Entspannen in Thaton

Heute ist Entspannen angesagt. Als wir die Räder aus der Einfahrt herausstossen, ruft uns die Frau, die uns den Bungalow vermietet hat. Wollen wir hier etwas essen, fragt Stefanie und erst da merke ich, dass vorne an der Strasse eine Kaffeebar und ein Restaurant sind. Wir nicken, stellen die Velos nach 110 Metern schon wieder ab und setzen uns hin. Die Verhandlung über das Essen verläuft holperig, aber erfolgreich. Ein paar Minuten später haben wir jede eine Schüssel Suppe mit Gemse und Fleisch sowie eine Halbkugel Reis auf einem Teller vor uns.


Der Wasserbüffel Müsa, gell Esther.


Derart gestärkt geht es in die vermeintlichen 15 Kilometer nach Thaton. Allerdings taucht das Hotel, das wir gestern Abend gebucht haben, schon nach gut 8 Kilometern auf. Da es sich diesmal um einen (für hiesige Verhältnisse) teureren Schuppen handelt, können die Leute auch Englisch. Wir haben gebucht, sage ich, die Frau fragt zurück, Stefanie? 

Wir duschen, wickeln uns in etwas einigermassen salonfähiges und bringen die Wäsche zum Waschen. Dann setzen wir uns auf unsere kleine Terrasse. Bloggen, Strecke planen, lesen, sinnieren. 

Ein Schmetterling, dessen beide Flügel zusammen fast so gross wie meine Hand sind, saugt Nektar ab einem Strauch mit grellpinken Blüten, der in der Nähe steht. Vor unserer Terrasse ist ein kleiner Fleck Rasen, danach kommt ein schlammbraunes kleines Gewässer. Diverse Libellen sirren darüber. Vögel pfeifen. Der eine oder andere Gecko huscht über die Innenseite des Daches, wo es nicht so heiss ist. Wir essen Früchte und trinken Wasser, wackeln mit den Zehen auf dem kühlen Betonboden. Die Velos stehen neben uns auf der Terrasse, die Radlerhosen, die wir gestern Abend gewaschen haben, trocknen über die Sättel gespannt. 


Thailand ist ein schönes Land, zumindest hier im Norden, wo wir bislang durchgefahren sind. Wir sehen in viele ärmliche Haushalte hinein, da ein Grossteil des Lebens draussen neben der Strasse stattfindet. Die Häuser sind offen gegen die Strasse hin, Kinder spielen, Hühner scharren, Hunde liegen schlapp in der Sonne, Menschen arbeiten auf Feldern. Die meisten sind vollständig vermummt, wohl gegen Tiere und gegen die Sonne. Helle Haut gilt hier als das Schönheitsideal. Rund um die Häuer ist viel „Puff“, Gerümpel, der herumliegt, Abfall im Gras und in den Büschen, kaputte Reifen gestapelt. Einiges davon ist aber auch Ausgangsmaterial für Neues. Gestern wurde ein Strassenstück wohl erst kürzlich neu gemacht. Bei einem Hof war die Einfahrt mit den herausgebrochenen Asphaltstücken „geplättelt“. Daneben gibt es richtiggehende Villen mit protzigen Gartenzäunen und Einfahrtstoren. 

