In einem neuen Land freuen wir uns immer auf den ersten gemütlichen Einkauf. Im Carrefour Express nahe unseres Hotels in Metz (F) streifen wir durch die Regale, neue Lebensmittel, neue Getränke, und von mir seit Monaten sehnlichst erwartet: Käse. Richtiger Käse. Die bisherigen Länder auf unserer Tour konnten mit diversen feinen Esswaren aufwarten, aber leider nicht mit gutem Hart- und Halbhart-Käse.
Draussen ist es längst dunkel geworden, als wir mit unseren Köstlichkeiten im Zimmer sitzen, durch eine Häuserschlucht schauen und essen.
Leider hatten wir vergessen, dass der nächste Tag ein Sonntag ist. Während Lebensmittelgeschäfte in Polen, dem Baltikum und in Schweden auch sonntags geöffnet haben, ist dies in Frankreich nicht der Fall. Wir finden zwar einen geöffneten Waschsalon und ein Tea Room – können aber keine Nahrungsmittel einkaufen. Hungrig stellen wir fest, dass auch die Biobäckerei um die Ecke geschlossen ist – obwohl sie gemäss Schild geöffnet haben sollte. Ein Mann kommt aus einer Seitentür. Wir haben sonntags ab 15 Uhr geschlossen, sagt er und zeigt auf das Schild, hier habe ein Zettel mit dem entsprechenden Hinweis gehangen. Wir können unsere Gesichtszüge nicht kontrollieren. Was wollten Sie, Brot? Wir nicken. Also, kommen Sie. Er schliesst die Ladentür auf und zeigt uns, was es noch gibt: Baguettes, Croissants und einen Laib dunkles Brot. Eine Baguette, sage ich. Wollen Sie auch noch Croissants? Er hält uns ein Blech voller französischer Gipfeli hin. Wir schauen uns an, also, zwei bitte. Stefanie hat das Portemonnaie hervorgezogen und wühlt im Münz. Nein, nein, kein Geld, bitte, die Kasse ist schon geschlossen. Sie will ihm etwas geben, für die „Kaffee-Kasse“, nein, wirklich nicht.
Ich sage ihm, er habe uns gerettet – denn morgen ist ein Feiertag: Am Tag des Waffenstillstandes 1918 sind praktisch alle Geschäfte und Restaurants geschlossen.