Mae Ho Pra – Chiang Mai

Wir lassen die Berge hinter uns und rollen eine ca. 3km lange Abfahrt hinunter. Vor uns wird das Tal weiter und weiter und die Berge entfernen sich immer mehr. Es ist bewölkt und es regnet. Das erste Mal, dass wir wirklich im Regen fahren, sonst hatte es ja immer nur genieselt oder gerade aufgehört, als wir gefahren sind.
Heute Morgen nach einer durchzogenen Nacht, es hat bis 7 Uhr auf das Dach des Reishauses geregnet, fahren wir bei trockenem Wetter ab. Wir haben zum Frühstück Reissuppe bekommen und Toast. Wieder müssen wir mit den noch nassen Velohosen fahren, da sie seit Tagen nicht mehr trocknen, wegen der hohen Luftfeuchtigkeit. Vor uns liegen ein paar kleinere Erhebungen, bis wir dann draussen sind aus den Bergen und der Blick sich wieder weitet. 


Als wir also so dahinrollen, merke ich wie müde doch die Beine sind und ich froh bin, dass wir heute Chiang Mai erreichen und dort 5 Nächte bleiben werden. Wir fahren auf der Strasse Nr.1001, die uns in Richtung Chiang Mai bringt. Der Verkehr ist enorm, vor allem fahren sie sehr schnell und überholen halsbrecherisch. Wir müssen uns sehr konzentrieren, was einen enorm ermüdet. Nach 15 km haben wir schon die Nase voll und suchen uns ein Cafe, in dem wir Iced Cappuchino trinken und uns überlegen, wie wir von dieser Strasse wegkommen, denn bis Chiang Mai sind es immer noch 33 km. Katharina entdeckt ein kleines Strässchen, und dank Google Maps finden wir es auch. Generell muss man sagen, wären wir ohne Google maps ziemlich aufgeschmissen, wir navigieren nur mit diesem netten Tool, denn meistens sind die Strassen nicht angeschrieben (in der Stadt) und auf dem Land können wir es nicht lesen, da es Thai geschrieben steht. Die Ausnahmen bilden die grösseren Strassen und die Touristenziele, welche in lateinischer Schrift beschildert sind. Bis jetzt hatten wir immer super Strassen, heute treffen wir allerdings ab und an auf nicht so tolle Strassen, aber dank Velo kann man ja um die Schlaglöcher drum rum fahren. 


Die Gegend hier ist flach und voller Reis- und Gemüsefelder. Ab und zu Bananen- und Papayabäumen dazwischen. Wir fahren durch kleine Dörfer, bzw. manchmal auch nur ein paar Hütten, die nebeneinander stehen. Je näher wir der Stadt kommen, desto imposanter werden die Häuser auf der einen Seite und desto primitiver die Hütten auf der anderen Seite.

Auf kleinen Strassen nach Chiang Mai.


15 km vor der Stadt essen wir noch an einer Strassenküche gebratenen Reis mit Spiegelei und Suppe. Sehr lecker! Gestärkt machen wir uns an die Einfahrt in die grosse Stadt. Der Verkehr wird zunehmend mehr, bei immer enger werdenden Strassen. Katharina schlängelt sich durch und ich habe Mühe, ihr zu folgen. Zweimal muss ich ihr hinterher rufen, da ich Angst habe, sie in dem Getümmel zu verlieren. Sie fährt nun langsamer und ich kann ihr folgen. Nach mehreren halsbrecherischen Manövern, sonst kommt man hier nicht voran, stehen wir endlich vor unserem gebuchten Hotel. Dem Emperess (Empfehlung von einer Arbeitskollegin, danke Elsbeth). 

Dem Fluss Ping entlang können wir nach Chiang Mai rein fahren.

Hier sind die Hühner ziemlich mager. Kein Wunder, war an dem gebratenen Hühnerbein neulich fast nix dran.


