhigen Strassen in den letzten Tagen müssen wir uns wieder etwas an den Verkehr gewöhnen. 

Etwas ist abgeschlossen und es war schön. Wir haben so viel erlebt, dass wir das Gefühl haben, schon ewig unterwegs zu sein. Unser Thai wird besser 😉 und wir kennen uns besser aus. Wir haben so viel Neues gelernt. Das geniesse ich so unglaublich: An einem Ort zu sein, an dem ich nicht alles verstehe, an dem so viel passiert, was sich mir erst mit der Zeit erschliesst. Ständig stellen wir neue Theorien auf, wie die Dinge funktionieren und merken erst nach und nach, ob sie stimmen. Ich bin froh, dass die Strassen ziemlich gut sind, so dass ich viel herumschauen kann. Ständig bewege ich beim Fahren den Kopf nach links und nach rechts, denn es gibt so viel zu sehen. Die First-World-Problems, die wir haben, werden relativiert durch das, was wir hier an Alltag, Hauseinrichtungen, Gesundheitszuständen usw. sehen. Nicht zuletzt sind wir ja auch deswegen hergekommen. Und jetzt hören wir Leonard Cohen und schauen auf die Lichter von Chiang Mai hinunter, die langsam stärker werden, je dunkler der Himmel wird. 

Phrao – Mae Ho Pra

Die Nacht war mässig, auf den harten Unterlagen sind wir immer wieder aufgewacht. Zum Frühstück gabs Fruchtsalat mit Ananas, Banane und Papaya mit Joghurt und Pancakes mit Banane. Beim Veloaufschliessen stand Stefanie in einen beginnenden Ameisenhaufen, also erstmal herumtanzen und wild an sich hauen und Schuhe reinigen. 
Durch die Reisfelder fanden wir schnell den Weg nach Phrao, eine grössere Ortschaft als wir erwartet hatten. Umgeben von Reisfeldern und kleinen Dörfchen befindet sich Phrao in einem Talkessel, rundherum mit Dschungel bewachsene Berge. Aus dem Talkessel hinaus führt die Strasse 1001, mehrheitlich flach bis hügelig mit einem grösseren Anstieg über eine kleine Hügelkette. Ich nervte mich ab dem Verkehr gleich nach Phrao, Pickups und Lastwagen, aber es wurde schnell weniger und wir waren wieder mehrheitlich alleine. Mit einem flotten 16er Schnitt fuhren wir stetig gegen Süden.

Memorial für den König (rechts) und Bild der Königin.

Hauptstrasse von Phrao.

So eine schöne Landschaft: Reisfelder, Palmen, Bananenstauden, Berge.


Der Anstieg über die Hügelkette wäre unter normalen Umständen kein Problem gewesen, aber unsere Beine waren noch müde von gestern. Wir schoben also hin und wieder die Velos, aber es war längst nicht so steil wie gestern und ging daher gut zu schieben. 

Zwischendurch regnet es ein bisschen und wir können die Thai-Regenponchos einweihen. Drunter schwitzt man allerdings nur umso mehr.


Die Strasse war meist von Bäumen gesäumt, aber dazwischen erhaschten wir hin und wieder einen Blick auf die landwirtschaftliche Landschaft, Reisfelder mit kleinen Hütten, Palmen, Papayabäume, Bananenbäume, Menschen, die gebückt auf den Feldern arbeiten. Vieles wird hier von Hand gemacht, ein Mann bewässerte sein Feld mit einem halben Kanister, der an einen Stab genagelt war. Damit schöpfte er Wasser zu seinen Pflänzchen. Reis wird von Hand geschnitten und gebündelt. Mais wird von Hand abgelesen. Hin und wieder überholen uns aber auf der Strasse Erntemaschinen, sie sind klein und finden auf der Ladefläche eines kleinen Lasters Platz. Auf Pickups werden Säcke voller Reis gestapelt, nachdem er an der Sonne getrocknet hatte. Auf Planen ausgebreitet in einer Einfahrt, mit einem Holzrechen immer mal wieder gerecht.

Die kleine Hügelkette bis ca. bei Kilometer 40 überwunden und wir werden mit einer langen Abfahrt belohnt. Der Wald flitzt links und rechts an uns vorbei, die Geräusche von Tieren, insbesondere von Grillen sirren in den Ohren. 

