Nach der Tour ist vor der Tour

Sawadee kha!

Die schönsten Teile einer Reise seien vorher und nachher, so lautet ein Sprichwort. Zwei Wochen sind wir jetzt zurück und geniessen das Nachher: erzählen, Bilder zeigen, schwärmen. Aber wir haben auch das Während genossen: fahren, schwitzen, Suppe essen, Aussicht geniessen, lächeln, Sonne, frischer Ananassaft. Und natürlich das Vorher: planen, sich freuen, packen.

Ideen für nächste Touren sind natürlich viele vorhanden – aber erstmal lassen wir es 2017 werden. Wir haben uns über die Unterstützung und das Interesse von zu Hause gefreut, merci viel mal!

Wer noch Fragen oder Anregungen hat, bringt die am besten im Kommentarfeld unter. Wir melden uns!

Khop khun kha!

Nai Thon Beach – Bern

Gut geschlafen und ausgeruht erwache ich noch vor dem Wecker. Das Meer rauscht, der Himmel ist bewölkt, aber es ist wie immer trotzdem warm.Der Hunger treibt uns aus dem Bett. Eigentlich verspüre ich keinen Drang, mich vorwärts zu bewegen, denn das bedeutet ja, dass der Abschied von hier immer näher rückt. 

Wir geniessen das letzte Zmorgen hier in Thailand und nehmen nochmals von dem feinen frisch gemixten Ananassaft.


Zurück im Zimmer geht es ans Packen und die Velokisten zukleben. Wir fliegen ja erst heute Abend ab und haben darum einen späteren Check-out vereinbart mit dem Hotel. So können wir nochmals etwas entspannen und relaxen, bevor es dann an den Flughafen geht. 

Nach dem Auschecken, essen wir noch Zmittag und nehmen natürlich nochmals Ananassaft. Es ist wirklich nicht zu glauben, wenn man es nicht selbst probiert hat, es ist wie wenn man in eine super reife Ananas beisst und sich dann die süsse, saftige und leichte Säure der Ananas im Mund ausbreitet und alle Gemacksknospen umspült. Ich gönne mir ausserdem nochmals Mango mit Sticky rice. Wunderbar.


Wir geniessen die Wärme auf der Terrasse und schauen den Regentropfen zu, die ab und an vom Himmel fallen. Heute ist ein eher grauer Tag, die Sonne ist nicht zu sehen und es regnet ab und zu.


Irgendwann ist das von uns bestellte Taxi da und wir laden alles ein, was Dank heruntergeklappter Rückbank auch wunderbar funktioniert. Der Taxifahrer redet kein Wort mit uns, ausser kurz vor dem Flughafen fragt er uns, ob international oder Inlandflug. Wir haben uns auch schon gefragt was wir sind, da wir ja erst einen Inlandflug haben, aber dann ja weiter international fliegen. Wir sagen nach Bangkok und somit fährt er uns zum Inlandterminal. 

Dort angekommen, müssen wir erstmal durch den Sicherheitscheck. Die Sicherheitsfrau sagt freundlich, wir hätten etwas nicht Erlaubtes in der Tasche. Ich vermute sofort, dass sie den Spritbrenner meint und Katharina macht dann die Tasche auf, und zuoberst in der Velotasche befindet sich dann auch dieser. Er wird von zwei Damen beäugt und Katharina versucht, auf Englisch zu erklären was dies ist. Leider können die Damen nicht wirklich Englisch. Die Sicherheitsfrauen haben sich aber dann trotzdem dafür entschieden, dass dies nicht schlimm wäre und den Brenner Katharina wieder zurückgegeben. 

Hinter dem Sicherheitscheck ist ein Herr mit einer Waage und einem Folienwickelgerät. Wir müssen ja unsere Tasche erst noch wiegen, da wir jetzt auf dem Heimflug alles in die grosse schwarze Velosacchochentasche hineingebracht haben (2 kleine und 2 grosse Sacchochen). Ich will schon auf der Waage wiegen, da bedeutet der Herr mir, dass diese defekt sei. Also habe ich die Idee, an einem freien Check-in Schalter die Tasche wiegen zu lassen. Das geht dann auch und die Tasche ist genau 1kg zu schwer. Wir überlegen, was schwer ist und was wir raus nehmen sollen. Wir entscheiden, dass die Schuhe von Katharina und der schwere Reisführer raus sollen. Nochmals wiegen, diesmal 22,4kg, perfekt! So können wir die Tasche wickeln lassen. Ich hoffe nur, dass die endlos scheinenden Folienbahnen, die der Herr drumrumwickelt, nicht wieder die Tasche zu schwer machen. Aber schon vorneweg erzählt, es reicht, die Tasche wird später auf der Waage 22.8 kg anzeigen!

Leider stellt sich dann heraus, dass wir doch als international gelten und wir müssen das Terminal wechseln. Also alles wieder raus, in den Shuttlebus rein, Fahrt ins internationale Terminal und dann alles wieder aus dem Bus raus und in das Terminal rein. Ist ja alles kein Problem, wir haben ja nicht viel Gepäck 😉

Wie gut sind wir früh genug dran. Hier suchen wir die Info, welche uns mitteilt, dass wir erst in 3 Stunden einchecken können. Wir fragen nach einer Gebäckaufbewahrung. Wir finden diese auch, aber auf dem Weg dort hin, gibt Katharina zu bedenken, dass es doch immer heisst, man solle das Gepäck niemandem überlassen, auch nicht dem Sicherheitspersonal. Es kommt immer wieder vor, dass Drogen ins Gepäck geschmuggelt werden und in dem Fall versteht die thailändische Polizei keinen Spass und es gibt lange Gefängnisstrafen. Natürlich ist das Risiko dafür klein, aber einmal daran gedacht, lässt einen der Gedanke nicht mehr los… Also was tun… uns ist nicht wohl bei der Sache, drum entscheiden wir uns dafür, im Flughafen zu bleiben. Wir vertreiben uns die Zeit mit lesen, Kaffee trinken, essen und Menschen beobachten. Letzteres ist vor allem an einem Ort wie diesem sehr interessant. Ich lasse meine Gedanken schweifen und habe ganz fest das Gefühl, nochmals Wärme aufsaugen zu müssen, drum verlasse ich das Gebäude kurz und ziehe die feuchte Wärme in mir auf und versuche sie zu konservieren. Irgendwie vergeht die Zeit doch schnell und wir checken ein und erleben wie schon in Zürich eine schöne Überraschung, wir müssen für die Velos wieder nichts extra zahlen. Wir begeben uns zur Passkontrolle und zum Sicherheitscheck. In Zürich wurde mir ja gesagt, ich müsse alle Flüssigkeiten, auch das Insulin zeigen (habe ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie gemacht). Also da ich keinen Ärger mit dem Damen will (es sind wirklich nur Frauen die den Sicherheitscheck machen, mit Ausnahme von drei Herren, die jeweils die männlichen Fluggäste begutachten, sollte ein Abtasten nötig sein), mache ich alles in kleine durchsichtige Plastiktüten. Erst scheint alles gut zu sein, aber dann werde ich doch zurück gerufen und sie wollen meine Insulinpens sehen. Ich erkläre auf englisch was dies ist und die Sicherheitsfrau, spielt gleichzeitig an den Pens rum. Ich finde dies nicht so lustig, aber ja nicht aufregen. Sie bespricht sich immer wieder auf Thai mit ihren Kolleginnen, mich schein sie nicht zu verstehen. Sie will dann mein Flugticket haben und bedeutet mir, ich solle hier warten. Das mache ich auch, sie hat ja schliesslich mein Ticket. Nach ca. 5 Minuten kommt sie zurück, gibt mir das Ticket und sagt okay. Ich weiss nicht was war, oder warum dies alles, aber erleichtert packe ich meine Sachen und gehe. Im im Nachhinein könnte das so ein Ding von „ich darf mein Gesicht nicht verlieren“ gewesen sein und sie ist hinten einfach eine Runde gedreht und kommt dann wieder zurück.

Wir stürzten uns in den Duty free shop und kaufen noch ein paar Souvenirs. So vergeht die Zeit schnell und wir setzen uns ans Gate. Der Flieger vor uns hat Verspätung, somit haben auch wir 20 Minuten Verspätung, was mich etwas beunruhigt, denn wir haben nicht viel Zeit zum umsteigen in Bangkok. 

In der Hauptstadt angekommen stellen wir fest, dass wir nochmals durch den Sicherheitscheck müssen. Hier stehen wir also mit allen anderen, ganz egal wann der Anschlussflug auch geht, in der selben Schlange. Zu unserer Überraschung geht es flott voran und wir sind durch und laufen schnell zum Gate. Dort angekommen werden die Bordkarten gescannt und wir gelangen in einen Warteraum, von dem es aus dann ins Flugzeug geht. Wir erledigen also noch die Wichtigsten Dinge, wie WC, Wasser kaufen und Stützstrümpfe anziehen. Dann ist es wie sooft, wir haben uns beeilt, fast schon gestresst und dann wartet man bis es losgeht. Wir fliegen mit 40 Minuten Verspätung ab, wenn man das vorher immer wüsste…

Der Flug ist zeitweise turbulent. Da es ein Nachtflug ist, wird früh das Licht aus gemacht und wir versuchen zu schlafen, was uns mehr oder weniger gelingt. Ich persönlich beneide die Menschen ja schon, die sich einfach in den Sitz zurück lehnen und dann den ganzen Flug durchschlafen. Ich schaffe das nie. Irgendwann ist aber auch dieser Flug vorbei und wir landen gegen 7 Uhr in Zürich, bei einer Aussentemperatur von -4 Grad. Das sind 25 – 30 Grad weniger als es in Thailand war.

Nachdem wir alles Gepäck bekommen haben, gehen wir beim Starbucks Kaffee trinken und warten auf Esther, die uns mit den Velos helfen wird. Katharina kommt also mit zwei Kaffee zurück und sagt ganz entsetzt, du dafür hätten wir in Thailand eine Woche Zmittag gegessen oder eine Nacht in einem Bungalow übernachtet… 


Ja da sind wir also wieder. Im Moment noch etwas ungreifbar für mich. 

Als wir im Zug sitzen, sprudeln die Erlebnisse nur so aus uns raus und ich merke, wie viel wir doch erlebt haben, jetzt wo man alles erzählt.

32 Tage waren wir in einem Land, von dem mir vor allem das Lachen der Menschen bleiben wird. Ich habe noch nie so viel gelacht, bzw. Angelacht wie die letzten Wochen in Thailand. Wir werden wohl in Zukunft mehr Thai kochen als vorher, schon allein deshalb um die Ferien wieder ein Stück näher zu holen. Eine beruhigende Gewissheit ist jetzt am Ende der Ferien aber auch, dass das Erlebte mir nicht mehr zu nehmen ist!

