Heute haben wir das kennengelernt, was wir fortan als den Thaiblick bezeichnen werden. Gleich zweimal ist uns das heute passiert. Ich habe davon gelesen: Der Blick der Thai wandert unbestimmt an einem vorbei und vor allem: Es passiert nichts. Sie tun offenbar lieber nichts, als möglicherweise was falsches, wenn nicht ganz klar ist, was man möchte. Und anstatt zu sagen, das Restaurant sei zu, lassen sie einen sitzen. Das Gefühl ist unangenehm, es tut weh. Und es dauert wohl noch ein bisschen, bis wir wirklich verstehen, dass es hier einfach so ist.Beim ersten Mal werden wir in einem Restaurant ignoriert, nachdem eine Frau uns gefragt hatte, ob wir zu Dorian gehörten und wir verneint hatten. Wir sind etwas unsicher, machen unsere Reisenotizen und stehen nach vielleicht zwanzig Minuten auf und gehen.
Beim zweiten Mal, im Foodcourt eines Einkaufszentrums, dem Central Plaza, dachte ich eigentlich, die Bestellung sei angekommen. Schliesslich nickt die Frau, holt eine Packung Fleischbällchen aus dem Kühlschrank und schmeisst sie ins heisse Wasser. Dann warten wir. Und warten. Die Frau macht ab und zu etwas in der Küche, dann geht sie zu einem anderen Stand zum Plaudern. Wir warten. Fühlen uns komisch, aber es gibt zig Erklärungsmöglichkeiten. Wir warten. Ein Thaipärchen bestellt etwas und wir sofort bedient. Wir warten. Als ein Touripärchen kommt und sofort bedient wird, fragen wir sie, wie sie das gemacht hätten. Sie wissen nicht genau, wo unser Problem liegt und wir kommen uns noch ein bisschen doofer vor, stehen auf und gehen. Im Erdgeschoss des Warenhauses werden wir in 30 Sekunden bedient.
Dabei war der Tag ansonsten mit guten Erlebnissen gefüllt. Zuerst fuhren wir am Wat Phra Kaew vorbei (dem Tempel mit dem Jade-Buddha), einer Allee entlang und schliesslich über eine Brücke, die von Pfosten gesäumt war, die mit goldenen Figuren geschmückt waren. Darunter: der Fluss Kok, braun, mittelbreit, am Ufer warteten diverse Langboote auf Kundschaft, die kleinen Schiffsschrauben an ziemlich langen Stangen hingen knapp über der Wasseroberfläche. Wir wollten zum Buddha Image Cave. Ein paar Kilometer ging es über eine staubige Strasse, zwischen Feldern (Ananas, Mais, Bananen) und Häusern hindurch. Immer wieder überholten uns Lastwagen, die Sand holten. Einmal wollte ich eine Kuh fotografieren, die neben der Strasse an einem Pflock festgebunden war und graste, aber da interessierte sich einer der streunenden Hunde für mich und mir verging die Lust auf ein Foto.
Zum Höhlentempel führt eine schmutzige Treppe mit hohen Stufen hinauf, die wir in den Socken begehen. Die Schuhe haben wir wie immer unten gelassen. Eine grosse goldene Buddhafigur begrüsst uns. Auf einem Stuhl schläft eine Katze. Wir tappen auf dem gefliesten Boden in die Höhle hinein, die eine U-Form hat und am anderen Ende auf eine Art Balkon hinausgeht. Die Höhle hat sehr hohe Kamine, durch die man teilweise den Himmel oder einfallendes Sonnenlicht sieht. Flederhmäuse machen sirrende Geräusche und flattern im Dunkel über unseren Köpfen herum. Jetzt ist auch klar, was die kleinen Körnchen unter unseren Füssen sind: Fledermausköttel. Die Socken sollten eh wieder einmal gewaschen werden…

Am River Kok sitzt auf einer Plattform eine grosse weisse Buddhafigur mit einer goldenen Schärpe. Wir besuchen sie auch noch, ausser uns sind nur noch drei spanische Touris da, ansonsten ist der Park verwaist. Abgesehen von den üblichen Hunden.

Auf dem Weg zurück in die Stadt wollen wir Kaffee trinken. Da wir im Holzpavillon am See leider nicht bedient werden, fahren wir halt weiter. Immerhin sind wir mit unseren Reisenotizen nachgekommen… Nach der Einmündung in die grössere Strasse steht auf einem Stück Holz „Coffee“ geschrieben. Wir halten an, stellen die Velos neben ein Schutzgeisterhäuschen (der Mann hat bestätigend genickt, als ich fragend darauf deutete) und schon sassen wir an einem kleinen Tisch auf zugegebenermassen recht unbequemen Stühlen. Auf dem Tisch steht ein Glas mit Wasserpflanzen. Als eine Frau mit Kellnerschürze auf einem Motorrad herangefahren kommt, haben wir wie schon oft das Gefühl, das in Cafes oder Restaurants bedienen absolute Frauensache ist. Oft kommt es uns vor, als ob die Männer uns zwar grüssen würden, dann aber schnell die/eine Frau anrufen, damit sie komme. Sie ist superfreundlich, wir bestellen einen Strawberry Tea und einen Mocha, natürlich Iced. Der Tea ist rosa und milchig, mit gesüsster Kondensmilch gemacht. Etwas später bringt die Frau noch eine Schale mit Früchten, „how?“ frage ich und mache Schälbewegungen. Sie lacht und zeigt es uns. Es scheint eine Litchi-Art zu sein, weich und süss. Ich spritze mir beim ersten Aufmachen gleich mal den Saft ins Gesicht.
Nach der Brücke, als wir schon fast wieder in der Innenstadt sind, machen wir auf der breiten Strasse einen U-Turn und halten neben einer Frau, die von der Ladefläche eines Pickups Früchte verkauft. Wir erstehen eine Melone, eine Drachenfrucht und ein Bündel von der Litchi-Art. Die Frau freut sich über unsere zwei Wörter und wie wir mit ihr verhandeln. Dann fädeln wir uns wieder in den Verkehr ein, als hätten wir nie etwas anderes gemacht, und fahren durch die Innenstadt heim.

Nach einer Früchte-ess-und-dusch-Pause machen wir uns auf zum Abendessen. Aber vorher gibts noch eine Fussmassage. Wir verhandeln nur kurz, dann sitzen wir auf bequemen Sesseln, der Masseur und die Masseurin breiten feuchte Tücher auf den Fussschemeln aus und setzen sich auf kleine Schemel davor. Relax, relax, sagen sie und bedeuten uns, mit dem Rücken die Lehne nach hinten zu drücken. Massiert wird mit Öl und teilweise mit einem Stäbchen, wie ein Kugelschreiber. Damit streichen sie die Zehenzwischenräume entlang und bohren sich in die Fusssohlen. Das meiste aber wird mit den Händen gemacht. Die halbe Stunde scheint lange zu dauern, aber vielleicht auch, weil ich mich bei dieser ersten Massage nicht ganz entspannen kann. Ich kann auch nicht einschätzen, ob die Massage gut war. Sie war angenehm, wirkte professionell und tat den Füssen wohl.
Katharina