Am linken Strassenrand stehen parkierte Autos, wir orientieren uns daran, werfen immer wieder einen Blick über die rechte Schulter, falls wir ausweichen müssen. Mein Rückspiegel zittert und rutscht nach unten, so dass ich nichts mehr sehe: Ich habe ihn zu wenig fest montiert. Pickups fahren langsam an uns vorüber, mit leeren Ladeflächen oder mit Kanistern oder Säcken. Später sehen wir sogar einen Schweinetransport, in einem Gitterkäfig, zweistöckig. Links schiebt sich ein grosses Auto in die Strasse hinein, ich zögere, greife nach der Bremse, wer hat Vortritt? Da das Auto neben mir leicht abbremst und dem Einbieger den Vortritt lässt, tue ich es ihm gleich. Später biegen wir rechts ab, ziehen nach einem Blick zurück mutig an die Mittellinie, hoffend, dass die Gestik verständlich sei, man lässt uns gewähren, wir biegen ab. Strassenverkehr in Chiang Rai ist anstrengend, wir müssen sehr wach sein, alles im Blick, der blinkt, der verlangsamt, hier kommt jemand, Roller überholen uns, fahren den Autokolonnen entlang nach vorne. Aber niemand fährt schnell, niemand regt sich auf, wir kommen zurecht.
Bald biegen wir aber dank Google Maps, das auf meinem Handy hervorragend funktioniert, links ab in kleine Strassen. Das Gelände ist topfeben, wir kommen gut voran. Auf der Strasse schlendern immer wieder Hunde herum, wir sind etwas vorsichtig, aber sie würdigen uns keines Blickes. Arbeiter auf einer Baustelle montieren Verschalungen rund um ein Bündel Armierungseisen, um anschliessend (Säulen?) zu betonieren. Die Arbeiter tragen breitkrempige Hüte, Halstücher und lange Kleidung, Gummistiefel. Es ist knapp 30 Grad. Überall hat es Essensstände. Zwei tote Schlangen auf der Strasse. Ein Mann flickt eine Kettensäge. Schulkinder in Uniformen. Reisfelder. Palmen, Bananenstauden mit dicken Fruchtrispen. Magere Hühner und Hähne mit langen Beinen gackern neben der Strasse.


Wat Rong Khun, der weisse Tempel: Weisse, filigran geschwungene Türmchen, mit Spiegelplättchen beklebt, glitzern im Sonnenlicht, wie aus Zuckerguss, wie nicht von dieser Welt. Definitiv von dieser Welt sind die Touris, die mit dem Handy Selfies schiessen und sich in Pose werfen. Der Künstler Ajarn Chalermchai Kositpipat hat den Tempel gestaltet und er ist noch nicht fertig. Abgesperrte Bereiche und Baumaterialien zeugen davon. Für das Innere zahlen wir 50 Baht und müssen die Schuhe ausziehen (wie in jedem Tempel). Wer nicht anständig genug bekleidet ist, kann weisse Wickelröcke und Schultertücher mieten. Nicht jeder touristische Teenager ist davon begeistert. Sie halt schon scheisse aus auf dem Selfie 😉
Im Tempel hat es ein grosses Wandgemälde mit den Dämonen unserer Zeit: ein Handy, Batman, eine Uhr, Krieg der Sterne, usw.
Neben dem Haupttempel gibt es verschiedene ähnliche Gebäude, nur nicht so aufwendig gestaltet. Ausserdem eine Toilette – diese wiederum im ähnlichen Stil wie der Tempel – aber in Gold. Durchaus „beachtenswert“, wie der Reiseführer sagt.
Beim Zmittag sitzen wir mit zwei Amerikanerinnen an einem Tisch, sie haben vier Gerichte plus Reis bestellt. Abwechselnd sagen sie „it’s very spicy“ und „I have no idea what I ordered“. Dann müssen sie gehen, ihr Tourbus wartet, also lassen sie sich alles einpacken. Wir bestellen nach dem Essen eine frische Kokosnuss, die ältere Frau hinter der Theke hackt sie mit einem grossen Messer auf. Der Saft ist herrlich kühl und schmeckt gut. Die dünne Schicht Fruchtfleisch ist wabbelig und schmeckt nur sehr sehr entfernt nach Kokosnuss.
Auf der Heimfahr sehe ich durch einen Blättertunnel einen See und daneben ein Schild: „Coffee & Steak“. Wir stellen unsere Velos ab und treten durch den Blättertunnel in einen Holzpavillon. Drei Minuten später stehen vor uns ein Moccachino Frappe und ein Matchachino Frappe (Matcha, got it?). Wir sitzen im kühlen Schatten, schauen auf den See hinaus, beobachten die Wasserläufer und saugen an den Röhrchen (medium gesüsst, hat der Mann vorgeschlagen, wir wollen nicht wissen, was voll gesüsst gewesen wäre). So habe ich mir das vorgestellt.
Drei Frauen verkaufen Bananen am Strassenrand, sie lachen und rufen etwas, als sie uns sehen. Wir halten an und kaufen Bananen. Sie reden Thai, wir Berndeutsch und wir verstehen uns im Minimum. Sie wackeln die Oberschenkel, wir sagen, ja ja, ist anstrengend. So ungefähr.
Selten treffen wir auf andere Velos, dann freuen sich deren FahrerInnen immer mächtig. Die Gesichter können noch so missmutig sein, wenn sie uns sehen, freuen sie sich und winken. Generell nehmen uns Frauen und ältere Menschen besser (oder überhaupt) wahr.
An der Toilette war nur eines schlimm: Dass man vor dem Haus die Schuhe ausziehen musste. Und dann war der Boden nass.
Wer sieht den Gekko?
Abends auf dem Nachtmarkt wagen wir uns an einen Hot Pot. Dabei kriegt man einen Topf glühender Kohlen, darauf steht ein Topf mit einer Art Bouillon. In einem Plastikkörbchen liegen Kohl, Glasnudeln, Pilze, ein Ei, Basilikum und ein paar unbekannte grüne Blätter und Stängel. Auf einem Tellerchen kriegt man wahlweise Schwein, Geflügel oder Fisch. Dann also Deckel auf, Grünzeug und Fleisch rein, Deckel zu. Es war lecker, aber nicht sättigend. Also holte ich uns einen Teller mit frittiertem Fisch, Poulet und Crevetten von einem anderen Stand.
Katharina