Stefanie

Nai Thon Beach

Heute steht uns eine Aufgabe bevor, die mir ziemlich auf dem Magen liegt. Nämlich Kisten zu organisieren, um die Velos ins Flugzeug verladen zu können. Im Internet haben wir zwei Veloläden gefunden, die wir anvisieren, bevor wir bei Supermärkten um Kartonschachteln betteln gehen.

Beim Frühstück trinken wir einen frischen Ananassaft – herrlich. Anschliessend organisiert uns jemand vom Hotel ein Taxi und wir sitzen im Fond eines grossen SUV, tiefgekühlt wie immer, mit einem Fahrer, der auf der kurvigen Küstenstrasse versucht, die Telefonnummer vom ersten Bikeladen in sein Handy einzugeben, da er mit der Adresse nichts anfangen kann. Aber er schafft es und wir sind eine gute Viertelstunde später vor dem Laden. Der Fahrer würde liebend gerne auf uns warten, aber uns ist das finanziell zu heikel, also wimmeln wir ihn ab. 

Leider schüttelt die Frau im Laden vehement den Kopf, als wir nach Kisten fragen. Sie verleihen Velos, verkaufen nur sehr selten welche. Aber sie gibt uns den Tipp, beim Laden nachzufragen, den wir gestern ebenfalls im Internet gefunden haben. Nur ist jetzt leider unser Taxi weg und es ist nicht ganz einfach, ein anderes zu finden. Aber wir fragen uns durch.

Eine erneute Viertelstunde später stehen wir vor dem zweiten Laden im nächsten Dorf – geschlossen. Er sollte um 10 Uhr öffnen, es ist bereits zehn nach. An einem Tor hängt ein Schild, leider reicht das Englisch des Fahrers nicht aus, um es zu übersetzen. Ich befürchte schon, die nächsten Stunden von Laden zu Laden zu tingeln und nach Karton zu fragen, aus dem wir mühsam einen Velokarton basteln müssen. Da eilt eine junge Frau auf den Laden zu, Stefanie sprintet ihr nach, arbeiten Sie da, I am so sorry, sagt sie, weil sie zu spät ist, aber wir sind überglücklich, spüren, dass es gut kommt.

So ist es auch. Allerdings sind die Kisten wieder klein, viel kleiner als diejenigen, die wir vom Flughafen Belp hatten. Nun denn. Im Moment denken wir nicht darüber nach, wie viel wir werden abschrauben müssen und bedeuten dem Taxifahrer, er solle kurz warten. Für ihn lohnt sich das Geschäft dann doch noch, da er uns an den Nai Thon Beach zurückbringen darf. 🙂

Nach einem Ausflug zum Souvenir kaufen, einer Fussmassage und einem Kaffee stehen wir dann im Hotelzimmer und machen uns an die Demontage. Immer wieder halten wir den Karton hinter das bereits nicht mehr so veloähnlich aussehende Velo und schätzen ab, ob es reinpasst. Wie immer ist die Länge weniger das Problem als die Breite. Schliesslich sind beim Surly beide Räder weg, Guido weg, Lowrider weg, Sattel weg, Pedale weg, alles zusammengebunden mit Kabelbindern und die heikelsten Teile gepolstert mit Schaumstoff und das Gebilde passt in die Schachtel. Also, so ungefähr. Wir werden uns beim Zukleben noch Mühe geben müssen…

Beim Velotraum kann das Hinterrad drin bleiben, was sicher den Wechsler schont, allerdings muss dafür die Kiste noch deutlich mit Ducttape verstärkt werden. Nach gut drei Stunden sind wir fertig und ziemlich verschwitzt. Draussen ziehen dunkle Wolken auf und wir stürzen uns in die Badekleider und kurz danach in die Wellen. Die sind ziemlich hoch und folgen schnell aufeinander, so dass wir gar nicht richtig ins Meer rauskommen und ausserdem ständig wie in die Waschmaschine gelangen. Ich halte immer krampfhaft an meiner Sonnenbrille fest und versuche, die Orientierung nicht zu verlieren. 


Nach dem Abendessen mit – ach ja – Thaifood, fangen wir an zu packen und müssen uns noch wachhalten. Das heisst, wir werden wachgehalten. Vor unserem Fenster, auf der anderen Seite der Strasse hämmert ein Bass aus einem Auto, bei dem Heck und Kühlerhaube geöffnet sind und grüne und rote Lichter drinnen herumirren. Wir haben nicht herausgefunden, was er dort macht, aber er nervt. 

Der Mann fährt auf dem Roller, auf dem Seitenwagen bietet er Abendessen an. Interessiert sind Massagefrauen aus dem Salon nebendran und MItarbeitende unseres Hotels.

Auch am zweitletzten Tag entdecken wir noch neue Früchte.


Die letzte Nacht in Thailand bricht an und wir fallen müde ins Bett.

Katharina

Ban Nai Rai – Nai Thon Beach

Der Tag beginnt damit, dass ich mich im Bett umdrehe und aufs Meer hinausschaue. Blau und glatt scheint es hinter der Sandbank zu liegen. Dann aber drängt das Programm: Nach der Erfahrung mit der Hitze gestern wollen wir heute möglichst noch vor neun Uhr losfahren. Beim Frühstück amüsieren wir uns ab einer chinesischen Reisegruppe und ich kann nachvollziehen, dass diese Gäste in der Schweizer Gastronomie nicht sehr geschätzt sind. Eine Frau in sehr kurzer Hose und einem durchsichtigen langen Mantel sowie Plateau-Flipflos (ca. 7 cm hoch), betrachtet uns, als kämen wir von einem anderen Stern. Wir versuchen, genau so zurückzuschauen. Ein Esel nennt den anderen Langohr, denke ich.

Die ersten paar Kilometer kurven wir wie gestern durch das Grün, Weideflächen und Palmenanlagen, dazwischen immer wieder Tümpel, praktisch ohne Verkehr. Rund 30 Meter fahren wir sogar fast direkt am Meer. Später kommen noch 50 Meter dazu.



Mit der Zeit werden es mehr Häuser und ich denke, mir gefallen die Kokospalmen. Sie haben einen langen, schmalen Stamm und auch die Blätter sind recht fein und schön kugelförmig um das Stammende verteilt. Ich glaube, auf romantischen Bildern mit hellem Strand, türkisfarbenem Wasser und so sind es oft Kokospalmen.

Plötzlich sind wir in einer eigenartigen Gegend, links der Strasse zerfallene oder heruntergekommene Hütten und Häuser, alles recht schmutzig, ein paar einstöckige Industriebauten. Rechts grüne Weiden mit Schildern „Land zu verkaufen“ oder Häuser im Bau oder Anlagen mit Securitas am Eingang und grossen Toren. Nicht sehr häufig haben wir hier Arm und Reich so nah beieinander gesehen. 

Links „Land zu verkaufen“, rechts heruntergekommene Häuser und Industrie.

In dieser Gegend gibt es erstaunlicherweise einen Velostreifen auf beiden Strassenseiten, immer mal wieder mit einer weissen Abbildung von einem Velo und einem Pfeil.
Bei der Einmündung in die 402 ist die Ruhe und Beschaulichkeit vorbei. Da die Strasse einen bepflanzten Mittelstreifen hat, fahren wir zuerst in Richtung Norden, um den U-Turn zu erwischen, dann wieder in Richtung Süden. Der Verkehr ist schnell, aber dank zwei breiten Seitenstreifen nicht gefährlich. Wir rasen mit gut 20 kmh Phuket entgegen. Nach einer Wägestation für Lastwagen sind wir plötzlich auf der Brücke. Da ich mich entsinne, dass man mindestens zu Fuss anderswo über die Brücke kommen sollte, biegen wir ab und suchen die Strasse. Sie stellt sich allerdings als Weg mit ziemlich vielen Treppen heraus… Wir betrachten die Aussicht, das blaue Meer, die Küsten, Schiffe und suchen ein Cafe. Dem ist leider nichts, also doch über die Brücke. Auch hier, trotz Verkehr ist sie dank der Seitenstreifen gut zu fahren. 

Auf der Brücke nach Phuket.


Nach der Brücke ist „Phuket Gateway“ angeschrieben mit den Symbolen für Toilette, Cafe usw. Wir halten auf dem leeren Parkplatz an, etwas heruntergekommen, nichts los. Schliessen die Velos neben einem malerischen kleinen Teich an und steigen die Treppe hoch. Das Gebäude besteht aus einer grosszügig angelegten Galerie mit Infotafeln und diversen leeren Räumen dahinter. Ein paar Arbeitende rechen Laub zusammen oder knutschen eine der drei kleinen Katzen, die herumspringen. Im Kühlschrank neben einem kurzen Tresen steht ein halbvoller Icecafe-Becher. Immerhin, die Toiletten funktionieren. 

Solche Un-Orte haben wir schon ein paar Mal angetroffen. Zum Beispiel eine Tankstelle mit einem super Angebot und als wir hinkamen, war sie noch im Bau. Hauptsache, das Schild steht schon mal… Wir beschliessen, weiterzufahren.
Vor der Polizeikontrolle verstecke ich den Spot in der Lenkertasche, ich habe so ein ungutes Gefühl, dass des Englischen nicht mächtige Polizisten/Soldaten wenig vom „GPS“ oder „Satellite“ halten könnten. Wir trinken ein Cola und essen Chips an einem Strassenstand.

Stefanie findet auf ihrem Karten-App ein Cafe in der Nähe und wir halten dort. Das waren in den letzten 40 Minuten zwar nur 1.5 Kilometer, aber Kaffee muss sein. Also gibt es – wir fangen nichts Neues an – einen Iced Latte und einen Iced Thai Tea. Stefanie bestellt sich noch ein Toast mit Kondensmilch. Es ist sehr lecker.
Das nächste Ziel ist der Flughafen, wir fahren sowieso praktisch daran vorbei und wollen nachfragen, ob sie möglicherweise Kartons für Velos verkaufen/abgeben. Die Strasse ist relativ stark befahren und es ist heiss. Wir fahren mit einem flotten Schnitt weiter. Solange wir fahren, ist die HItze nicht so schlimm, auch nicht an den kleineren Anstiegen. Aber sobald wir stehen bleiben, um etwas zu besprechen, prallt die Sonne unerbittlich auf uns nieder und ich werde fast augenblicklich aggressiv. Ich kann jetzt verstehen, warum uns jemand erzählt hat, die Hunde seien schlimmer, wenn es sehr heiss sei (momentan gilt es ja nicht als sehr heiss). Wobei, als Hund würde ich mich in den Schatten legen und ganz bestimmt nicht irgendwelchen Velos nachspringen. Aber item.