Zehn Kilometer später öffnet sich das Tal und links gibt es endlich die Möglichkeit, etwas zu essen: Auf einem Platz mit einem Memorial-Bild des Königs und ein paar Schutzgeister-Häusschen hat es auch eine bedeckte Halle mit Marktständen und Suppenküchen. Eine Frau kommt auf uns zu, als wir gegen die Halle streben. Ihre paar Brocken Englisch und unsere paar Brocken Thai reichen aus, um Essen zu bestellen. Suppe, Nudeln. Bald sitzen wir mit dampfenden Schüsseln vor uns. Sie bringt uns noch eine Ar getrockneter Zwiebelringe für in die Suppe. Auf der Packung steht „pork, rind“ und schmecken tuts wie Bacon-Chips. 

Markthalle mit Ständen sowie Suppenküchen und kleinen Restaurants.


Wir kaufen ein paar Früchte und machen uns dann auf die letzten zehn Kilometer. Es geht weiter bergab, nur leicht, so dass man nicht bremsen muss, sondern die Fahrt wirklich geniessen kann. Es ist herrlich!

Stefanie sieht das Schild der Unterkunft sofort und nicht zu spät: Nachdem wir uns mit der Frau einig geworden sind und die Velos abladen, beginnt es zu regnen. 

Bathroom with a view. Zumindest beim Zähneputzen und Händewaschen.


Wir wohnen in einem Reishaus ca. 30 Höhenmeter oberhalb der Strasse mit einem guten Blick auf die Häuschen zwischen den Bäumen und die Berge in der Ferne. Das haben wir jedenfalls gesehen, als wir einen kurzen Blick in das Zimmer geworfen und uns versichert hatten, dass alles funktioniert. Da es den ganzen Abend regnet, verschwinden die Berge in den tiefhängenden Wolken.

Wir sitzen also wieder in einem kleinen Häuschen aus Holz, draussen regnet und donnert es, wir haben es gemütlich. Stefanie friemelt an einer Pomelo herum, die nicht ganz so gut ist, dass sich der Aufwand lohnt. Wir essen sie trotzdem.

Was wir zum Abendessen wollen, haben wir schon bestellt und gehen auf sieben Uhr runter. Die junge Frau von der Reception ist da mit einem Baby im Tragegestell und ein junger Mann. Sie springen und bringen uns das Essen. Stefanie hat den Eindruck, das sie es von anderswo geholt haben, das wäre auch verständlich: wir sind die einzigen Gäste. Während wir essen, sitzen sie hinter der Reception und schauen abwechselnd uns zu und auf den Fernseher, der schräg hinter und läuft. Offenbar sind sie nur hergekommen, um uns das Essen zu bringen. Wir essen daher etwas zügig, leider ist mein chinesischer Broccoli mit Schweinefleisch ziemlich scharf und mir kommen die Tränen. Interessanterweise hält die Schärfe hier selten lange an, sie brennt zwar heftig, ist dann aber auch mal wieder vorbei. Ich lindere das Feuer mit etwas blauem Reis. 

Phrao hat sich gelohnt, auch wenn der Weg dahin äusserst streng war. Das heisst, eigentlich waren es nur diese ca. 4 Kilometer mit den zwei starken langen Steigungen. Aber Phrao ist schön gelegen, mir gefallen diese Reisfelder-Landschaften. Der heutige Tag hat mit den langen Abfahrten auch viel schönes an sich gehabt. Morgen werden wir in Chiang Mai einrollen, nach rund 450 Kilometern durch den Norden von Thailand. Dann haben unsere Velos erstmal eine Woche Pause von uns (und wir von ihnen). Chiang Mai steht auf dem Programm, etwas Elefanten, etwas Kochen, dann die beiden langen Zugfahrten in den Süden mit dem Zwischenhalt in Ayutthaya und einem kurzen Umsteige-Aufenthalt am Bahnhof in Bangkok.

Katharina

Chai Prakan – Phrao

Mitten in der Nacht, es muss so gegen 3 Uhr gewesen sein, höre ich wie es draussen regnet. Das ist noch nichts besonderes hier, dass hat es jetzt schon 2-3 mal gegeben. Ich schlafe wieder ein. Als der Wecker um 6:30 Uhr klingelt, regnet es immer noch, das hingegen beunruhigt mich jetzt doch. Wir entscheiden, nochmals 1 Stunde zu schlafen und hoffen, dass es besser wird.

