Abschied von den Eltern in Weil am Rhein, knapp einen Kilometer nach der deutschen Grenze, nach einem Eis und einem Kaffee, während der Himmel Regen auf die Erde schickt, eine Umarmung noch, ein paar warme Blicke, einige Male schwer schlucken, die Velos in Richtung Strasse schieben, aufsteigen, abstossen, wegfahren. Der Regen nässt die Jacken, färbt den Asphalt dunkel, die Reifen der Autos zischen beim Vorbeifahren, wir fahren geradeaus, stumm, ich denke an Patent Ochsner, „das wo du i mine Ouge gsehsch, chöi nid Träne si, es rägnet i mis Gsicht“.
Während wir im Grenzgebiet herumirren, zwischen hier und dort, daheim und der Fremde, dem Zusammensein mit FreundInnen und Familie und unserer Reise, lässt sich in uns die Gewissheit nieder, dass es jetzt wirklich angefangen hat. Die anstrengende Vorbereitungszeit und die unzähligen Abschiede von Liebgewonnenen sind zu Ende, wir sind abgefahren, haben die Schweiz hinter uns gelassen, sind in das erste Land eingetaucht.
Die ersten Tage zwischen Köniz und der Grenze waren eine Art Klassenfahrt, eine durch Wind und Temperaturen um die 5° C etwas extreme Art der vorösterlichen Velotour mit FreundInnen und Familie, wir quälten uns gemeinsam durch die Bise, tauten bei heissen Schokoladen und Ovos in Landbeizen auf, warteten aufeinander, picknickten und zelteten. Stefanie und ich hatten alle organisatorischen Fragen abgeschlossen oder aufgeschoben, bis diese Schwebezeit vorüber sein würde, diese Zeit zwischen dem Abfahren und dem letzten Abschied auf der anderen Seite der Grenze.
Aber die Schweiz lässt uns nicht einfach los, auf dem Weg von Weil nach Lörrach zum Camping überschreiten wir die Grenze mehrmals, mal sind es Schweizer Telefonnummern auf Firmenschildern, mal deutsche Strassenschilder, ein Velofahrer weist uns den richtigen Weg in einem Dialekt, der weder hier noch dort eindeutig zuordenbar ist. Amseln singen auf Dachfirsten, am Camping ist eine Familie bereit, um Essen zu gehen, die Mutter schickt den Sohn noch einmal zum Camper zurück, er solle eine andere Hose anziehen. Stefanie checkt uns ein, ich warte mit den Velos, lehne mich an eine Mauer, überwältigt von unserem Mut und von unserer Entschlossenheit, vielleicht auch von unserer Naivität, dann kommt Stefanie, wir stossen unsere Velos zu einer Wiese, laden die Taschen ab, setzen die Zeltstangen zusammen, schieben sie in die Kanäle, stellen das Zelt auf, stossen Heringe in den feuchten Boden, entrollen Schlafsäcke und Isomatten, richten uns ein, und mit den vertrauten Handgriffen richtet sich unser Blick langsam nach vorne, nach morgen und übermorgen.