Irgendwann sind wir am Flughafen und wer schon mal versucht hat, zu Fuss oder mit dem Velo an den Flughafen zu gelangen, weiss, dass das manchmal etwas schwierig ist. Plötzlich ist die Strasse zu „Departures International“ gesperrt für Mofas und alles darunter, also umkehren. Als wir die Velos auf den Ausgang eines Terminals (Ankunft) zustossen, informiert uns ein Sicherheitsbeamter, dass wir die Velos auf dem Mofaparkplatz parken müssen. Mit dem Gepäck? Er ist kurz irritiert, funkt etwas in sein Gerät und weist dann aber unmissverständlich auf den Mofaparkplatz. Stefanie ist die Hitze definitiv in den Kopf gestiegen, ich beschwichtige, sie wartet mit den Velos – auf dem Parkplatz. Ich betrete die eisgekühlte Eingangshalle, komme aber auch nicht weiter. Die nette Dame an der Info sagt: We don’t have that. Ob es der Thaiblick ist oder nicht – ich kapituliere und wir fahren weiter, weil wir dringend was zu essen brauchen. Bald sitzen wir in einer netten Suppenküche, schaufeln mit den Stäbchen in Thai-Manier Nudeln auf den Löffel und besprechen die Lage. Fazit: Wir fahren ins Hotel.
Nur, das ist leider manchmal nicht so einfach. Schon ein paar Mal haben wir festgestellt, dass die Hotels nicht auf allen Karten am gleichen Ort verzeichnet sind. Manchmal sind sie bei booking.com falsch eingetragen, manchmal bei Googlemaps. Nachdem wir ein paar alte Frauen irritiert haben, weil wir ohne Eintritt in den Nationalpark gefahren sind, weil unser Hotel da drin eingezeichnet war (was sich natürlich als falsch herausgestellt hat), sind wir auf einer neuen Strasse unterwegs. Sieben Kilometer sind es noch.
Die Strasse ist schön, führt kurvig, aber eben durch Häuser und Pflanzungen. Plötzlich fällt mir ein Schild ins Auge mit einem Lastwagen und „use low gear“, das gemeinhin für steile Abfahrten steht. In meinem Hirn steht der Gedanke, es könne gar nicht so steil sein, weil wir dafür zu wenig Höhe haben, da sehe ich den Anstieg. Natürlich, für Lastwagen gilt hier vermutlich auch hier „niedriger Gang.“ Nun denn, wir fahren und schieben.

Fisch zum Trocknen.


Rund zwanzig Minuten später schauen wir von unserem Balkon aufs Meer hinaus. Gut, dazwischen ist noch eine Strasse (mässig befahren), ein paar Bäume und ein bisschen Sand. Das ZImmer ist gross, wir dürfen die Velos mit reinnehmen. Von hier aus werden wir morgen Kartonboxen organisieren, dann die Velos reinigen, demontieren und verpacken!
Ihr fragt euch bestimmt, wie es sich so anfühlt, das Ende der Reise. Die Wahrheit ist, wir können es im Moment nicht sagen. Im Moment ist es noch ein Abend wie jeder andere, wir sind froh, wohlbehalten angekommen zu sein, freuen uns über den Meerblick, auf die Dusche und ein feines Thaifood Abendessen. Der Rest wird sich erst setzen. Zwei Nächte bleiben uns hier noch, mit warmem Wetter, Sonne, Meer und Thai in unseren Ohren, Thaifood zum Essen und dem Gefühl, recht wenige Verpflichtungen zu haben. Am Donnerstag fliegen wir spät abends von Phuket über Bangkok heim. Wir freuen uns auf euch!


Ach ja, noch eine Anekdote.

Auf einem Klo: Zur Abschreckung, dass man nicht auf die (westliche) Toilettenschüssel stehen sollte (wie es asiatische Personen oft tun), hat es an der Innenseite der Kabinentüre Bilder von zerbrochenen Kloschüsseln und schwerverletzten Rücken in Krankenhausbetten im Stil von Zigarettenschachteln.
Abendessen am Strand: Tiger Prawns in Curry für mich, gebratenen Reis mit Poulet für Stefanie, beide trinken wir eine Kokosnuss.   

Katharina       

Khao Lak – Ban Nai Rai

Heiss, heisser am heissesten. So war es heute.Wie immer, wenn wir in einem besseren Hotel sind, beginnt der Tag mit Frühstück im Hotel. Kaffee, viel Obst, Ei und was es eben sonst noch so gibt. Hier am Meer im La Flora gibt es sehr viel, immer frisch und lecker. Somit füllen wir unsere Bäuche, denn heute geht es wieder aufs Velo. Nach dem Packen belade ich die Velo, während Katharina das Check-Out macht. Schon beim Beladen der Velos läuft mir der Schweiss von der Stirn und ich denke, heute wird es wohl heiss. Wir fahren also um 9 Uhr am Hotel ab und gehen erst noch Wasser kaufen und zur Post, die letzten Postkarten abschicken, in der Hoffnung, das sie noch vor uns ankommen ;-).


Mit 4 Wasserflaschen a 1,5 Liter beladen fahren wir in Richtung Süden, alles der Strasse Nr. 4 entlang. Es geht durch das Dorf in Richtung Khao Lak Nationalpark. Der Verkehr ist schnell und wir haben wenig Platz auf der Strasse, da es keinen Standstreifen gibt, den es eigentlich auf den grossen Strassen immer hat. 


Der Nationalpark reicht bis ans Meer und wird zu einer Hügellandschaft, je weiter man ins Landesinnere kommt. Wir durchfahren ihn an der schmalsten Stelle und müssen ein paar Höhenmeter bewältigen, da dort der steilste Küstenabschnitt von Khao Lak ist. Hier ist die Strasse bergauf zum Glück zweispurig und wir haben genug Platz. Auch wenn die LKW oder die Pickups weit ausholen und genug Platz haben, so hupen sie doch immer, wenn sie an uns vorbei fahren, was ich langsam aber sicher nicht mehr lustig finde, da immer mehr direkt neben uns gehupt wird und da erschrickt man ziemlich, auch wenn man im Rückspiegel den LKW kommen sieht. Wir können nach dem heutigen Tag bestätigen, dass der Verkehr im Süden aggressiver ist. Irgend jemand hat uns das vor einiger Zeit erzählt. Ich geniesse die Landschaft trotzdem, die wie immer hier im Wald, ein sattes Grün aus verschiedenen Palmen, Sträuchern und Bäumen ist.

Nach 13 km sind wir aus dem Nationalpark draussen und die Strasse hat wieder einen Standstreifen und trotz Verkehr ist es deutlich angenehmer zu fahren. 

Die Sonne brennt auf der Haut und meine Vermutung, dass heute ein heisser Tag wird, hat sich schon erfüllt. Ich schreie zu Katharina vor, als ich ein Kaffee sehe, dass ich einen Stop brauche. Wir sitzen in den Schatten und geniessen unser Iced Tee und Iced Kaffee. Es ist fast 11 Uhr und heiss wird es jetzt eigentlich erst so richtig. Es hilft ja nichts, wir wollen weiter und so schwingen wir uns wieder auf die Velos und fahren los. Heute lautet die Devise Hauptsache Wind, selbst wenn es Gegenwind ist.

Hier kann ich beweisen, dass mein Kopf Velo fahren kann, auch wenn die Beine und der ganze Rest eigentlich nicht will. 


Katharina hält an jedem Schattenplätzchen an, diese kommen so alle 8-10 km, sonst brütende Sonne. Ich sage mir immer wieder, in ein paar Tagen ist es kalt, also geniesse ich die Wärme. Damit komme ich wieder ein paar Kilometer vorwärts. Bei jeder Schattenpause leere ich mir das inzwischen warme Wasser als Abkühlung über den Kopf, denn der wird langsam aber sicher bedenklich rot, so dass sich Katharina Sorgen macht. Irgendwie sind wir dann 35 km gefahren und kommen nach Thai Muang, wo wir in einer Strassenküche essen und uns unter den Ventilatoren abkühlen. Katharina ist mal wieder mutig und probiert so runde geleeartige kleine Kugeln, die in der Mitte einen festen Kern haben und in zuckerigem Wasser schwimmen. Da die Tüte nun offen ist, probiere ich auch. Nun ganz okay, aber sooo süss, dass mir fast der Mund zuklebt. 


Beim Velo wieder startklar machen, werde ich von einer Frau auf dem Roller angesprochen, von wo wir kommen, seit wann wir hier sind und welche Route wir gefahren sind. Ich gebe stolz Auskunft und sie antwortet mit mehreren Oh, Ah und wow „You are strong“. Ich freue mich einerseits über mein Englisch und andererseits über die immer wiederkehrende Freundlichkeit der Thais. Sie gibt mir noch auf den Weg „Be careful, the trucks are big and fast“. Das haben wir nun schon oft gehört, wenn wir erzählen, was wir machen. Die Thais scheinen sich der Gefährlichkeit ihres Verkehres bewusst zu sein und trotzdem trägt nahezu niemand einen Helm und es fahren alle auf der Laderampe des Pickups mit. Verkehrte Welt. 


Wir fahren weiter und zweigen hier auf die kleine Strasse Nr. 3025 ab, die dann in die Nr. 2013 und schliesslich in die Nr. 3006 übergeht. 


Hier ist es wunderbar zu fahren, die Landschaft ist durchsetzt vielen kleineren Teiche und kleinen Flüsschen, die zum Meer fliessen. Wir sind Luftlinie nur etwa 400 Meter entfernt, können es aber durch die Palmen nicht sehen. Die Strasse ist schmal, aber quasi kein Verkehr. Wir fahren fast immer nebeneinander. Ab und zu kommen ein paar Häuser-Ansammlungen, vor denen Krabben getrocknet werden, die hier in den Teichen gezüchtet werden.


Ich sauge die Schönheit so richtig in mir auf, denn es werden nicht mehr viele so kleine Strässchen folgen, von denen wir ja im Norden einige hatten. Kurz vor dem Hotel, welches an dieser kleinen Strasse liegt, kaufen wir nochmals Wasser, denn bei der Hitze heute haben wir die 4 Wasserflaschen schnell geleert.

Wir werden mit einem eisgekühlten Ananassaft im Hotel empfangen. Nach den Check-in Formalitäten werden wir mit einem Golfwägeli zum Zimmer begleitet. Der Mann vom Hotel vorne weg und wir mit den Velos hinten drein. 