Es wird nicht besser. Also stehen wir auf, packen zusammen und gehen frühstücken, denn das ist bei diesem Hotel inkl. Wir sitzen auf der gedeckten Terrasse und es regnet und regnet und regnet. Die Temperaturen sind wohl so gegen 20 Grad und es ist inzw. 9 Uhr. Warum ich so ein Theater wegen des Regens mache? Ja normalerweise zieht man doch einfach Regenjacke an und fährt los. So würden wir das auch machen, dem ist da nur, dass wir die Regenjacken gestern in ein Päckli getan haben und zusammen mit Schlafsack und Mätteli und etwas Süssem in die Schweiz geschickt haben. Warum? Ja weil es bis jetzt nicht geregnet hat, wir zuviel Gewicht dabei haben, das wir nicht brauchen und weil wir heute über mehrere Hügel müssen, die sehr steil sind.

Auf der Strasse 107 sehen wir einen Schweinetransport.


Nun wir sind dann halt nach dem Zmorgen doch losgefahren, mittlerweile nur noch leichtes Nieseln. An dem nächsten 7eleven (da gibt es alles bis auf vernünftiges Essen) haben wir dann einen Regenschutz ala Thai erhalten. Einen dünnen Plastikmantel.

Wir machen uns dann endlich auf den Weg, die Pässe Nordthailands zu erklimmen 🙂

Die ersten 10 km fahren wir auf der Strasse Nr. 107, eine Überlandstrasse mit ziemlich Verkehr, dann zweigen wir links ab und folgen der Strasse Nr. 1346, die uns in Richtung Phrao führen wird. Die Fahrt auf dieser Strasse ist eine Berg und Tal Fahrt, mit immer wieder steilen aber dafür kurzen Rampen. Aber wir haben sehr wenig Verkehr und so können wir immer wieder gefahrlos schieben. Es ist heiss und wir schwitzen aus allen Poren, selbst in der Nase schwitzen wir. Denn wie ist es doch so schön feuchtwarm, wenn nach dem Regen die Sonne scheint. So geniessen wir immer wieder das bergab fahren, da es etwas Abkühlung verschafft. 

Auf der Strasse 1346 nach Phrao. Viele felder und viel Grün entlang der Strecke.


Nach einem erneuten Anstieg, bei Kilometer 32, kommen wir in ein kleines Bergdorf mit einem Laden, einer Schule und einer Tankstelle direkt neben dem Laden. Wir fahren hin und hoffen auf eine kalte Cola und etwas zu essen. Kaum haben wir unsere Räder vor dem Laden abgestellt, eilt das halbe Dorf herbei.Vor allem die Kinder begrüssen uns lachend mit einem Wai (der Thaigruss). Wir fragen die Frau, welche wie die Chefin aussieht nach einer Suppe, denn das Wort kann ich. Sie schaut uns etwas komisch an und wir unterstützen mit Essensgeste und dann geht sie und es sieht aus als würde sie in die Küche gehen. Da wir aber uns nicht ganz sicher sind, ob dass jetzt nicht der Thaiblick war, stehen wir etwas unschlüssig da und warten ab. Da kommt die Frau zurück und fragt auf englisch: fried egg? Und wir nicken schnell. Jetzt sind wir uns sicher, dass sie uns etwas macht. Die jungen Mädchen rennen rum und reden mal auf Thai und dann mal ein paar Brocken auf englisch mit uns. Sie lachen uns immer wieder an und wir lachen zurück, Verständigung mit Lachen. Das ist hier viel so, wenn wir lachen lachen die Thais zurück und vor allem die Kinder freuen sich immer wieder an uns. Nach ca. 10 Minuten und emsigen Treiben später, steht vor uns ein leckeres Gericht. Wir bekommen gebratenen Reis mit Schweinefleisch und ein Spiegelei, dazu eine Gurkensuppe. Dann wird uns noch kaltes Wasser und eine WC-Rolle (hier dient sie als Serviettenersatz) gereicht. Ein wunderbares erleben. Wir geniessen das essen und beim zahlen bekommen wir noch Bananen geschenkt! Wir bitten noch um ein Foto und werden dann mit lachen und winken verabschiedet.

