Ihr habt Glück, es ist richtig kühl im Moment. So werden wir heute morgen von Stefan begrüsst, als er uns gegen 8:30 Uhr an unserer Unterkunft abholt. Stefan ist ein begeisterter Velofahrer aus Deutschland, der seit 2 Jahren überwiegend in Thailand lebt. Wir haben ihn schon aus der Schweiz kontaktiert, um uns nützliche Tipps geben zu lassen. Da wir uns vorgestern für die Fahrt in die Berge Nordthailands und somit für die Unterkunft in Huay Krai entschieden haben, war klar, dass wir Stefan nach Möglichkeit treffen wollen, denn er wohnt hier um die Ecke.
Also beladen wir unsere Velos und Stefan fährt mit uns raus aus dem Dorf in Richtung Mae Chan. Am Ortsausgang gehen wir in ein Cafe und fragen alle unsere Fragen, welche in der Woche, wo wir bereits in Thailand sind aufgetaucht sind. Er gibt uns ausführlich und sehr geduldig Antwort und versieht uns mit vielen Tipps, unter anderem hat er uns eine Übernachtungsmöglichkeit für heute gesagt. Er hat selber einen Blog zum Leben und Velofahren in Thailand, ihr findet ihn hier.
Nach dem Cafe fährt er noch mit bis nach Mae Chai und verabschiedet sich dann von uns, nachdem wir noch ein Foto gemacht haben. Vielen Dank Stefan, du warst und bist eine riesen Hilfe!
Es ist bereits 11:30 Uhr und der Hunger meldet sich. Wir machen halt an einem Strassenrestaurant, bestellen Suppe und lassen sie uns wie immer schmecken. Wie immer danach stellen wir uns die Frage, ob sie ein WC haben. Wir suchen nach dem Wort im Wörterbuch und haben es endlich, da dreht sich Katharina um und schon wird sie gefragt „Toilet?“, ich bin mir sicher, Thais können Gedanken lesen :-).
Wir haben uns nach langem hin und her nun trotz Hitze entschlossen, in Richtung Tha Ton zu fahren und den Pass davor in Angriff zu nehmen. Also fahren wir kurz nach 12 Uhr los. Es sind inzw. 29 Grad, wie sagte Stefan „kühl“, so ist das eben mit dem Empfinden, jede empfindet es anders. Er sagte, wir profitierten im Moment von kühlen Luftströmungen über Thailand. Die ersten kleinen Steigungen lassen nicht lange auf sich warten und alles in der Sonne. Als es zunehmend hügeliger wird, bin ich so richtig ko, obwohl es ja gerade erst anfängt. Katharina nimmt mir Gepäck ab und schon geht es wieder besser. Langsam aber stetig steigen wir auf. Wir fahren durch kleine Bergdörfer, mit viel Landwirtschaft. Die Häuser sind aus Bambus, wenn sie dann doch aus Stein sind, ist meist der Boden aus Lehm und das Dach aus Holzschindeln. Eine arme Bergregion, welche stark missioniert wurde und weil es in dem animistischen Glauben der Akha heisst, sie werden einmal den Glauben wechseln, gibt es hier viele Christen.
Es ist heute ja Sonntag und die Kinder sind nicht in der Schule, so sehen wir viele am Strassenrand spielen. Sie winken uns zu und freuen sich, wenn wir „Sawadee Kah“ rufen, das ist Thai und heisst „Hallo“. Die Landschaft wird immer mehr zum Wald mit Palmen, Bananenbäumen und Bambus. Also das sind die, welche wir erkennen, es hat natürlich noch viel mehr, alles ist einfach mega grün. Je höher wir kommen, desto mehr Wald und weniger Hütten und somit weniger Menschen gibt es. Es kommen nun auch steilere Abschnitte und wir hoffen, dass es bald zu Ende ist mit Anstiegen. Nach 2 Stunden kommen wir an einem kleinen Laden vorbei, das erste Haus nach viel Wald, er hat kalte Getränke und Stühle aus Bambus im Schatten. Wir machen Pause. Gestärkt geht es weiter. Immer Berg auf. Nach weiteren 3 km geht es dann steil Berg ab, nachdem wir durch den bereits dritten Polizei Checkpoint durchgefahren sind, mit lachenden und sich an uns freuenden Polizisten. Die Strasse ist schrecklich schlecht und sehr steil, wir müssen immer wieder anhalten, damit die Felgen kühlen können. Und dann sehe ich in der Ferne einen erneuten Anstieg. Nun ist es klar, wir sind noch gar nicht ganz oben, es geht nochmals steil Berg auf. Um ca. 17 Uhr erreichen wir dann die höchste Stelle der Passstrasse und lassen uns ca. 10 km nach unten rollen, bis es wieder flacher wird. Diesmal auf besseren Strassen und somit mit viel Freude in einer atemberaubenden Landschaft.
In der Ferne zeigen sich mehrere Hügelketten im Dunst. Links der Strasse breiten sich Reisfelder aus, dazwischen sind kleine Hütten, in denen sich die Leute im Schatten ausruhen können. Mehrere Menschen sind noch bei der Arbeit und binden Garben aus Reis. Wir sehen auch Wasserbüffel, die auf eine Wiese gebracht werden. Die Sonne steht schon sehr niedrig und es ist suboptimal, gegen die Sonne zu fahren. So sieht man nämlich nicht mehr viel und muss in ständiger Bremsbereitschaft sein (Hunde, Kinder usw.).
Da es hier um 18 Uhr dunkel wird, drängt langsam auch die Zeit, um eine Unterkunft zu finden. Respektive die Unterkunft, die uns Stefan genannt hat. Manchmal sind Unterkünfte nämlich nur auf Thai angeschrieben und die Farang (AusländerInnen, Falang ausgesprochen, da Thai kein R sagen können) finden sie nicht.
In den Dörfern rüsten die Leute zum Nachtmarkt auf, es riecht nach Essen. Immer wieder vergleichen wir unsere Position auf Googlemaps mit dem Screenshot, den uns Stefan gegeben hat. Wir wähnen uns schon zu weit, als Katharina das rosarote Schild erkennt. In der Einfahrt wässert eine Frau die Blumenbeete, sie reagiert sofort auf Katharinas „Schlafen“-Geste. Hinter dem Haus hat es zwei Reihen à ungefähr 5 Bungalows, günstigere und teurere. Wir nehmen eines für 500 Baht (ca. 15 Franken), was wohl das teurere ist. Es ist wunderschön innen (Achtung Ironie), mit rosaroten Wänden, ebenfalls rosa bestickten Vorhängen und dunkelgrünen Plättli überall. Sogar das Bett ist geplättelt. Immerhin funktionieren sowohl Klimaanlage wie auch Wasser, wir kriegen noch einen Wasserkocher dazu. Den Gecko sehe ich erst, als wir schon bezahlt haben. Aber Katharina sagt immer, lieber ein Gecko als sonstwas.
Nach der Bergtour sind wir etwas fertig und mögen nicht mehr raus. Also gibt es Tütensuppe. Den Warnhinweis von mir an Katharina, sie solle nicht alles Pulver hineinschütten, ignoriert sie. Mit den üblichen Folgen.
Die Frage ist ja immer, wie hängen wir das Moskitonetz auf. Mittlerweile sind wir schon recht findig geworden. Heute toppe ich das aber noch: Vom grossen Spiegel, der an der Wand hängt, drehe ich zwei Schrauben heraus und ersetze sie mit Schraubhaken. Das funktioniert super! Der Spiegel hängt immer noch und das Netz ist aufgespannt.
Stefanie