Am 9. Januar übersteigen die Temperaturen nach dem Mittag 16°C in dem Masse, dass wir anfangen, Schichten abzulegen. Bei Stefanie fallen die Zippärmel, bei beiden die Hüftwärmer und die Schulterwärmer. Später auch noch die wasserdichten Übersocken.
Ein warmer Tag macht natürlich noch keinen Frühling. Von den letzten sieben Fahrtagen waren die ersten beiden Tage warm (12-15°C), der dritte deutlich kühler (2-8°C), der vierte und fünfte wirklich kalt (0-4°C), der fünfte brachte Sonne und Temperaturen um die 16°C und der siebte, wie gesagt, 17°C und mehr.
Wir nehmen dies zum Anlass, einen Blick auf unsere Winterausrüstung zu werfen. Als wir Anfang November nach unserer einmonatigen Pause in Frankfurt wieder starteten, hatten wir einige Neuzugänge dabei.
Bei der Kleidung sind dies die Hüftwärmer und die wasserdichten Socken. Bereits dabei hatten wir Winterbuffs (mit Faserpelz), die dicken Handschuhe, Mützen.
Die Hüftwärmer sind Schläuche aus elastischem Stoff, die um die Hüfte getragen werden. Sie verstärken den Übergang zwischen Hose und Oberteil und gewährleisten so, dass es nirgends „reinzieht“. Stefanie trägt den Hüftwärmer über Velohose und Windstopperjäggli, Katharina über Velohose und langärmligem Oberteil unter dem Windstopper. Die Erfahrungen sind grundsätzlich gut: die Hüftwärmer wärmen, sie halten alles schön dicht, sind leicht, tragen nicht auf, engen nicht ein. Einen negativen Punkt gibt es dennoch: Wenn man sie zu weit unten trägt, rollen sie sich ein, und es fühlt sich an, als hätte man sich eine dicke Schnur um die Hüfte gewickelt.
Die wasserdichten Socken sind von der Marke Sealskinz. Bei der Recherche schien dies die einzige Marke mit ernstzunehmenden wasserdichten Socken zu sein. Neulich trug ich sie während einer Stunde Dauerregen und sie haben soweit dichtgehalten. Stefanie hat vor längerer Zeit abends erstaunt festgestellt, dass ihre Schuhe total durchnässt waren – die Wollsocken unter den wasserdichten Socken jedoch trocken.
Die Idee ist, dass diese Socken unsere Füsse auf jeden Fall trocken und möglichst warm halten sollen. Bei starken Regenfällen tragen wir nach wie vor Gamaschen. Bei kurzen Regengüssen, bei Niesel und bei einem Regenbruch kurz vor dem Ziel sind wir damit aber flexibler. Sie fühlen sich am Fuss gut an, auch wenn keine normalen Socken darunter getragen werden, sind soweit pflegeleicht, können normal in der Waschmaschine gewaschen werden. Allerdings achten wir darauf, sie nicht zu häufig zu waschen, da wir davon ausgehen, dass sich die Wasserfestigkeit mit der Zeit verliert.
Nach den ersten Tagen im November, als wir uns erst mit den neuen Temperaturen auseinandersetzen mussten – wir hatten ja den Abstieg nicht wirklich mitbekommen, da wir uns fast einen Monat mehrheitlich drinnen aufhielten – wechselten wir von den kurzärmligen Merinoshirts, die wir unter den Windstoppern tragen, zu langärmeligen mit kleinem Kragen und Reissverschluss bis auf Brusthöhe. Dazu kamen die Schulterwärmer (ein Rollkragen mit Lappen hinten und vorne), die Hüftwärmer, darüber der Windstopper und die Regenjacke. An den Beinen wie immer Velohose und Windstopper-Softshell, hier hat sich den ganzen Winter über nichts geändert (ausser natürlich der Regenhose hin und wieder). An den Füssen zuerst nur die wasserdichten Socken, mit der Zeit fingen wir an, Merinosocken darunter zu tragen.
Bei Temperaturen ab ca. 6°C tragen wir einen normalen Buff, Stefanie einen zweiten Buff auf dem Kopf, ich ein Stirnband, dazu wahlweise die dicken Handschuhe. Die Regenjacke wird irgendwann nach 12°C und Sonne ausgezogen. Allerdings ist die Temperaturangabe häufig anders als die gefühlte Temperatur. Gerade 12°C können kühl oder warm empfunden werden, haben wir bemerkt.
Bei Temperaturen unter 5°C wechseln wir häufig auf den Winterbuff und ich auf die Mütze. Dass Stefanie auf die Mütze wechselt, dauert länger. Aufgefallen ist uns, dass wir am 9. Januar zum ersten Mal den Helmregenschutz entfernt haben, seit wir ihn in der ersten Novemberhälfte montiert haben. Er leuchtet schön in nebligen Verhältnissen und hält den Wind ab.
Was uns ausserdem noch durch den Winter geholfen hat, ist die Thermoskanne. Morgens machen wir frischen, heissen Tee, den wir in „Teepausen“ schlürfen. Zwar sind es nur 0.75l, aber erstens wärmt die heisse Flüssigkeit und zweitens trinken wir somit wenigstens ein bisschen etwas. Wenn das Wasser in den Flaschen nämlich gegen 4°C kalt ist, verringert sich auch automatisch der Durst. Was nicht unheikel ist: im Winter denkt man automatisch weniger ans Trinken, weil weniger klassischer Durst auftritt. Ergo trinken wir zu wenig.
Nach den ersten paar Picknicks, bei denen wir beim Brote streichen herumhampelten, um die Zehen warm zu behalten (oder zu bekommen), haben wir angefangen, morgens Sandwichs zu machen. Sie ermöglichen uns, am Mittag einfach irgendwo hinzustehen und direkt mit Essen anzufangen, das geht gut auch mit Handschuhen. Allerdings freuen wir uns schon wieder darauf, wenn wir morgens nicht noch Sandwichs streichen müssen…
Insgesamt kommen wir gut durch die kalte Jahreszeit hier in Frankreich. Zwar haben wir den Eindruck, dass es Tage gibt, an denen unsere Körper wirklich lieber drinnen bleiben und Tee trinken und lesen würden, aber meistens haben wir keine Probleme, in die Gänge zu kommen. Da uns am wärmsten ist, wenn wir fahren, machen wir nur kurze Pausen. Das wirkt sich manchmal auf die Motivation aus. Kaffee trinken um uns aufzuwärmen waren wir aber nur selten, einerseits aus Budgetgründen, andererseits aber auch, weil es hier nur selten Kaffees gibt.
Bei Regen sind wir froh um einen Unterstand (oder einen netten Schreiner, der uns in seine Küche einlädt!), bei Wind um einen Windschutz, bei Sonne natürlich um ein Plätzchen an der Sonne. Die Tatsache, dass wir uns in diesen Monaten gegen das Zelten entschieden haben, macht uns für Regen, Wind und Kälte viel weniger anfällig, da wir abends heiss duschen und unsere Sachen trocknen können.
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