Mit den drei Mädchen unterhalten wir uns auf Thai/HändeFüsse/Englisch, die Mutter/Ladenbesitzerin kocht uns was Feines.

Wäscheleinen gibt es selten. Zum Trocknen wird Wäsche meist auf Bügel aufgehängt.

Kaum sind wir abgefahren, geht es senkrecht den Berg hinauf. Ja ich weiss, das geht ja nicht, so hat es sich aber angefühlt. Absteigen und schieben. Habt ihr schonmal ein Tourenrad geschoben, dann wisst ihr sicher, dass die eher zum Fahren geeignet sind als zum schieben, dementsprechend anstrengend ist es und den Berg hoch. Es ist so anstrengend, dass wir die vorbeifahrenden Thai nicht mal mehr anlächeln können. Zwei lange steile Hänge sind es, mit einer ebenso steilen Abfahrt dazwischen, bei der man sich nicht erholen kann, sondern sich in den Bremsen verkrampft. Es ist wirklich widerlich.

Am letzten Anstieg, mitten durch den Dschungel, rutscht Katharina immer wieder auf der moosbewachsenen Strasse aus. Man muss dazu sagen, Katharina hat einen Teil meines Gepäcks übernommen, sonst hätte ich das gar nicht erst gemacht. Ihr Velo war so schwer. Ich hatte ein bisschen Angst im Dschungel und erblickte das Licht am Ende dieser langen steilen Strasse. Also habe ich kurzerhand mein Velo mit einer Hand geschoben und mit der anderen Katharina geholfen. Sie war froh, sagte dann aber oben doch, wie du hast jetzt dein Velo mit einer Hand geschoben und jammerst?!

Phrao ist von Reisfeldern umgeben in einem Talkessel gelegen.


Es folgt eine Abfahrt in Richtung Phrao, ca. 7km vor dem Dorf biegen wir links ab, denn wir wollen heute nicht ins Dorf sondern direkt in die Unterkunft Doi Farang. Also navigieren wir uns am Rande des Dschungels auf einer Strasse aus Betonplatten und zwischen Reisfeldern und kleinen Dörfchen hindurch. Nach 52 Kilometern und 830 Höhenmetern stehen wir ziemlich fertig vor unserer Unterkunft. Eine Thaifrau begrüsst uns und greift zum Telefon. Sie zeigt uns ein paar Zimmer in einem Holzhaus. Ich bin mässig begeistert, weil ich eigentlich ein Steinhaus gebucht hatte. In der Ferne ist ein europäisch aussehender Mann zu erkennen, der auf uns zukommt. Das muss der Besitzer sein, denn er ist Deutscher. Er sagt, er hätte keine Buchung bekommen. Ich bekomme einen Schreck. Es gibt nur noch in den Holzhäusern Betten.

Es ist ein sogenanntes Reishaus, womöglich wurde hier früher der Reis gelagert. Ach ja, Strom geht im Moment nicht, sagt der Mann noch, und damit auch keine Dusche (Pumpe). Wir sind so müde, dass wir es einfach zur Kenntnis nehmen, obwohl wir uns sehnlichst nach einer Dusche sehnen. Bis wir aber eingeräumt haben, leuchten die Lampen wieder und die Dusche geht auch. Dann beginnt es zu regnen. 


Ich stelle fest, dass es durch das Dach regnet. Da es aber nicht über dem Bett regnet, sind wir nicht ernsthaft beunruhigt. Abendessen gibt es im Restaurant. Wir werden vom Besitzer bedient und bekommen ein feines Znacht, Curry und gebratene Nudeln. Das Restaurant ist ein gedeckter Platz mit ca. 10 Tischen, links und rechts fliesst der Regen hinunter. Vom Besitzer bekommen wir noch einen Übernachtungstipp für morgen. 
Da ich zunehmend Kopfschmerzen bekomme, gibt es ein schnelles Dessert für Katharina, dann gehen wir zurück in unser Zimmer. Die nächste Überraschung folgt, als wir uns aufs Bett legen. Es ist eine sehr harte Matratze, vermutlich nur eine Art Tatami-Matte. Da wir aber so ko sind, schlafen wir doch recht schnell ein. Draussen tropft es weiter aufs Dach. 

Stefanie