Was mich immer wieder erstaunt und freut und berührt ist, wenn die Leute Freude an uns haben. Viele winken, ein oder zweimal fährt jemand extra zu uns her, um uns anzufeuern. Wir lächeln und lachen viel, sagen immer „Sawadee ka“. Manchmal wirkt dieses Wort wie ein Eisbrecher. Wir werden angestarrt, der Blick schwankt zwischen Entgeisterung und Ungläubigkeit, wir mit unseren farbigen Trikots, den Helmen wirken wie Wesen aus einer anderen Welt. Aber dann grüssen wir und man kann gleich zusehen, wie sich das Lächeln auf den Gesichtern ausbreitet. In Läden und restaurants ist es möglicherweise auch so, dass die Leute befürchten, Englisch reden zu müssen. Dass wir auf Thai grüssen, nimmt ihnen wohl die Angst. Bislang waren die Leute immer sehr freundlich hilfsbereit. Manchmal texten sie uns auch gleich zu, wohl in der Annahme, wer Sawadee sagen kann, kann Thai. Dann lächeln wir einfach freundlich und sagen nichts. Sie lachen dann mit uns über unser Unvermögen. Sie freuen sich auch, wenn wir mehr Worte benützen, zum Beispiel Klo, heiss, kalt, Fahrrad, danke oder Hotel. 

Ich glaube, ich habe selten auf Reisen so viel gelächelt wie hier. Aber irgendwie will man die Thai sofort anlächeln. Sie lächeln so viel und sind oft so kleine, zarte Menschen und die will man sofort anlächeln. 

Was mich auch unglaublich freut, ist der ganze Food hier. Seit ich Geld habe, um auswärts essen zu gehen, also irgendwie seit den frühen Zwanzigern, habe ich den Thaifood für mich entdeckt. Es ist eine Geschmackswelt, die mir zusagt. Im Unterschied zum Beispiel zu Indisch. Und hier ist es einfach herrlich: Da die Thai selber nicht kochen und oft zu Hause nur eine minimale Küche haben, findet man überall etwas zu essen. Kleine und grosse Stände, Restaurants, mobile und fixe Garküchen finden sich überall, wo es Leute hat. Das Essen wird frisch zubereitet, ist günstig und schnell. Natürlich gibt es auch viele komische Sachen wie Hühnerfüsse oder Darm. Aber darum kommt man herum. Neben den Suppen gibt es aber auch viel Gegrilltes, unter anderem grillen sie hier ganze Eier, also mit Schale, päng auf den Grill. Dann natürlich Poulet.

Gegen Abend reihen sich die Garküchen auf, die Menschen fahren mit ihren Rollern heran, manche essen vor Ort, aber die meisten nehmen Suppe oder Wokgericht im Plastikbeutel heim. Sie legen sie in die Körbchen, die bei vielen Rollern vorne festgemacht sind. Übrigens gibt es Kindersitze für Roller, habt ihr das gewusst? Die werden zwischen Sitz und Lenker eingespannt. Oft stehen die Kinder aber zwischen den Beinen der Erwachsenen oder zwischen zwei Erwachsenen eingeklemmt. 

Gegen 15 Uhr wird es kühler, wir ziehen uns an und fahren mit dem Velo nach Thaton rein. Dort gibt es erstmal Kaffee. Danach wollen wir den Tempel besuchen, der sich auf neun Ebenen  erstreckt. Aber es ist so steil und die Luft so düppig, dass wir es nur bis zur dritten Stufe schaffen. Von dort aus haben wir einen guten Blick über die Landschaft. 


So geschwitzt wie heute auf der kurzen Tour ins Städtle haben wir beim Fahrradfahren noch nicht. Also kurz rein in den Pool, dann zum Abendessen. Wir sind früh dran und daher die einzigen Gäste auf der grossen Terrasse direkt am River Kok. Die Sonne ist schon untergegangen, es wird schnell dunkel. Die Stimmung ist superromantisch, wäre nicht der Lärm aus dem Untergeschoss von einer Gruppe Jugendlicher aus dem Outdoor Education Center. In der Ferne regnet es, die Luft wird kühl. Wir essen Spezialitäten aus Nordthailand mit Klebreis. An der Wand flitzen die Geckos herum. Eine grüne Gottesanbeterin klettert an einem Stuhl eines benachbarten Tisches hoch. In der Luft liegt Rauchgeruch, irgendwo in der Ferne verbrennen sie Grünzeug. 

Der Fluss Kok, Aussicht von unserem Tisch.


Katharina

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s