Das Zimmer ist schön, im inzwischen gewohnten Tropenschick und mit Blick aufs Meer. Dass die Dusche kein heisses Wasser liefert, ist uns heute dann doch fast egal. 

Mein Kopf kann Velo fahren!

Stefanie

Khao Lak Day 3

Sonne Sand Baden Lesen Essen Trinken Leute beobachten.

Wir haben uns für Badeanzüge entschieden, weil wir davon gelesen hatten, dass die Thai eigentlich in T-Shirt und Shorts ins Wasser gehen. Nun, in dem Hotel hier hätte es keine Rolle gespielt. Alle Frauen rennen im Bikini (oder weniger) rum.


Thai in „traditioneller Badebekleidung“, also kurze Hose und T-Shirt.


Verschiedene Leute beim Posen.




Katharina beim Schwimmen. „Tote Frau“ spielen geht hier im Meer ganz leicht.


Einer der vielen frechen Vögel.


Blick nach oben.


Ja, auch heute ist die Sonne wieder untergegangen.


Morgen geht es weiter. Endlich.

Katharina und Stefanie

Khao Lak Day 2

Im gekühlten Hotelzimmer (irgendwas um die 26-28 Grad) und hinter den geschlossenen Vorhängen (da es bereits um sechs hell ist), fühlt sich das Leben zeitlos an. Definierte Randbedingungen halt. Dann schiebe ich den Vorhang zur Seite, sehe die Sonnenflecken auf dem Haus gegenüber, drehe am Türknopf und stelle mich vor die Tür. Ebenso zeitlos scheint draussen die Sonne, es ist warm, ein paar Vögel pfeifen in dem Bündel von Kokosnüssen, die mehrere Meter über mir an einer Palme hängen. Ein Gecko huscht an der Wand vorbei. Das Meer rauscht. Irgendwie macht das Wetter in der Schweiz mehr Freude: Wenn ich am Morgen aufstehe, bin ich gespannt, wie das Wetter ist. Hier ist es immer schön und warm. 
Beim Frühstück sehen wir, dass es noch Liegen in der ersten Reihe frei hat, aber wir widerstehen. Das Tsunami Museum wollen wir besuchen. Nachdem wir erfolgreich alle Taxi-, Massage- und sonstigen Rufe umgangen sind, sehen wir das Museum schon auf der anderen Seite der Hauptstrasse. Diese zu überqueren ist nicht ganz einfach, auf der geraden Strecke wird sehr schnell gefahren. Aber es gibt eine Ampel für die Autos (nicht aber für den Fussgängerstreifen) und wenn die einen abbiegen dürfen, kommen auch wir wohlbehalten auf die andere Seite.

Am 26. Dezember 2004 hat 240 Meilen vor der Küste von Indonesien ein Erdbeben der Stärke 9,1 stattgefunden, das – wie meist – dem „Ranggen“ zweier tektonischer Platten geschuldet war. Während durchschnittliche Erdbeben rund 30 Sekunden dauern, hielt dieses Erdbeben über 9min30 länger an, also ganze zehn Minuten. Das bewegte Milliarden Tonnen von Ozeanwasser, die rasend schnell auf die Küsten zuschossen. Stärke und Distanz dieser Wellen wird dabei beeinflusst durch den Meeresboden und durch die Art des Strands. Auf flachen Stränden wie hier in Khao Lak wirkte sich deshalb die Zerstörung verheerender aus als auf den steileren Stränden von Phuket, so jedenfalls erzählte die Ausstellung.

Dieses viertschlimmste Ereignis in der Geschichte der Menschheit verursachte Tausende von Toten, Verletzten, Obdachlosen und massive Materialschäden in zwölf Ländern rund um den Indik, von Indonesien bis Somalia. Es war so gewaltsam, dass sich der Nordpol um einen Inch (rund 2.5 Zentimeter) verschob.

So ein Ereignis hat grosse Auswirkungen auf die Umwelt. Teilweise konnten abgerissene Korallenstücke auf gesunde Riffs „transplantiert“ und somit gerettet werden. Der Diversität im Tierreich hatte der Tsunami offenbar deutlich weniger geschädigt, soweit berichtet wird. Die Meerestiere waren im Wasser offenbar recht gut aufgehoben. Das Salzwasser verunreinigte grosse Flächen landwirtschaftlichen Nutzlandes und verseuchte Trinkwasserspeicher und Süsswasser-Teiche. Dazu kam der ganze Müll: 35’000 Tonnen wurden nur schon auf den Phi Phi Islands zusammengetragen. Ausserdem geht man davon aus, dass in Somalia Regionen betroffen waren, in denen nuklearer Abfall gelagert wurde. Wird dieser ins Land hineingetragen, führt es zu gesundheitlichen und umweltlichen Schäden.

Erstaunlicherweise gibt es auch einige wenige positive Effekte. Einige Sandstrände wurden mit feinem Sand aus den Tiefen des Ozeans bedeckt. Teilweise weist seit dem Tsunami das Küstenwasser in einigen Gebieten eine bessere Qualität auf. 

Obwohl ein Grossteil des landwirtschaftlichen Landes mit Salzwasser durchnässt worden war, hatten Bauern verschieden zurückgemeldet, der Boden sei seit dem Tsunami fruchtbarer als vorher. 


Innert 24 Stunden führte der Tsunami zu 230’000 Toten, 430’000 Häuser wurden zermalmt und über 2000 Meilen Strassen unbefahrbar gemacht. Rund 100’000 Fischerboote wurden zerstört. Der (Material-)Schaden in diesen ersten 24 Stunden beläuft sich auf 10 Milliarden US-Dollars.

Die UNO schätzte, dass 1,8 Millionen Leute sofort Nahrung brauchten. Elektrizität, Abwasser und Telefonkommunikation waren zusammengebrochen. Wasserrohre waren beschädigt, Trinkwasserquellen verunreinigt. Hohes Risiko bestand für Cholera, Typhus und Dysenterie. Da die Infrastruktur zusammengebrochen war, war es sehr schwierig, zu den Menschen zu gelangen. 

Die Müttersterblichkeit nahm drastisch zu, weil die Kliniken zerstört oder überfordert waren, das Material fehlte und Laien bei Geburten halfen. Eine Million Kinder war obdachlos und/oder zu Waisen geworden. Unter anderem die Royal Thai Army half, temporäre Schulen aufzustellen. Viele Kinder gingen innert zwei bis vier Wochen nach dem Tsunami wieder in die Schule.

Die Ausstellung war natürlich auf Thailand und insbesondere Khao Lak (die Gegend hier) konzentriert. Insgesamt hat es nicht aber natürlich Indonesien am stärksten getroffen, da sich das Erdbeben nur ein paar Hundert Meilen vor seiner Küste ereignet hat. Daher hatte das Land auch den weitaus grössten Teil der Toten zu beklagen

Zwei Stunden nach dem Erdbeben war die Andamanküste von Thailand verwüstet. Ein Warnsystem hätte gereicht, um zumindest die Menschenleben zu verschonen. Wie so oft, gibt es erst seit dem Vorfall ein solches Warnsystem. Wir haben die blauen Tafeln schon öfters gesehen, die „90m“ sagen und nach 90 Metern kommt eine mit 300m, jeweils in eine andere Richtung. Man wird sehr zuverlässig in höhere Gebiete geführt.

Das System beruht auf verschiedenen Instrumenten, die an Land und am Meeresboden resp. am Ufer Wetter, Klimaveränderungen, Ozeanbedingungen, Wasserdruck und Aktivität, Meereshöhe und Tide messen. Damit kann ein Tsunami in 10 Minuten entdeckt werden.

Die ersten Symptome für einen Tsunami sind ein Erdbeben auf See (das aber oft nur von der Wissenschaft/Überwachung wahrgenommen wird) und ein unnatürliches Absinken des Wasserpegels, als würde der Ozean erst einmal richtig Luft holen. 

Schiffe auf See, das heisst, ab einer Wassertiefe von 180 Metern, bleiben bei einer Tsunami-Warnung am besten draussen. Schiffe in flacheren Gewässern begeben sich in tiefere. 

Im oberen Stock des Museums werden Augenzeugenvideos gezeigt, wir machen nur eine schnelle Runde. Es ist zu hoffen, dass die Leute überlebt haben, die da filmten. Auch wenn sie sich besser in Sicherheit gebracht hätten, ohne zu filmen.

Wir haben gewusst, dass der Tsunami die Küste hier in Mitleidenschaft gezogen hat und trotzdem schauen wir plötzlich anders auf Leute und Landschaft. 2004 ist 12 Jahre her, wer also jetzt zwanzig ist, war damals ein Kind, hat höchstwahrscheinlich Verwandte und Freunde verloren. Wir sind die letzten Tage jeweils einige Kilometer landeinwärts gefahren, der Vegetationsstreifen entlang der Küste ist Wald, Landwirtschaft, Crevetten-Produktion. Zwölf Jahre reicht, um vieles wieder aufzubauen und soweit wir das erkennen konnten, gibt es nicht mehr viele Anzeichen für das Ereignis. Aber viele Anzeichen würden wir wahrscheinlich auch nicht erkennen. 

Ein Polizeischiff wurde einen Kilometer ins Landesinnere getragen und dient im Tsunami Memorial Park als eindrückliches Zeugnis. Darum herum schlägt Profit aus dem Tsunami, wer kann. Einerseits verstörend, andererseits völlig nachvollziehbar. Wir stellen fest, dass es nicht nur ein Tsunami Museum gibt, sondern mehrere. Aber es gibt hier auch nie nur eine Touristinformation, sondern es scheint eher so, als ob jeder Laden, der etwas mit Touris, Information (und Verkaufen) zu tun hat, sich als Touristinformation bezeichnet.

Als Erholung von dem ernsten Thema gingen wir zur Massage – und zwar endlich zu einer „normalen“, nicht einer schmerzhaften Thaimassage. Es roch nach dem Kokosnussöl und war herrlich. Als die beiden Frauen am Ende doch noch mit den Ellbogen auf unsere Schultern lehnten, schliesslich das Knie in den Rücken bohrten und den Oberkörper nach hinten bogen und mit ihren starken Fingern jeden Wirbel einzeln behandelten, sagte Stefanie mit wuscheliger Frisur vom Nebenliege: Sie können einfach nicht ohne. Ich konnte nicht lachen, sondern war damit beschäftigt, immer schön in den Schmerz hineinzuatmen… 

Zum Mittagessen, lesen und baden verziehen wir uns ins Hotel. Gegen Abend bauen sie am Strand ein romantisches Dinner auf: ein Tisch, zwei Stühle, eine Menge Kerzen und Blumen, dazu drei Bambusstangen, die zeltartig aufgestellt und mit weissen Tüchern bespannt werden. Vom Meer aus, das heute wärmer zu sein scheint als gestern, sehen wir beim benachbarten Hotel Vorbereitungen für eine (Vermutung!) Hochzeit. Mehrere Reihen Stühle mit Hussen, zuvorderst ein Tisch mit zwei Stühlen, darüber mehrer blumengeschmückte Bögen. 

