Rebekka machte mit Stefanie die Ausbildung in Freudenstadt und arbeitete zwei Jahre mit ihr in Langnau, kehrte danach aber nach Deutschland zurück. Sie wohnt vierzig Kilometer von Dornstetten entfernt, eine ideale Tagesetappe im Moment. Ja sicher, wir freuen uns, schrieb sie, als Stefanie fragte, ob wir bei ihnen übernachten könnten, vielleicht komme ich euch entgegen.
Als wir am Dorfausgang von Dornstetten sind, wartet sie schon mit ihrem Velo auf uns.
Das Wetter ist warm und sonnig, bald zippen wir unsere Ärmel ab und steigen aus den langen Hosen. Neben der Strasse blühen Obstbäume, die Wiesen sind gelb gesprenkelt vom Löwenzahn. Zwei Rennradfahrer wollen vorbei und nerven sich, dass sie ab unseren Lasteseln bremsen müssen. „Auf die Klingel würden wir hören“, sagt Rebekka.
Ab Altensteig lotst uns Rebekka ein langes, ruhiges Tal hoch, um eine grobe Steigung zu umgehen. Es gibt nicht viel Verkehr und den wenigen auch nur, weil die Strecke eine inoffizielle Umfahrung für eine gesperrte Strasse ist. Rebekka ist mit unserem Tempo etwas unterfordert und möchte Velo tauschen. Während wir auf dem leichten Rad schwanken, schafft sie die Herausforderung „vollbeladenes Tourenvelo“ mit Bravour. Bei ihnen zu Hause angekommen, öffnet Thomas, der ambitionierte Rennradfahrer die Tür, hebt eines unserer Fahrräder an und sagt: „Damit kann man ja nicht fahren, ist ja viel zu schwer.“
Am nächsten Tag zeigt sich der schon länger angekündigte Wetterumschwung: es regnet und ist kühl. Trotzdem stürzen sich Rebekka und die beiden Kinder in Regenkleidung und suchen nach Handschuhen. Über eine tolle Abfahrt erreichen wir das Seitzental und radeln der Nagold entlang. Stefanie und ich als ruhige Pole zwischen den Kindern, die vor und zurückschiessen, so dass Rebekka manchmal rufen muss: Haltet euch auf dem Weg, nicht dass sie bremsen müssen!
Dem Agenbach entlang auf die Höhe in Richtung Deckenpfronn führt ein schöner Teerweg hoch. Helle Buchenblätter heben sich von nassdunklen Stämmen ab. Die Kinder machen es gut, aber bei den radsportbegeisterten Eltern verwundert einen das auch nicht.
Nach einer heissen Schokolade in Deckenpfronn holt Thomas die Kinder und ihre Räder auf dem Heimweg von der Arbeit ab, Rebekka fährt zurück. Wir ziehen weiter.
Bald öffnet sich die Landschaft, wir kommen aus dem Schwarzwald heraus, der Wald verschwindet, Felder mit Getreide und Raps, Weiden und Hecken prägen die Landschaft. Kilometer um Kilometer lassen wir hinter uns zurück. Wir fahren durchs Gäu, so heisst die Gegend hier. Am Horizont im Osten zeigt sich jedoch schon der Hügelzug der Schwäbischen Alp.