Die Nacht war mässig, auf den harten Unterlagen sind wir immer wieder aufgewacht. Zum Frühstück gabs Fruchtsalat mit Ananas, Banane und Papaya mit Joghurt und Pancakes mit Banane. Beim Veloaufschliessen stand Stefanie in einen beginnenden Ameisenhaufen, also erstmal herumtanzen und wild an sich hauen und Schuhe reinigen.
Durch die Reisfelder fanden wir schnell den Weg nach Phrao, eine grössere Ortschaft als wir erwartet hatten. Umgeben von Reisfeldern und kleinen Dörfchen befindet sich Phrao in einem Talkessel, rundherum mit Dschungel bewachsene Berge. Aus dem Talkessel hinaus führt die Strasse 1001, mehrheitlich flach bis hügelig mit einem grösseren Anstieg über eine kleine Hügelkette. Ich nervte mich ab dem Verkehr gleich nach Phrao, Pickups und Lastwagen, aber es wurde schnell weniger und wir waren wieder mehrheitlich alleine. Mit einem flotten 16er Schnitt fuhren wir stetig gegen Süden.
Der Anstieg über die Hügelkette wäre unter normalen Umständen kein Problem gewesen, aber unsere Beine waren noch müde von gestern. Wir schoben also hin und wieder die Velos, aber es war längst nicht so steil wie gestern und ging daher gut zu schieben.

Zwischendurch regnet es ein bisschen und wir können die Thai-Regenponchos einweihen. Drunter schwitzt man allerdings nur umso mehr.
Die Strasse war meist von Bäumen gesäumt, aber dazwischen erhaschten wir hin und wieder einen Blick auf die landwirtschaftliche Landschaft, Reisfelder mit kleinen Hütten, Palmen, Papayabäume, Bananenbäume, Menschen, die gebückt auf den Feldern arbeiten. Vieles wird hier von Hand gemacht, ein Mann bewässerte sein Feld mit einem halben Kanister, der an einen Stab genagelt war. Damit schöpfte er Wasser zu seinen Pflänzchen. Reis wird von Hand geschnitten und gebündelt. Mais wird von Hand abgelesen. Hin und wieder überholen uns aber auf der Strasse Erntemaschinen, sie sind klein und finden auf der Ladefläche eines kleinen Lasters Platz. Auf Pickups werden Säcke voller Reis gestapelt, nachdem er an der Sonne getrocknet hatte. Auf Planen ausgebreitet in einer Einfahrt, mit einem Holzrechen immer mal wieder gerecht.
Die kleine Hügelkette bis ca. bei Kilometer 40 überwunden und wir werden mit einer langen Abfahrt belohnt. Der Wald flitzt links und rechts an uns vorbei, die Geräusche von Tieren, insbesondere von Grillen sirren in den Ohren.
Zehn Kilometer später öffnet sich das Tal und links gibt es endlich die Möglichkeit, etwas zu essen: Auf einem Platz mit einem Memorial-Bild des Königs und ein paar Schutzgeister-Häusschen hat es auch eine bedeckte Halle mit Marktständen und Suppenküchen. Eine Frau kommt auf uns zu, als wir gegen die Halle streben. Ihre paar Brocken Englisch und unsere paar Brocken Thai reichen aus, um Essen zu bestellen. Suppe, Nudeln. Bald sitzen wir mit dampfenden Schüsseln vor uns. Sie bringt uns noch eine Ar getrockneter Zwiebelringe für in die Suppe. Auf der Packung steht „pork, rind“ und schmecken tuts wie Bacon-Chips.

Wir kaufen ein paar Früchte und machen uns dann auf die letzten zehn Kilometer. Es geht weiter bergab, nur leicht, so dass man nicht bremsen muss, sondern die Fahrt wirklich geniessen kann. Es ist herrlich!
Stefanie sieht das Schild der Unterkunft sofort und nicht zu spät: Nachdem wir uns mit der Frau einig geworden sind und die Velos abladen, beginnt es zu regnen.
Wir wohnen in einem Reishaus ca. 30 Höhenmeter oberhalb der Strasse mit einem guten Blick auf die Häuschen zwischen den Bäumen und die Berge in der Ferne. Das haben wir jedenfalls gesehen, als wir einen kurzen Blick in das Zimmer geworfen und uns versichert hatten, dass alles funktioniert. Da es den ganzen Abend regnet, verschwinden die Berge in den tiefhängenden Wolken.
Wir sitzen also wieder in einem kleinen Häuschen aus Holz, draussen regnet und donnert es, wir haben es gemütlich. Stefanie friemelt an einer Pomelo herum, die nicht ganz so gut ist, dass sich der Aufwand lohnt. Wir essen sie trotzdem.
Was wir zum Abendessen wollen, haben wir schon bestellt und gehen auf sieben Uhr runter. Die junge Frau von der Reception ist da mit einem Baby im Tragegestell und ein junger Mann. Sie springen und bringen uns das Essen. Stefanie hat den Eindruck, das sie es von anderswo geholt haben, das wäre auch verständlich: wir sind die einzigen Gäste. Während wir essen, sitzen sie hinter der Reception und schauen abwechselnd uns zu und auf den Fernseher, der schräg hinter und läuft. Offenbar sind sie nur hergekommen, um uns das Essen zu bringen. Wir essen daher etwas zügig, leider ist mein chinesischer Broccoli mit Schweinefleisch ziemlich scharf und mir kommen die Tränen. Interessanterweise hält die Schärfe hier selten lange an, sie brennt zwar heftig, ist dann aber auch mal wieder vorbei. Ich lindere das Feuer mit etwas blauem Reis.
Phrao hat sich gelohnt, auch wenn der Weg dahin äusserst streng war. Das heisst, eigentlich waren es nur diese ca. 4 Kilometer mit den zwei starken langen Steigungen. Aber Phrao ist schön gelegen, mir gefallen diese Reisfelder-Landschaften. Der heutige Tag hat mit den langen Abfahrten auch viel schönes an sich gehabt. Morgen werden wir in Chiang Mai einrollen, nach rund 450 Kilometern durch den Norden von Thailand. Dann haben unsere Velos erstmal eine Woche Pause von uns (und wir von ihnen). Chiang Mai steht auf dem Programm, etwas Elefanten, etwas Kochen, dann die beiden langen Zugfahrten in den Süden mit dem Zwischenhalt in Ayutthaya und einem kurzen Umsteige-Aufenthalt am Bahnhof in Bangkok.
Katharina