Später stellen wir fest, dass zwanzig Meter neben dem romantischen Dinner eine Leinwand aufgestellt wird, um das Spiel Manchester United – Arsenal zu übertragen..

Zusammen mit einer Handvoll anderen Leuten finden wir uns gegen 18 Uhr am Strand ein, um der Sonne beim Untergehen zuzuschauen. Sie brennt längst nicht mehr so wie am Nachmittag, aber dank der Luftfeuchtigkeit ist man trotzdem ständig verschwitzt. Interessanterweise führt das zu einer weichen, feinen Haut und auch jahrealte verhornte Stellen an den Ellbogen lösen sich irgendwie auf…

Der Sonnenuntergang in Khao Lak gilt als einer der schönsten. Nun, ich weiss es nicht, obwohl ich auch schon den einen oder anderen Sonnenuntergang gesehen habe. Persönlich bin ich ja mehr der Sonnenaufgang-Typ. Aber ja, es war ganz schön. Sie wurde immer oranger, sank gegen den Horizont, verbreitete glitzernde, ebenfalls orangenfarbene Stückchen auf dem Wasser und ich dachte an Edvard Munchs Bilder, auf denen der Sonnenuntergang stets als i dargestellt wird.

In der spannendsten Minute schoben sich Wolken vor die Sonne, was den Eindruck machte, sie sei schon untergangen. In der allerspannendsten Minute tauchte sie zwischen Horizont und Wolkenbank glutrot wieder auf und wir waren zufrieden. Mit einer angemessenenen Menge Fotos machten wir uns auf den Weg zum Nachtmarkt.

Den ganzen Tag gibt es nicht viele Leute am Strand. Aber wenn die Sonne untergeht, kommen sie.

Die Beachfront vom Strand aus.

Da Sonnenuntergänge unerträglich kitschig sind (und übrigens Einsendungen, die Bilder von Sonnenuntergängen enthalten, bei vielen Fotowettbewerben geradewegs durchfallen), durfte der Sack mit Abfall mit aufs Bild.

Ich unterstelle, dass irgendwer das Schiff speziell für diesen Abend hier geankert hat. Als Sujet vor der untergehenden Sonne.

Zwar sagte Stefanie schon, sei nicht enttäuscht, aber ich hörte nicht gut zu und war: enttäuscht. Der Markt ist mit Kleidern und Souvenirs hauptsächlich auf Touris ausgerichtet. Entsprechend sind die VerkäuferInnen. Nur im hinteren Teil wird Fisch, Fleisch und Gemüse verkauft und die einheimischen Suppenköchinnen kaufen ein. Es gibt mehrere Bars mit vielen verschiedenen Flaschen und lauter Musik, Getränkedosen schwimmen in Becken mit Eiswürfeln. Angeboten wird vorwiegend Gebratenes, Spiesschen und Würstchen. 

Ich hatte gestern eine leichte Magen-Darm-Geschichte und mir wurde ob dem ganzen Gebratenen und Musik und Tourismus-Dralalala ein bisschen schwummerig. Also liessen wir das alles hinter uns und suchten uns eine nette Suppenküche mit grellem Licht und bunten Plastikstühlen.

Wir assen gebratenen Reis und Suppe mit Glasnudeln und Hackfleisch und tranken Wasser. Dazu stellte uns die Frau je einen halben Liter als Flasche hin – vermutlich trinken die meisten Touris nicht das Wasser aus den Krügen, die auf den Tischen stehen. Das Wasser ist aber das gleiche, das im Krug kommt nur aus einem grösseren Behälter. Punkto Wasser: Gestern haben wir ein paar Gäste im Hotel beobachtet, wie sie die Eiswürfel neben eine Palme gekippt haben. Ihnen hat man bestimmt gesagt, sie dürften keine Eiswürfel nehmen. In Thailand kommt aber der allergrösste Teil der Eiswürfel aus einer Fabrik und ist daran erkennbar, dass es klares (durchsichtiges) Eis ist in Röhrenform. Diese Eiswürfel werden in grossen blauen Kühltruhen geliefert. Wir haben oft Pickups und Lastwagen gesehen, die mit Kühltruhen beladen waren. Wir haben also immer Wasser mit Eis getrunken. Obwohl das Eis im Glas schnell schmilzt, ist es deutlich erfrischender, als kühles Wasser ohne Eis zu trinken. 

Katharina


Im Dorf verkaufen sie Benzin in Flaschen – für die gemieteten Roller.

Khao Lak Day 1

Der Morgen sah ziemlich simpel aus, nachdem wir um sieben erwacht waren. Frühstücken auf der Terrasse in der Sonne, beim Wellenrauschen und einem leichten Wind in den Palmen über den zwei Reihen von Liegestühlen, von denen noch nicht alle besetzt waren.Nach etwas Speck und einem Spiegelei, Bananenkuchen, Toast, Waffel, French Toast, einem grossen Fruchtteller, zwei Gläsern Fruchtsaft und einem zweiten Kaffee lagen wir dann in den Badekleidern auf zwei Liegestühlen in der ersten Reihen und schauten auf den Horizont. Schön waagrecht erstreckte sich der auf fast 180 Grad, nur unförmig unterbrochen von ein paar Schiffen. Das Meer rauschte rhythmisch an den Strand, über uns wackelten die schmalen Blätter der Palmen im Wind und Sonnenflecken huschten über unsere Haut. Wir dachten nach, dösten, lasen, schwiegen, plaudern konnte man nicht, das Meer war zu laut und eine Art Nachttisch trennte unsere Liegenstühle.

Ich bin ja Strandurlaub nicht gewohnt und bin auch weiterhin der Meinung, allzu lange könnte ich das nicht aushalten. Ausserdem tat mir anschliessend der Rücken weh vom Liegestuhl. Aber als ich so dalag im Halbschatten, auf den Horizont hinausschaute und die Hintergrundgeräusche (Gäste, Angestellte, Musik, mal ein Auto) im Wellenrauschen verschwanden, sich die Palmwedel über mir bewegten, da breitete sich in mir ein Gefühl von Zufriedenheit aus. Ich dachte an all die Landschaften, die wir durchradelt hatten, die Menschen, die wir getroffen hatten, an das viele Schwitzen und den Thaifood, an Geckos und Schmetterlinge und die Elefanten. Das Meer bietet Raum und wenig Ablenkung, aber doch genug, um sich nicht nach etwas anderem umzusehen. Durch das rhythmische Wellenspiel eröffnet es einen Hintergrund, um davor die Gedanken laufen zu lassen. Ab und zu gab es wieder etwas zu beobachten (wenn sich eine Frau genierte, für ihren Freund vor der Kamera zu posieren und wir alle zuschauten oder als zwei mit dem Kanu ins Meer wollten und im wadentiefen Wasser kenterten), dann schweiften die Gedanken wieder ab. Sowas braucht es ab und zu, insbesondere dann, wenn sich über Tage so viele Eindrücke im Bewusstsein stauen. Irgendwann muss wieder ein bisschen aufgeräumt werden.

Kurz zog es uns ins Wasser, das Meer ist einigermassen warm, aber nicht so sehr, dass es nicht mehr als Abkühlung durchgehen würde. Anschliessend wieder trocknen auf dem Liegestuhl. Dabei erwischte ich im trügerischen Halbschatten etwas viel Sonne.

Nach dem Mittagessen gaben wir unsere Liegestühle frei. Zurück im Zimmer stellten wir fest, dass die Zimmerfrauen zugange waren, also erkundeten wir die Anlage inklusive Bibliothek mit Kühlschrank-Klima. Die Regale sind mit verschiedenen Sprachen angeschrieben, auf dem englischen Regal fand ich Bücher in Holländisch, diversen skandinavischen Sprachen und ja, Englisch. Das meiste war aber Nora Roberts und Kriminalromane und uns war es zum Stöbern zu kalt. Also halt gegenüber zur Fussmassage. Das herausragendste Ereignis der stündigen Massage war, dass zwischendrin die Sicherung raussprang und sich der Ventilator immer langsamer drehte. Sofort wurde es ziemlich warm in dem garagenähnlichen Raum. Die zwei Frauen lachten und gestikulierten nach draussen, wo ihre Arbeitskolleginnen sassen, dass jemand die Sicherung wieder reindrücken sollte.

Wir beschlossen, auf einen kurzen Spaziergang ins Dorf zu gehen und zu schauen, ob wir ein Strandkleid finden. Im Gegensatz zu mir fand Stefanie auch etwas und verhandelte mit Hilfe des Taschenrechners den Preis. Da fing es an zu regnen.

Es donnerte ein paar wenige Male, tröpfelte dann für einige Sekunden und dann öffneten sich die Schleusen. Ich dachte immer, das sei eine Worthülse, aber hier fühlt es sich wirklich so an. Im Nu waren die Strassen leer, die Thai drückten sich mit gerunzelter Stirn und leicht nach oben gerichtetem Blick unter die Vordächer von Kleider- und Souvenirshops. Bald stand das Wasser knöcheltief auf der Strasse, floss in braunen Striemen von einer Baustelle, sammelte sich an Strassenrändern ohne Abfluss, rauschte von den Dächern. Unsere Schirm schützte wohl den Arm/die Schulter, die ihn hielten, sowie das Gesicht. Bald spürte ich das T-Shirt am Rücken kleben und grosse Tropfen nässten die kurze Hose. Ausserdem spritzte bei jedem Schritt zusätzlich Wasser hoch. In den Sandalen scheuerte etwas, was aber bei jedem Schritt durch das Wasser gekühlt wurde. Wir holten im Vorbeigehen die gewaschene Wäsche ab, die Frauen betrachteten uns erstaunt, wickelten uns aber die Säcke in einen zusätzlichen Plastiksack. 

Auch im Resort waren die Wege überschwemmt, die grauen Platten verschwanden unter bräunlichem Regenwasser. Eine Angestellte watete vorsichtig in Plastikschuhen vorbei, als wir uns vor der Türe bis auf die Unterwäsche auszogen. Sawadee kha, sagte die Frau freundlich.


Katharina

Bilder von der Strandansicht kommen später.

Takua Pa – Khao Lak

In der Ortschaft ist viel Verkehr, als wir beim 7-11 kurz halten, um Mineralwasser zu kaufen. Mit dem hohen Wasserverlust beim Velofahren ist das sinnvoll – das meiste Trinkwasser hier ist nämlich Osmosewasser, also ohne Mineralien.