Kurz vor dem Hoteleingang waschen wir uns noch die dreckigen Beine und Arme, damit wir nicht ganz so schlimm aussehen, wenn wir in die Hotellobby kommen. Nachdem wir unsere Velos neben dem Haupteingang platziert haben und bereits Aufsehen und Bewunderung erfahren haben, werden wir drinnen von vier sehr schick gekleideten Damen empfangen. Das Check-in läuft schnell und problemlos ab. Da wir eine Nacht vorher da sind und ich gestern erst die heutige Nacht gebucht habe, es aber nur noch die nächst höhere Zimmerkategorie gab, fragen wir ob wir morgen umziehen müssen. Zu unsere Freude dürfen wir im teueren Zimmer bleiben und bezahlen aber den günstigeren Tarif. Wir holen also die Velotaschen vom Velo (die sind dreckig und sandig) und laufen wieder ins Hotel, da hilft uns ein Page beim Tragen der Taschen und fährt mit uns hoch ins Zimmer. Dabei wollten wir das vermeiden, denn langsam aber sicher müffeln unsere Veloklamotten doch, da es ja auch nicht mehr richtig trocken wurde die letzten paar Tage. Nun ja so ist das Leben, wir haben es alle überlebt und geben dem Herrn ein Trinkgeld.


Jetzt gibt es nur noch eins, raus aus den Klamotten und ab unter die Dusche!

Neu geboren breiten wir uns im Zimmer aus und geniessen den Fruchtteller, der für uns bereitsteht.

Die Velos stellen wir sicher in dem bewachten Parkhaus ab und werden sie die nächsten Tage täglich besuchen.

Stefanie
Kommentar von Katharina: Der heutige Tag war ein würdiger Abschluss unserer Nord-Thailand-Rundfahrt. Die letzten 20 Kilometer vor Chiang Mai durch diese ruhigen Strassen zwischen Reis- und Gemüsefeldern und Häusern durchzukurven, war einfach herrlich. Die Leute freuen sich, wenn wir grüssen und die wenigen Autos fahren vorsichtig an uns vorbei. Zum Mittagessen fanden wir noch einmal ein kleines Restaurant und essen inmitten von Einheimischen gebratenen Reis. Nur für wenige Kilometer schlängen wir uns schliesslich noch durch den Verkehr, aber auch den geniesse ich irgendwie. Es fehlen offensichtliche Regeln, aber mit viel Blickkontakt und etwas Nachdruck kommen wir gut zurecht, finden Leerräume, wechseln die Spur mit Songthaews, Rollern und grossen Offroadern. Nach den vielen ruhigen Strassen in den letzten Tagen müssen wir uns wieder etwas an den Verkehr gewöhnen. 

Etwas ist abgeschlossen und es war schön. Wir haben so viel erlebt, dass wir das Gefühl haben, schon ewig unterwegs zu sein. Unser Thai wird besser 😉 und wir kennen uns besser aus. Wir haben so viel Neues gelernt. Das geniesse ich so unglaublich: An einem Ort zu sein, an dem ich nicht alles verstehe, an dem so viel passiert, was sich mir erst mit der Zeit erschliesst. Ständig stellen wir neue Theorien auf, wie die Dinge funktionieren und merken erst nach und nach, ob sie stimmen. Ich bin froh, dass die Strassen ziemlich gut sind, so dass ich viel herumschauen kann. Ständig bewege ich beim Fahren den Kopf nach links und nach rechts, denn es gibt so viel zu sehen. Die First-World-Problems, die wir haben, werden relativiert durch das, was wir hier an Alltag, Hauseinrichtungen, Gesundheitszuständen usw. sehen. Nicht zuletzt sind wir ja auch deswegen hergekommen. Und jetzt hören wir Leonard Cohen und schauen auf die Lichter von Chiang Mai hinunter, die langsam stärker werden, je dunkler der Himmel wird. 

2 Gedanken zu „Mae Ho Pra – Chiang Mai

  1. Hallo Ihr Beiden,

    da habt ihr auf eurer Tour nach Chiang ja tolle Abenteuer erlebt und viele neue Erfahrungen gesammelt. Hab in den letzten Tagen oft an euch gedacht, wenn ich den Regen gesehen hab. Ich bin ja meist froh, wenn es mal kurz regnet, weil es dann abkühlt. Aber lang andauernder Regen ist auch nix für mich. Gebt euren Velos einen extra Schuss Kettenöl. Sie werden es euch danken 🙂

    Habt noch eine gute Zeit in Thailand.
    Stefan

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    • Hallo Stefan, wir sind mittlerweile im Süden angelangt. Es war eine gute Tour im Norden, hie und da ein bisschen anstrengend, aber wir hatten tolle Erlebnisse mit den Leuten und schöne Landschaften. Danke und alles Gute, herzlich, Katharina und Stefanie

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