Suk Samran – Khura Buri

Jetzt regnet es so richtig. Es rauscht von oben herab, stetig und ständig, Tropfen treffen auf Blätter und lassen sie schwanken, wackeln und hin und her bewegen, Wasser rinnt über das Wellblechdach der nächsten Hütte herunter, nässt die Wurzeln der Pflanzen, die sich auf dem schrägen Blech festgekrallt haben. Die Oberfläche des Sees, den man zwischen den Palmen und den Gummibäumen erkennt, ist gesprenkelt mit aufprallenden Tropfen. Ein verspäteter Schmetterling flattert hastig auf der Suche nach Deckung durch das Grün. Einzelne braune Blätter fallen von einem Busch. Auf dem betonierten Pfad sammelt sich das Wasser zwischen den eingedrückten Steinen, wie Fäden steht der Regen zwischen uns und der Aussicht, auf der anderen Seite des Sees verschwinden die Bäume in einem grauen Dunst. Es rauscht. Tropfen platschen. Ein leichter Wind weht Feuchtigkeit zu uns herein. Wir sitzen auf der Terrasse vor unserem Bungalow und hören und schauen dem Spektakel zu. Warum macht ein Regen in den Tropen so glücklich? Weil wir am Trockenen sitzen? Weil wir auf eine Abkühlung hoffen? Oder einfach weil der Regen hier in diese Landschaft zu gehören scheint? Ich schaue dem Wasser zu, das von unserem Dach tropft. Als der Regen langsam schwächer wird, gluckert es in die Erde unter unserm Haus auf Pfählen, das Wasser gräbt Rinnen in die rote Erde, irgendwo treffen Tropfen auf etwas metallisches, das Geräusch erklingt unregelmässig. Von der Baustelle etwas weiter drüben ist fast nur noch ein See zu sehen, das Wasser fliesst durch ein Rohr ab, gurgelt. Die Abkühlung lässt auf sich warten, selbst das Wasser, das vom Himmel kommt, ist warm.

Knapp vierzig Kilometer sind wir heute gefahren und an diesem hübschen Ort hier gelandet. Für hiesige Unterkünfte ist es recht teuer, aber immernoch günstiger als ein Doppelzimmer in einem unterdurchschnittlichen Hotel in Deutschland. Der Bungalow ist aus Holz, mit einem weiss bezogenen Bett direkt auf dem Parkett, die Griffe der Schubladen am Schrank und an einem kleinen Tischchen sind Aststücke. Die Wand im Bad besteht aus Steinen, die Dusche gleicht einem Wasserfall. Das Wasser fliesst über ein zwanzig Zentimeter breites Eisen, es fühlt sich weich auf der Haut an. Wir haben eine kleine Galerie, auf die eine Leiter aus Bambus hinaufführt. An vielen Orten auf der Welt wäre dieser „Tropen-Chic“ völlig fehlt am Platz und hässlich und hier gehört er hin. 


Die Umgebung hat uns heute wieder besser gefallen, die Dörfer waren ansprechender. Zum Mittagessen gab es heute Reis mit Poulet und einem gekochten Ei in einem kleinen Strassenrestaurant. Die Frau konnte ein bisschen Englisch. Vor einem 7-11 Supermarkt sahen wir zweimal zwei europäisch aussehende Touris. Es wird wohl langsam wieder touristischer. Seit wir in Lang Suan aus dem Zug gestiegen sind, haben wir keine „KaukasierInnen“ mehr gesehen, die Leute konnten kaum Englisch. Ab und zu sind Busse an uns vorbei gefahren, auf denen „Chumphon-Phuket“ oder „Ranong-Phuket“ stand. Aber die Leute in diesen Bussen steigen nicht da ab, wo wir absteigen, wenn sie denn überhaupt aussteigen. Vermutlich fahren sie die rund 400 Kilometer einfach durch.

Aussicht vom Zimmer.

Beim Kaffee in der Unterkunft war alles voll mit diesen Raupen. Da nahmen wir den Kaffee mal lieber mit ins Zimmer.


Es hat wieder mehr Bananenbäume und man kann entsprechend Bananen am Strassenrand kaufen. Ausserdem ist mir heute aufgefallen, dass es hier im Süden deutlich weniger Bilder vom König hat als im Norden. Dort hing in jeder Suppenküche, jedem Restaurant, jedem Laden, jedem Massagesalon, jedem Supermarkt usw. mindestens ein Bild, meist mehrere, sei es auch nur eine Hunderternote, die zwischen Geschirr und einem Karton Eier hinter einer Scheibe klebt.