Wir fahren am Restaurant und am Markt von gestern vorbei, aber bei Sonnenschein und ohne viele Leute sind die Örtlichkeiten kaum zu erkennen. Da es zum Frühstück im Hotel Pulverkaffee und je eine Banane gegeben hat, können wir ein paar Kilometer fahren. Unsere Idee ist, erst am Meer Pause zu machen.

Das blitzt denn auch ungefähr bei Kilometer 14 am Ende einer Seitenstrasse auf, ich strecke den Arm, damit Stefanie es auch sieht und da jauchzt es schon hinter mir und sie ruft, können wir an den Beach fahren. Natürlich fahren wir an den Beach, eine kleine Seitenstrasse rechts ab, eine T-Kreuzung und ein lichter Nadelwald, dahinter Sand und Meer. Wir stossen die Velos über den sandigen Waldboden und dann sehen wir fast 180 Grad Meer. Blaue und grüne Wellen rollen an einen schmalen gelben Strand, Leute sind kaum zu sehen. 733 Kilometer und endlich am Meer!

Weiter drüben hat es farbige Plastikstühle und -tische, wir trinken eine Cola und schauen aufs Meer hinaus. Dann folgt die längst fällige Fotosession.


Als uns Mücken zu stechen beginnen, stossen wir die Velos durch den Sand und das Wäldchen wieder auf die Strasse. Diese führt leider wieder weg vom Meer, wir sehen es nicht mehr, bis wir in Khao Lak ankommen.

Ein paar Kilometer später essen wir in einem Restaurant am Strassenrand Kokossuppe und gebratene Nudeln. Die Kokosnuss, die ich dazu bestelle, kommt mit einer Blume. Es wird langsam touristischer, Elefantencamps, die Dickhäuter sind hinter den Hütten zu sehen. Plakate machen Werbung für Schlange- und Tigershows, Tattoos, Inselhopping und mehr. Touris kommen uns auf Scootern entgegen, entweder in Shorts und T-Shirts mit Helm, halten sich vorsichtig am Strassenrand, die anderen, vorwiegend männlicher Natur, ohne Oberteil und Helm, eifern dem einheimischen Fahrstil nach. 

Und dann sind wir da, wenige Meter noch, schlängeln wir uns durch kleine Strassen, gesäumt von Restaurants, Massagesalons, Tourenanbietern. Zum Einchecken erhalten wir ein kühles, süsses Getränk und ein gekühltes, nasses Lavettli – herrlich! Leider sind die Zimmer erst ab 14 Uhr beziehbar, solange setzen wir uns an die Beachfront und trinken Kaffee. Zwischen Palmen stehen dort zwei Reihen Liegestühle, direkt danach fängt der Strand an. 

Den heutigen Tag deklarieren wir noch als „Arbeitstag“, das heisst, wir räumen unsere Ausrüstung auf und entscheiden, was gewaschen werden soll. Wir haben wenig Kleidung dabei, deshalb müssen wir aufpassen, dass wir auch noch was zum Anziehen haben. Die Wäsche bringen wir in einen Waschsalon ausserhalb vom Hotel – pro Kilo kostet es 50 Baht. Die Frau hievt die beiden Säcke auf eine Waage, die auf einer Theke steht, die fast gleich hoch ist wie die Frau. Morgen Abend können wir die Wäsche wieder abholen.

Wir wollen unseren Füssen etwas Gutes tun, sind aber bei der Wahl des Massagesalons überfordert. Immer wieder sitzen Gruppen von Frauen in gleichfarbigen T-Shirts auf Stühlen vor ihren klimatisierten Salons und werben mit „Sawadee kah“, „Massage“, „for you“, „come in“ und „Welcome kah“ für das identische Angebot. Wir wählen nach Sympathie und sitzen bald in bequemen, zurückgelehnten Stühlen.

Zum Abendessen gibt es – Pizza! Nach dreieinhalb Wochen Thaifood brauchen unsere Geschmacksknospen wohl eine Pause. Die Pizza enttäuscht nicht, auch wenn sie einem hier nach typischer Thaiweise den Teller wegnehmen, sobald man den letzten Bissen in den Mund gesteckt hat. 

Katharina

Hausalter in der Lobby des Hotels.

Natürlich, man kann auch die Ladeklappe des Lastwagens beladen.


Khura Buri – Takua Pa

Wieder viele Plantagen, Gummibäume und Palmen, aber heute wirkt es geordneter, fast industrieller als bis anhin. Manche Plantagen sind neu, mehrheitlich ist der Boden noch unbedeckt, wird rot dem Regen ausgesetzt, die Bäume sind noch klein. Das sind recht hässliche Flächen in der Landschaft. Bananen und Palmen werden wachsen oft gemischt, die ersten paar Reihen entlang der Strasse gehören den Ananas. Diese Pflanzen haben wir bisher vor allem im Norden gesehen. Manchmal sind es auch Chilipflanzen mit kleinen, mehrheitlich grünen Schoten. In einem Tümpel, dessen Oberfläche regenbogenfarbig glänzt von einer Verunreinigung, wachsen knallrosa Seerosen. Immer wieder hat es an der Strasse grosse Becken für die Shrimps-Produktion. Kleine Wasserräder bewegen das Wasser, da es nicht stillstehen darf.

Palmenplantage.

Gummibaumplantage.


Der Verkehr ist heute wieder stärker, Pickups rasen an uns vorbei und der eine oder andere behämmerte Lastwagenfahrer hupt genau auf unserer Höhe. Das erschreckt mich jedes Mal, auch wenn ich sie vorher im Rückspiegel gesehen habe.
Der Belag am Strassenrand ist rauh, bietet einen hohen Rollwiderstand. Ich versuche, auf der neu gezogenen weissen Seitenlinie zu fahren, aber es ist nicht ganz einfach. Am besten funktioniert es, wenn ich nicht krampfhaft vor den Reifen starre, sondern etwas voraus. So kann ich generell den Kurs halten, muss aber kleine Abrutscher, vor allem mit dem Hinterrad, in Kauf nehmen. Ich entspanne mich und lasse es rollen. Zu weit voraus darf ich auch nicht schauen, sonst rutschen meine Reifen immer wieder von der Linie. Ob diese Erkenntnis auch fürs Leben gilt?
Nach zwanzig Kilometern stoppen wir bei einem kleinen Laden, eine Frau begrüsst uns freundlich, öffnet uns den Kühlschrank, während wir die Schuhe abstreifen. Bei diesen kleinen Läden lassen die Einheimischen nämlich die Schuhe (meist Flipflops) draussen. Wir kaufen Cola und einen kalten süssen Kaffee und Chips und eine unbekannte Süssigkeit. Leider hat es keinen Tisch mit Stühlen draussen, um sich hinzusetzen. Eine ältere Frau sagt immer wieder fragend „English“ zu uns, ohne dass wir verstehen, was sie uns sagen/fragen möchte. Schliesslich fahren wir weiter und trinken die Getränke nach einigen hundert Metern am Strassenrand.


In Unterständen ohne Wände liegen schmutzig-weisse Bälle von der Grösse eines kleinen Handballs – der geklumpte Saft des Gummibaums. Wenn Lastwagen oder Pickups mit der Ernte an uns vorbeifahren, liegt ein fauliger Geruch in der Luft. 

Eine Moschee. Meist nicht ganz so farbig, aber vom Gebäude her sind sie immer ungefähr so.


Schlingpflanzen verleihen dem haushohen Gebüsch am Strassenrand ein unförmiges Aussehen. Wo sie nicht übernehmen konnten, bietet sich ein recht hübsches Arrangement von Palmen, Bananen und unterarmdickem Bambus. 
Das Wetter meint es gut mit uns heute, immer ein kleines Lüftchen, der Himmel bedeckt, es ist nicht so heiss. Als auch nach 30 Kilometern kein kleines Restaurant fürs Mittagessen auftauchen will, beschliessen wir, bis Takua Pa durchzufahren. Bald kommt eine Kreuzung, rechts geht es nach Phuket, links durch die Berge auf die östliche Seite des schmalen Landstreifens. Wir halten kurz an, um uns mittels Google Maps zu orientieren und herauszufinden, wo genau die Unterkunft liegt, die wir für heute ins Auge gefasst haben. „Thai Design Hotel“, wir sind gespannt!

Als ich mich umschaue, sehe ich einen Kleiderladen, die garagentorartige Front ist geöffnet, zwei Schaufensterpuppen tragen ultrakurze Kleidung, die man nur noch mit sehr gutem Willen als Jupe bezeichnen kann. Zwei Verkäuferinnen sitzen auf einer Bank im Schatten – mit Kopftuch. Die Frauen hier tragen nicht das einfache Kopftuch (Hijab), sondern die etwas erweiterte Version, die auf die Schultern fällt oder manchmal bis zum Ellbogen reicht. Darunter allerdings oft T-Shirts (also kurzärmlig), mit langen Hosen und nackten Füssen in der Standard-Fussbekleidung hier: Flipflops oder ähnliche Plastiksandalen.
Die Ortschaft Takua Pa kommt schon bald und es ist einer von den Orten, an denen man am liebsten schnell vorbeifährt. An einer breiten Strasse reihen sich Wirtschaftsgebäude und Läden aneinander, die allesamt nicht schön anzusehen sind. Wir überlegen kurz, eben weiterzufahren, denn wir sind nicht mehr weit vom Meer entfernt. Allerdings sieht der Himmel wieder einmal nach Regen aus. Wir beschliessen, uns das Hotel anzuschauen, das in einer ruhigen Seitenstrasse liegt und neu und farbig aussieht. Wir bleiben – und wieder einmal keine Minute zu früh. Nach den schnell abgewickelten Formalitäten haben wir eben die Saccochen in unser Zimmer geschleppt, als draussen das Wasser vom Himmel rauschte. 

Wenn man von dem Interieur auf Thai Design schliessen möchte, so ist es schlicht und funktional. Das Gebäude ist recht neu, aber wie so oft sind einige Dinge, insbesondere im Bad oder auch bei der Montage der Klimaanlage, nachlässig gemacht. Wir haben uns das schon öfters gefragt: Die Thai legen offenbar viel Wert auf Sauberkeit (ständig ist jemand am Wischen) und vor vielen Gebäuden zieht man die Schuhe aus. Im 7-11 zieht man die Schuhe nicht aus, da ist jemand ständig mit dem Wischmob unterwegs. Bei neuen Häusern gibt es viele Verzierungen, farbige Anstriche, geschlungene Gitter und Tore, usw. Aber oft ist alles recht schnell ein bisschen kaputt, wirkt dadurch heruntergekommen. Die Frage ist aber, wie sehr die Regenzeit den Häusern und Anlagen zusetzt. Bei der Unterkunft in Suk Saram hatten wir den Eindruck, dass die Angestellten erst damit beschäftigt waren, die Anlage für die kommende Hauptsaison (ab Dezember) vorzubereiten, grundzureinigen, die Büsche und Sträucher zu schneiden, den Teich zu säubern usw. 

So sehen hier Besen aus: Nur ca. ein Meter lang werden sie mit einer Hand „bedient“.

Gestern Abend haben wir übrigens wieder die Zikaden gehört, diesmal waren sie allerdings etwas weiter weg. Wir sassen im Restaurant, vor uns einen Papayasalat (Som Tam) sowie ein rotes und ein grünes Curry mit Reis. Die Fenster waren alle offen und es war immer noch ziemlich warm. Ein holländisches Pärchen, das an einem Tisch am nächsten Fenster sass, fragte das Servierpersonal nach dem Geräusch. Leider reichte deren Englisch bei Weitem nicht aus, so dass ich mir nicht verkneifen konnte, mich einzumischen. 
Als der Regen vorbei ist, fahren wir frisch geduscht mit dem Velo in Richtung Ortschaft. Wir nehmen nicht die Hauptstrasse, sondern fahren am Hotel vorbei auf einer Nebenstrasse. Plötzlich sehe ich zwanzig Meter vor uns eine grosse Echse die Strasse überqueren. Und ich meine wirklich gross, von der Nasenspitze bis zum Schwanzende ungefähr ein Meter lang. Sie schleppte sich vorwärts, ein Schritt vor dem anderen. Ich fuhr langsam auf sie zu und fotografierte, was natürlich nicht besonders gut herauskam. Das hätte ich jetzt nicht sehen müssen, sagt Stefanie, als ich nach vorne gestikuliere und schaut sich auf den nächsten hundert Metern misstrauisch um. Was da wohl sonst noch alles im Gebüsch versteckt ist…

Von der Nasen- bis zur Schwanzspitze ca. ein Meter lang.

Wir finden ein nettes Cafe, das Book Tree heisst und setzen uns. Keine Minute zu früh, da beginnt es zu regnen. Ein Mann steht in Plastiksandalen auf einer wackligen Aluleiter und bohrt Bleche an Streben – er flickt das Dach. Egal wie er die Leiter hinstellt, ein Bein hängt immer im Leeren, aber er hält sich ja an der Dachkonstruktion fest. Plötzlich ist er verschwunden, ich schaue mich um und entdecke die Füsse auf den Verstrebungen! Er steht also auf dem Dach. Da beginnt es aber so zu schütten, dass er sich ans Trockene stellt und seine Zigarette fertigraucht. Wir trinken Kaffee (Stefanie) und Thai Milk Tea (ich) und lesen. Wir bestellen auch etwas zu essen: Einen Toast mit Schlagrahm und Schokosauce und einen Toast mit getrocknetem Schweinefleisch und Currypaste. Während Stefanie mit ihrer Wahl Glück hat (Schlagrahm und Schokolade), zwinge ich mich in den nächsten zwanzig Minuten durch mein Gericht und konzentriere mich auf mein Buch: Ein Bericht über den Pacific Crest Trail. Das getrocknete Schweinefleisch sieht ohne Witz (Foto!) aus wie zerbröselte Glaswolle und die Currypaste ist nicht fein. Es sind harte zwanzig Minuten. 

Toast mit getrocknetem Schweinefleisch und Currypaste. Wird nicht wiederholt.


Toast mit Schlagrahm und Schokosauce: die bessere Wahl.


Der Regen trommelt auf das Blechdach, an zwei Bäumen, die durch das Dach ragen, läuft Wasser herunter. In Unebenheiten auf der Strasse sammelt sich Wasser. Die Luft kühlt ab.
Irgendwann haben wir wieder Hunger und möchten noch Wasser kaufen, also wischen wir die Sättel ab und fahren weiter, über eine Brücke in die eigentliche Ortschaft hinein. Nach einem Zwischenstop im 7-11 (Wasser) suchen wir ein Restaurant. Leider fahren wir etwas zu weit und müssen zurück, da fängt es wieder zu regnen an. Wir schieben die Velos mit der einen Hand, halten Regenschirme in der anderen. Aber dann müssen wir resignieren und bleiben unter einem Vordach stehen. Es schüttet wie aus Eimern. Pickups rauschen vorbei, spritzen Wasser aus Pfützen, die andere Strassenseite ist durch den grauen Schleier nur undeutlich zu erkennen. Das Restaurant ist nur zwanzig Meter entfernt, aber mit den Velos kommen wir kaum zwischen den geparkten Autos durch und würden so bis auf die Haut durchnässt. Also warten wir noch eine Weile. In einer Beinahe-Pause huschen wir nach drüben. Es gibt gebratenen Reis mit Poulet und Ei und dazu einen Kiwi- respektive Traubensaft. Beide Säfte sind so süss, dass wir sie nach jedem Schluck mit dem Wasser verdünnen müssen, das in einem Krug auf dem Tisch steht. 

Kiwisaft.

Durch leichten Nieselregen fahren wir schliesslich in der Dämmerung heim. Morgen geht es ans Meer!          

Die Reiseführerin einer deutschen Gruppe war so begeistert von unseren Velos, dass sie sich mit uns ablichten wollte.

Wie lautet der Satz auf Thai wohl? „Wir bitten Sie höflichst, Ihre Geschwindigkeit auf ein annehmbares Mass zu begrenzen?“

                                                                               

Suk Samran – Khura Buri

Jetzt regnet es so richtig. Es rauscht von oben herab, stetig und ständig, Tropfen treffen auf Blätter und lassen sie schwanken, wackeln und hin und her bewegen, Wasser rinnt über das Wellblechdach der nächsten Hütte herunter, nässt die Wurzeln der Pflanzen, die sich auf dem schrägen Blech festgekrallt haben. Die Oberfläche des Sees, den man zwischen den Palmen und den Gummibäumen erkennt, ist gesprenkelt mit aufprallenden Tropfen. Ein verspäteter Schmetterling flattert hastig auf der Suche nach Deckung durch das Grün. Einzelne braune Blätter fallen von einem Busch. Auf dem betonierten Pfad sammelt sich das Wasser zwischen den eingedrückten Steinen, wie Fäden steht der Regen zwischen uns und der Aussicht, auf der anderen Seite des Sees verschwinden die Bäume in einem grauen Dunst. Es rauscht. Tropfen platschen. Ein leichter Wind weht Feuchtigkeit zu uns herein. Wir sitzen auf der Terrasse vor unserem Bungalow und hören und schauen dem Spektakel zu. Warum macht ein Regen in den Tropen so glücklich? Weil wir am Trockenen sitzen? Weil wir auf eine Abkühlung hoffen? Oder einfach weil der Regen hier in diese Landschaft zu gehören scheint? Ich schaue dem Wasser zu, das von unserem Dach tropft. Als der Regen langsam schwächer wird, gluckert es in die Erde unter unserm Haus auf Pfählen, das Wasser gräbt Rinnen in die rote Erde, irgendwo treffen Tropfen auf etwas metallisches, das Geräusch erklingt unregelmässig. Von der Baustelle etwas weiter drüben ist fast nur noch ein See zu sehen, das Wasser fliesst durch ein Rohr ab, gurgelt. Die Abkühlung lässt auf sich warten, selbst das Wasser, das vom Himmel kommt, ist warm.

Knapp vierzig Kilometer sind wir heute gefahren und an diesem hübschen Ort hier gelandet. Für hiesige Unterkünfte ist es recht teuer, aber immernoch günstiger als ein Doppelzimmer in einem unterdurchschnittlichen Hotel in Deutschland. Der Bungalow ist aus Holz, mit einem weiss bezogenen Bett direkt auf dem Parkett, die Griffe der Schubladen am Schrank und an einem kleinen Tischchen sind Aststücke. Die Wand im Bad besteht aus Steinen, die Dusche gleicht einem Wasserfall. Das Wasser fliesst über ein zwanzig Zentimeter breites Eisen, es fühlt sich weich auf der Haut an. Wir haben eine kleine Galerie, auf die eine Leiter aus Bambus hinaufführt. An vielen Orten auf der Welt wäre dieser „Tropen-Chic“ völlig fehlt am Platz und hässlich und hier gehört er hin. 


Die Umgebung hat uns heute wieder besser gefallen, die Dörfer waren ansprechender. Zum Mittagessen gab es heute Reis mit Poulet und einem gekochten Ei in einem kleinen Strassenrestaurant. Die Frau konnte ein bisschen Englisch. Vor einem 7-11 Supermarkt sahen wir zweimal zwei europäisch aussehende Touris. Es wird wohl langsam wieder touristischer. Seit wir in Lang Suan aus dem Zug gestiegen sind, haben wir keine „KaukasierInnen“ mehr gesehen, die Leute konnten kaum Englisch. Ab und zu sind Busse an uns vorbei gefahren, auf denen „Chumphon-Phuket“ oder „Ranong-Phuket“ stand. Aber die Leute in diesen Bussen steigen nicht da ab, wo wir absteigen, wenn sie denn überhaupt aussteigen. Vermutlich fahren sie die rund 400 Kilometer einfach durch.

Aussicht vom Zimmer.

Beim Kaffee in der Unterkunft war alles voll mit diesen Raupen. Da nahmen wir den Kaffee mal lieber mit ins Zimmer.


Es hat wieder mehr Bananenbäume und man kann entsprechend Bananen am Strassenrand kaufen. Ausserdem ist mir heute aufgefallen, dass es hier im Süden deutlich weniger Bilder vom König hat als im Norden. Dort hing in jeder Suppenküche, jedem Restaurant, jedem Laden, jedem Massagesalon, jedem Supermarkt usw. mindestens ein Bild, meist mehrere, sei es auch nur eine Hunderternote, die zwischen Geschirr und einem Karton Eier hinter einer Scheibe klebt.

Auf dem Highway 4 in Richtung Süden.

 

Nach dem Mittagessen sind es noch zwölf Kilometer, die mehrheitlich zwischen Plantagen durchführen. Diese wirken strukturierter, auch aufgeräumter als vorher, mit gemähtem (oder abgespritztem) Gras und Zäunen. Es ist drückend heiss heute, die Strahlen brennen leicht auf der Haut. Die Luftfeuchtigkeit ist hoch und die dunklen Wolken zeigen, dass es heute noch regnen wird.

Geschirr trocknen am Strassenrand.

Hier assen wir das Zmittag. Das Bild ist typisch für viele Restaurants, in denen wir gegessen haben.