Auf dem Highway 4 in Richtung Süden.

 

Nach dem Mittagessen sind es noch zwölf Kilometer, die mehrheitlich zwischen Plantagen durchführen. Diese wirken strukturierter, auch aufgeräumter als vorher, mit gemähtem (oder abgespritztem) Gras und Zäunen. Es ist drückend heiss heute, die Strahlen brennen leicht auf der Haut. Die Luftfeuchtigkeit ist hoch und die dunklen Wolken zeigen, dass es heute noch regnen wird.

Geschirr trocknen am Strassenrand.

Hier assen wir das Zmittag. Das Bild ist typisch für viele Restaurants, in denen wir gegessen haben.

 

Das tut es ja auch und wir sitzen auf der Veranda und geniessen es.

Zwei Ereignisse von gestern möchte ich noch erzählen. Auch da sassen wir auf der Veranda und lasen, als in einem Baum neben unserem Bungalow zu zirpen anfing. Das ist nichts Ungewöhnliches, es gibt hier viele (und grosse Grillen), aber es schienen zwei Insekten zu sein, die zirpten, bis sich ihre Geräusche überlagerten und das Ganze so schrill wurde, dass wird uns erstaunt und belustigt ansahen. In Dezibel kann ich das nicht beziffern, aber es machte Kopfschmerzen. Das ging einige Minuten so, dann verschoben sich die zwei Stimmen wieder und es war erträglich, bis es wieder von Neuem losging. Ich stand eine Weile unter dem Baum und versuchte, die Tiere ausfindig zu machen, aber keine Chance. Dafür, dass sie so einen Höllenkrach machen, sind sie nämlich relativ klein. Also gingen wir nach drinnen in den klimatisierten Raum. Doch weil die Mauer nur einfach und unverputzt war, wurde es nicht viel besser. Also Abendessen.

Die Recherche ergab, dass es sich um Zikaden handelt, die im Zusammenhang mit der Paarung gemeinsam singen und dabei so ohrenbetäubend werden.


Als ich später das grosse Licht im Zimmer löschte und ins Bett schlüpfte, ging das Licht wieder an. Also wieder löschen. Kaum lag ich wieder, ging es wieder an. So ging das dreimal, bis ich die Sicherung herausholte, die sich praktischerweise im Zimmer befand. Auch in Unterkünften, die auf den ersten Blick super aussehen, muss man ab und zu handwerkliches Geschick und Improvisiergeist auspacken. 
Katharina
Auf einmal wird es wieder weit in mir, die Enge, welche mit unbestimmtem Unbehagen verbunden ist, fällt ab. Das ist mir schon mal so gegangen hier in Thailand, als wir aus den Bergen in Richtung Chiang Mai gefahren sind. Auch dort, wie jetzt hier auch, sind die Berge vor uns verschwunden und die rechts und links von uns entfernen sich immer mehr. Der Blick wird weiter und öffnet sich, so wie sich auch mein Inneres wieder öffnet und ich das Gefühl habe, ich kann wieder richtig durchatmen. Es klingt etwas speziell, denn es heisst nicht, dass ich mich in den Bergen unwohl gefühlt habe, aber die zwei Wochen im Norden und die vier Tage jetzt hier im Süden führten uns durch enge Täler und haben wohl gereicht, um ein so befreiendes Gefühl zu haben, wenn man aus ihnen heraus fährt. Hier im Süden kommt noch dazu, dass wir in der Regel im Tal unten fahren und nicht wie im Norden häufiger über die Berge gefahren sind und so wenigstens von oben einen weiten Blick geniessen konnten. Morgen fahren wir nochmals durch zwei Hügelketten, um dann übermorgen endlich ans Meer zu gelangen, wo unendliche Weite auf uns wartet.
Stefanie

Vermummter Arbeiter an einer Tankstelle.

Häuschen für Schutzgeister. Diese stehen bei den meisten Häusern, bei Garagen, Läden, Hotels usw. Man beachte die geöffneten Flaschen mit dem Röhrli und die anderen Essensbeigaben.

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