 

Das tut es ja auch und wir sitzen auf der Veranda und geniessen es.

Zwei Ereignisse von gestern möchte ich noch erzählen. Auch da sassen wir auf der Veranda und lasen, als in einem Baum neben unserem Bungalow zu zirpen anfing. Das ist nichts Ungewöhnliches, es gibt hier viele (und grosse Grillen), aber es schienen zwei Insekten zu sein, die zirpten, bis sich ihre Geräusche überlagerten und das Ganze so schrill wurde, dass wird uns erstaunt und belustigt ansahen. In Dezibel kann ich das nicht beziffern, aber es machte Kopfschmerzen. Das ging einige Minuten so, dann verschoben sich die zwei Stimmen wieder und es war erträglich, bis es wieder von Neuem losging. Ich stand eine Weile unter dem Baum und versuchte, die Tiere ausfindig zu machen, aber keine Chance. Dafür, dass sie so einen Höllenkrach machen, sind sie nämlich relativ klein. Also gingen wir nach drinnen in den klimatisierten Raum. Doch weil die Mauer nur einfach und unverputzt war, wurde es nicht viel besser. Also Abendessen.

Die Recherche ergab, dass es sich um Zikaden handelt, die im Zusammenhang mit der Paarung gemeinsam singen und dabei so ohrenbetäubend werden.


Als ich später das grosse Licht im Zimmer löschte und ins Bett schlüpfte, ging das Licht wieder an. Also wieder löschen. Kaum lag ich wieder, ging es wieder an. So ging das dreimal, bis ich die Sicherung herausholte, die sich praktischerweise im Zimmer befand. Auch in Unterkünften, die auf den ersten Blick super aussehen, muss man ab und zu handwerkliches Geschick und Improvisiergeist auspacken. 
Katharina
Auf einmal wird es wieder weit in mir, die Enge, welche mit unbestimmtem Unbehagen verbunden ist, fällt ab. Das ist mir schon mal so gegangen hier in Thailand, als wir aus den Bergen in Richtung Chiang Mai gefahren sind. Auch dort, wie jetzt hier auch, sind die Berge vor uns verschwunden und die rechts und links von uns entfernen sich immer mehr. Der Blick wird weiter und öffnet sich, so wie sich auch mein Inneres wieder öffnet und ich das Gefühl habe, ich kann wieder richtig durchatmen. Es klingt etwas speziell, denn es heisst nicht, dass ich mich in den Bergen unwohl gefühlt habe, aber die zwei Wochen im Norden und die vier Tage jetzt hier im Süden führten uns durch enge Täler und haben wohl gereicht, um ein so befreiendes Gefühl zu haben, wenn man aus ihnen heraus fährt. Hier im Süden kommt noch dazu, dass wir in der Regel im Tal unten fahren und nicht wie im Norden häufiger über die Berge gefahren sind und so wenigstens von oben einen weiten Blick geniessen konnten. Morgen fahren wir nochmals durch zwei Hügelketten, um dann übermorgen endlich ans Meer zu gelangen, wo unendliche Weite auf uns wartet.
Stefanie

Vermummter Arbeiter an einer Tankstelle.

Häuschen für Schutzgeister. Diese stehen bei den meisten Häusern, bei Garagen, Läden, Hotels usw. Man beachte die geöffneten Flaschen mit dem Röhrli und die anderen Essensbeigaben.

Kapoe – Suk Samran

Die Nacht war ruhig und ich habe gut geschlafen, leider haben wir das Licht erst um 23:30 Uhr ausgemacht, da ich die restlichen Tage hier im Süden geplant habe. Wann und wo wir welches spannende Hotel haben und wie wir unsere Tageskilometer aufteilen wollen. Zusätzlich haben wir uns noch für das Resort entschieden, in dem wir 4 Tage Strandferien machen wollen. Der Wecker klingelt somit erst um 8 Uhr. Ich frage mich zwar schon, warum wir hier im Süden erst so spät aufstehen, denn im Norden haben wir uns immer um 6:30 Uhr wecken lassen.

Die übliche Routine am Morgen, zusammenpacken, Bad besuchen, Sonnencreme und Mückenspray auf die Haut, Velo beladen und dann geht es auch schon los. Wir beschliessen nicht zu frühstücken, haben noch viele Kekse, die weg müssen. Katharina jammert schon seit Chiang Mai, dass sie das alles durch die Gegend fahren muss.

Wir fahren aus dem Dorf hinaus und ich merke, heute bin ich wieder fitter und es geht mir merklich besser als gestern.

Die Landschaft hier ist geprägt von Plantagen. Palmen, auf denen die Durianfrucht wächst, Kautschukbäume und dazwischen stehen Bananenbäume und sonstiges Grün, welches wir nicht zuordnen können. Die Kautschukbäume haben wir vorgestern das erste Mal gesehen und nicht gewusst, was die kleinen Becher ganz unten am Stamm zu bedeuten hatten. Ich vermutete etwas mit Gummi, aber das googlen brachte die Erklärung. Thailand ist das Land, welches am meisten Naturkautschuk produziert und exportiert. Selbst ein kleines Stück Land ergibt erhebliche Erträge, wovon man hier gut leben kann. Die Thais nennen den Baum auch Happytree, da ja die Kondome aus Latex gemacht werden :-).

Der Fadenmäher ist eines der Lieblingsgeräte der Thais. Sie benutzen ihn oft, auch auf grossen Flächen. Bis jetzt habe ich noch keinen Rasenmäher o.ä. gesehen. 


Eine Kautschukplantage. Die Rinde wird angeritzt, die „Milch“ fliesst in den schwarzen Behälter. Vermutlich wird sie dann fest und kann zu einem Ball geschoben werden. 

Wir fahren ca. 1km vom Meer entfernt, aber durch die Bewaldung, bzw. die Berge sehen wir nicht ein bisschen davon. Nach 6 km sehen wir ein Kaffee, wir halten an und es gibt heisse Schokolade für mich und Iced Cappucino für Katharina, leider gibt es nichts zu essen. Katharina sieht Kekse auf den Tischen stehen und macht ein Päcken auf, es ist süsses Knoblauchtoast. Sie meint nur, gar nicht so schlecht und isst tapfer die ganze Packung. 


Die Strasse ist die ersten 10km wellig, dann kommt ein ziemlicher Anstieg und ich merke deutlich, die Beine sind müde. Hinzu kommt noch, dass die Sonne genau beim Anstieg unerbittlich auf uns runter brennt. Ich denke, jetzt rächt sich das lange Schlafen. Aber auch da ist es so, irgendwie geht es immer weiter und eine Wasserdusche über den Kopf verschafft etwas Abkühlung. Ich merke inzwischen deutlich, dass ich müde bin, die Beine wollen nicht mehr so und weiter geht es nur, weil der Kopf sagt, es muss weiter gehen. 


Hier im Süden ist es anders als im Norden, wir haben Mühe uns zu finden, das gewisse Etwas fehlt, es gibt nichts Neues zu sehen. Die Menschen sind weiter weg von uns, sie leben nicht so unmittelbar an der Strasse. Die Offenheit ist nicht so unmittelbar und es gibt Dörfer, wo wir uns nicht so recht wohl fühlen, wo wir einfach schnell durchfahren. 

Dann war ich schon der Meinung, dass wir das Meer sehen werden, aber das wird nun erst in drei Tagen der Fall sein. 

Inzwischen sind wir bei 24 km, wie doch die Zeit vergeht, wenn man so seinen Gedanken freien Lauf lässt auf dem Velo. 

Wir haben Hunger und suchen nach etwas essbarem. Wir fahren durch ein Dorf, in dem alle Frauen Kopftuch tragen und die Männer lange weisse Gewänder. Es hat zwei Essstände, an denen aber nicht klar ist, was und wie man an das essen kommt. Es ist wieder mal so ein Unbehagen, welches wir schon ein paar Mal hier im Süden hatten. Wir fahren weiter und essen unsere Kekse und Nüsse. Bei Km 30 sehen wir einen Laden und halten an. Uns ist sofort wohl hier. Wir kaufen Chips und etwas Kaltes zu trinken. Pause im Schatten. Es ist kaum zu glauben, als wir wieder weiter fahren, kommen wir an drei Strassenküchen vorbei, so wie wir sie kennen. Nun jetzt sind die Chips schon im Bauch und das Ziel nicht mehr fern, drum fahren wir weiter.

Ein Brautkleidladen mitten im Nirgendwo.


Heute und auch die nächsten Tage werden wir bis auf sehr wenige Ausnahmen alles auf der Strasse Nr. 4 fahren, weil es einfach keine andere hier gibt, die uns in den Süden bringt. Die Landschaft ist geprägt von Hügeln, welche sehr steil sind und bis oben meist bewaldet, ein sattes dunkelgrün, sehr schön anzusehen. Wenn es flacher ist, sehen wir zwischen den Palmen und Bäumen viele Kühe, weisse Reiher, Ziegen und Wasserbüffel. Bis auf die Reiher sind die Tiere hier alle angebunden, an einen kleinen Pflock in der Erde, das Einzäunen ist wohl zu teuer.



Nach einem erneuten kleineren Anstieg bewegen wir uns wellig unserem Tagesziel entgegen. Heute ist das Hotel auch da, wo es sein soll und wir werden freundlich empfangen. Wir fragen, ob sie noch Zimmer haben, sie nicken und wir bekommen einen Bungalow etwas weg von der Strasse inmitten eines kleinen Parks mit See. Ein Herr zeigt uns alles und wir sind einverstanden. Er sagt was von Check in in zeigt auf sich. Wir hatten eigentlich mit der Dame abgemacht, dass wir erst Duschen und dann das Check in machen. Nun gut also gehe ich mit dem jungen Herr mit. Da er mit dem Roller da ist, bedeutet er mir, ich solle mich hinten drauf setzen und so fahre ich mich am Roller festkrallend auf dem Sozius mit. Ich muss erstmals meinen Pass abgeben und bekomme ihn erst morgen wieder. Ich hoffe, das geht gut, mir ist etwas unwohl dabei. Katharina erzählt aber, dass sie in der Ukraine auch schon den Pass abgeben musste, und das sei auch gut gegangen. Mir bleibt ausserdem eh nichts anderes übrig.
Zurück im Bungalow, ist duschen, Wäsche aufhängen, Bloggen und nichts tun angesagt.

Unser Bungalow für die Nacht. Wir teilen ihn mit ein paar Dutzend Ameisen. Dagegen streuen wir Babypuder auf die Türschwelle – ein einheimisches Mittel.


Ach ja, und den Wecker für morgen auf 7 Uhr stellen 🙂

Stefanie